Keine weiteren “Reichengräber” auf dem Hauptfriedhof: Absage an Memoriam-Garten

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Die Plätze im 2018 auf den Weg gebrachten Memoriam-Garten I auf dem Bad Kreuznacher Hauptfriedhof waren in den zurückliegenden Jahren schnell vergriffen. Daher legte die Verwaltung dem Finanzausschuss für die Sitzung am Montag dieser Woche (4.3.2024) eine eindeutige Beschlussvorlage schriftlich vor: “der Finanzausschuss empfiehlt dem Stadtrat, der Erweiterung des Memoriam-Garten auf dem städtischen Hauptfriedhof zuzustimmen”. Die Vorlage war am 6. Februar erstellt und von Oberbürgermeister Emanuel Letz unterschrieben worden.

Die auf dem Plan mit Fragezeichen versehene “Erweiterung Memoriam-Garten” im Friedhofs-Distrikt „30“ mit einer Gesamtgröße von rund 1.000 m² wird es in dieser Form nicht geben.

Ende Februar kam dann Bürgermeister, Kämmerer und Finanzausschussvorsitzender Thomas Blechschmidt aus einer rund dreimonatigen Krankschreibung zurück an den Schreibtisch. Und stellte eine Reihe von Widersprüchen und Problemen dieses Projektes fest. Daher sprach der Bürgermeister gleich zu Beginn des entsprechenden Tagesordnungspunktes im Finanzausschuss Umstände an, “die dagegen sprechen könnten”. Und listete dann gleich eine Reihe von Punkten auf. Deutlich sprach Blechschmidt an, dass sich “das nicht jeder leisten kann”. Mit der Vergabe der etwa 1.000 Quadratmeter grossen Fläche gingen dem Gebührenhaushalt zudem mehrere hunderttausend Euro Einnahmen verloren.

Denn die Stadt könnte dort bis zu 800 Urnenbestattungen ermöglichen. Im Memoriam-Garten II wären es auf der selben Fläche aber nur rund 300 gebührenpflichtige Bestattungen. Wer sich das leisten könne und wolle, habe zudem die Möglichkeit direkt einen Gärtner mit der Grabpflege zu beauftragen. Diese Sichtweise wurde in der Aussprache von mehreren Ausschussmitgliedern unterstützt. Günter Meurer (SPD) sprach sich ausdrücklich für die Erhaltung der bisherigen Trauerkultur aus. Michael Henke (Grüne) erkannte in dem Memoriam-Garten ein “Reichengrabfeld” für einen “exklusiven Zirkel”.

Jörg Fechner (AfD) bevorzugte an Stelle des “Memoriam-Garten II” den zuvor von Blechschmidt ins Spiel gebrachten “kleinen Waldfriedhof”. Jürgen Locher (Die Linke) sprach den grossen Grabflächenbedarf auf dem Friedhof an und unterstützte den entsprechenden Hinweis des Bürgermeisters. Patrick Bruns (FDP) bat um Vorlage des Gesamtplanes für den Hauptfriedhof und merkte an, dass Detailllösungen erst ins Auge gefasst werden sollten, wenn alle Daten und Fakten dem Ausschuss vorliegen. Holger Grumbach (SPD) lehnte den Memoriam-Garten II mit der Erklärung ab, er wolle “ungern einem privaten Verband öffentliche Flächen zur Verfügung stellen”. Zudem private Großgräber ja trotzdem möglich seien.

Als zusätzliche Information hatte die Verwaltung den Ausschussmitgliedern das Werbeblatt für den Memoriam-Garten zur Verfügung gestellt. Ein Platz im Urnen-Gemeinschaftsgrab (Laufzeit 15 Jahre) kommt demnach auf 2.239 Euro, ein Urnen-Wahlgrab im Partnerrondell (Laufzeit 20 Jahre) auf 5.751 Euro. Angeboten werden auch ein Platz im Urnen-Reihengrab (Laufzeit 15 Jahre, 60 x 90 cm) für 4.483 Euro, im Urnen-Wahlgrab (Laufzeit 20 Jahre, 80 x 90 cm) für 7.412 Euro, im Erd-Reihengrab (Laufzeit 25 Jahre, 90 x 200 cm) für 11.102 Euro und Erd-Wahlgrab (Laufzeit 30 Jahre, 120 x 250 cm) für 16.173 Euro.

In diesen Beträgen sind die jeweils an die Stadt zu zahlenden Gebühren für das Nutzungsrecht pp und die an den Bestatter zu zahlenden Beisetzungskosten in zusammen vierstelliger Höhe nicht enthalten. Schon die unterschiedlichen Laufzeiten hätten bei der Erstellung der Vorlage auffallen müssen. Im Vertrag heisst es wörtlich: “Die Vereinbarung beginnt am 1.3.2024 und endet nach Ablauf von 20 Jahren mit der Option der Verlängerung”. Trotzdem also nur 20 Jahre Nutzungszeit zur Verfügung stehen, werden im Prospekt für ein Erd-Reihengrab 25 Jahre und für ein Erd-Wahlgrabmal sogar 30 Jahre angeboten.

Nach etwa 20minütiger Diskussion dann die Entscheidung: mit dem Votum des Bürgermeisters wurde die Verwaltungsvorlage einstimmig abgelehnt. Statt dessen wird die Verwaltung die Idee weiter planen, auf der für den Memoriam-Garten II beanspruchten Fläche durch Neupflanzung weiterer Bäume einen kleinen Waldfriedhof auf dem Hauptfriedhof zu schaffen. Ein echter Waldfriedhof, darüber informierte Bauhof-Leiter Mareike Näher den Finanzausschuss, benötige bis zu seiner Eröffnung “zwei bis drei Jahre” Vorbereitungszeit. Der “kleine Waldfriedhof” könnte viel schneller realisiert werden.