Erpresserischer Menschenraub: Polizeirazzia im PAVI in der Viktoriastrasse

Mit der Befreiung des entführten Opfers am vergangenen späten Mittwochabend (21.2.2024) durch Kräfte der Polizei und Kripo und der Verhaftung von zwei dringend Tatverdächtigen (diese Seite berichtete) war der Fall noch nicht abgeschlossen. Wenige Stunden später, am frühen vergangenen Donnerstagvormittag (22.2.2024) gegen 7:40 Uhr wurde die Aufmerksamkeit von Passanten und Anwohner*Innen in der Bad Kreuznacher Innenstadt auf eine lautstarke polizeiliche Ermittlungsmaßnahme gelenkt. Polizeikräfte brachen die Eingangstür zur Gaststätte PAVI (Viktoriastrasse) auf.

Die Aufbruchspuren waren noch am Wochenende vom Gehweg aus gut zu sehen.

Das Polizeipräsidium Mainz hat auf Anfrage der Redaktion dieser Seite den Sachverhalt wie folgt bestätigt: “am Donnerstag den 22.2.2024 fanden Durchsuchungsmaßnahmen an der von Ihnen genannten Örtlichkeit statt. Diese Maßnahmen stehen im Zusammenhang mit Ermittlungen zu dem erpresserischen Menschenraub, zu dem wir am 22.02.2024 gegen 15:42 Uhr gemeinsam mit der StA Bad Kreuznach eine entsprechende Pressemeldung veröffentlicht haben. Über diese Pressemeldung hinaus können wir derzeit aufgrund laufender Ermittlungen keine weiteren Angaben machen”.

Zum Hintergrund der Sache hat die Redaktion dieser Seite aus den “gewöhnlich gut unterrichten Kreisen” folgende Angaben erhalten. Demnach wurde das 19jährige Opfer bereits vor seiner Entführung um Geld erpresst. Beim Kopf dieser Handlungen soll es sich um einen unter dem Spitznamen “Rocky” in der Bad Kreuznacher Gaststättenszene bekannten jungen Iraker handeln, der bereits durch Drogengeschäfte auffällig wurde. Diesem droht jetzt eine mehrjährige Freiheitsstrafe. Die geschäftsüblich geringer ausfällt, wenn der Beschuldigte “auspackt”.

Die Meinung unseres Redakteurs Claus Jotzo:
Bitte Lob aussprechen statt Zweifel zu sähen

Ein früherer deutscher Innenminister begründete 2015 seine amtliche Informationsverweigerung nach der Absage eines Fußballländerspiels mit der Aussage, die von ihm zurückgehalten Fakten könnten “die Bevölkerung verunsichern”. Der Mann ist schon lange nicht mehr im Amt. Zumindest in einigen Köpfen hat die ministerielle Misstrauenserklärung gegenüber Millionen Mitbürger*Innen zum Nachdenken geführt. U.a. zur Frage, ob es in einer Demokratie mit gesetzlich geschütztem Informationszugang und Pressefreiheit sinnvoll sein kann auch nur den Versuch zu übernehmen, Fakten zu unterdrücken. Etwa die über den Umfang der Kriminalität.

Die richtige Weg ist natürlich ein ganz anderer: Tatsachen müssen benannt, gern von den Verantwortlichen erläutert und durch Darstellung der Zusammenhänge verständlich gemacht werden. Jenen, die ausgerechnet das Aufdecken von Kriminalität dazu missbrauchen, über den Niedergang des Staates zu schwafeln, muss entgegengetreten werden. Mit dem Hinweis auf die Fakten. Zu denen zählt, dass die Ermittlungsbehörden zum Beispiel in Bad Kreuznach aktuell einfach einen guten Job machen. Und daher erfolgreich gegen Drogenhändler und andere Schwerkriminelle vorgehen. Dafür haben Polizei und Staatsanwaltschaft ein Lob verdient.

Und Unterstützung aus der Bevölkerung. Natürlich wünscht eine grosse Mehrheit von uns sich eine noch effektivere Bekämpfung krimineller Elemente. Auch der Kleinkriminalität. Aber jeder Erfolg, gerade wenn mal ein grosser Fisch ins Netz geht, sollte positiv wahrgenommen und kommentiert werden. Und nicht zum Anlass für Kritik und Systemversagensfantasien missgedeutet. Herkules hat die neunköpfige Hydra nicht besiegt, weil er nach dem Abschlagen eines Kopfes lautstark beklagte, dass an dessen Stelle zwei neue nachwuchsen. Sondern in dem er als effektive Bekämpfungsmaßnahme der Bestie das Ausbrennen der Hälse erkannte – und anwendete.

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