“Fußballspielen ist die beste Pflege für einen Hartplatz”

Die drei Jungs, die am gestrigen Freitagabend (8.3.2024) gegen 18 Uhr zum Hartplatz der Bavaria Ebernburg kamen, wollten nur ein bisschen kicken. Gut zwei Wochen, nachdem mit Andreas „Andi“ Brehme einer der letzten grossen deutschen Strassenfussballer gestorben ist, passierte dann das, was zu verhindern droht, dass erfolgreicher Nachwuchs in die grossen Fussstapfen von Brehme und etwa Mehmet Scholl tritt: wegen einer Platzsperre durften sie den ihnen ausreichenden Hartplatz nicht benutzen. Freundlich wurden sie von im Vereinsheim anwesenden Bavaria-Verantwortlichen immerhin auf den Rasenplatz verwiesen.

Während Hartplätze, auf denen noch alle deutschen Fußball-Welt- und Europameister ganz selbstverständlich mindestens in ihren Jugendmannschaften gespielt haben, mittlerweile fast überall verpöhnt sind (der in Ippesheim wurde wegen Fussballer-Desinteresse zwischenzeitlich zu einem Freizeitgebiet umgestaltet), erfreut sich der in Ebernburg größter Beliebtheit. Wegen der Flutlichtanlage. Die ermöglicht im Winterhalbjahr das Training auch nach Einbruch der Dunkelheit. Aus Sicherheitsgründen werden diese Anlagen regelmässig auf ihre Standfestigkeit geprüft. Mit einem im Stadtteil unerfreulichen Ergebnis.

Die Sicherheit war bei zwei der sechs Masten rund um den Ebernburger Hartplatz nicht mehr gegeben. Um ein Unglück in der Sanierungsphase zu verhindern, wurde der Platz von der Stadt gesperrt. Und auch, weil aus dem Hart- stellenweise ein Wildkräuterplatz geworden ist. In den vergangenen Monaten konnte die Bavaria ihr Training auf einem Ersatzplatz im Salinental abhalten. Da der Ausweichplatz jetzt nicht mehr frei ist, kam das Thema am Mittwoch dieser Woche (6.3.2024) im Sportausschuss unter dem Tagesordnungspunkt “Zustand Hartplatz und Flutlichtmasten auf dem Sportplatz in Bad Münster am Stein – Ebernburg” zur Sprache.

In der Verwaltungsvorlage wurde die Verantwortung für den schlechten Platzzustand dem Sportverein zugeordnet. “Der Hartplatz in Ebernburg wurde viele Jahre nicht in der ganzen Fläche genutzt. In der Folge hatte das Unkraut beste Möglichkeiten zu wuchern. Die städtischerseits durchgeführte Pflege alleine reichte nicht, dies zu verhindern. Der Hartplatz muss regelmäßig bespielt werden, damit er nicht vergrünt. Zwei unabhängige Sportplatzbaufirmen sind nach Überprüfung des Platzes zum Ergebnis gekommen, dass eine Komplettsanierung durchgeführt werden muss, um den Hartplatz wieder gefahrlos bespielen zu können”.

Ein solche Sanierung würde natürlich Geld kosten, das weder der Verein noch die Stadt haben: “Die Sanierungskosten wurden sehr grob auf mindestens rund 120.000 € geschätzt. Ob die bestehende Drainage noch funktioniert, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht festgestellt werden. Im Falle einer Erneuerung der Drainage müssten hierfür ebenfalls noch Kosten ermittelt werden, welche hier noch nicht aufgeführt wurden”. Die wären mindestens fünfstellig. Vor allem aber wäre der Platz im Fall einer Sanierung viele Monate unbespielbar. Daher regte sich gegen die Schuldzuweisung Widerspruch der an der Sitzung teilnehmenden Vereinsvertreter der Bavaria.

Die Argumentation der Stadt mit der “Verkehrssicherungspflicht” stösst in Ebernburg auf Widerspruch. “Grasbüschel auf dem Hartplatz sollen gefährlicher sein, als die Stahlplatte zum Abziehen, die ungesichert mitten auf dem Weg direkt daneben liegt?” merkte ein Teilnehmer der Sitzung an.

Keinesfalls sei zu wenig trainiert worden. Die Ursache für den schlechten Platzzustand liege vielmehr bei der unzureichenden Pflege durch den städtischen Bauhof. Diese erfolgte bis zur Platzsperre “etwa alle drei Wochen”. Nötig sei aber eine wöchentliche “Abreibung” für den Hartplatz. Dem widersprach Ingo Naskowski vom Stadtbauamt vehement. Er betonte: “Fußballspielen ist die beste Pflege für einen Hartplatz”. Das verbale Scharmützel wurde von Sportdezenent Markus Schlosser lösungsorientiert beendet. Er regte an die Sanierung der Lichtmasten schnellstmöglich abzuschliessen und dann den bespielbaren Teil des Platzes für das Training wieder freizugeben.

Nach Auskunft der Stadtverwaltung stellen diese ungesicherten Kabel keine Gefahr da, weil kein Strom anliegt.

Doch dieser Plan hat einen Haken. Laut Ingo Naskowski fehlt ein Ersatzteil, um die Reparatur der Flutlichtanlage abzuschliessen. Bezüglich der “Vergrünung” des Hartplatzes führte CDU-Fraktionsvorsitzender Manfred Rapp aus, dass diese nach seiner Beobachtung vom Spielfeldrand ausgehe. Nicht von den Kibitzen dort. Sondern vom Platzbegleitgrün. Damit das sich nicht schnell auf dem Hartplatz ausbreitet, müsse nicht nur auf dem Platz, sondern auch drumherum gearbeitet werden. Der von Rapp bei einem Ortstermin festgestellte freihängende Kabelsalat an einem Lichtmast ist laut Naskowski ungefährlich. Weil kein Strom auf der Anlage ist (weiterer Bericht folgt).