Kahlschlag im Salinental

Ins Bild gesetzt und kommentiert von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Weil es Winter ist und “nur” Laubbäume betroffen sind, ist der Effekt optisch noch nicht so auffällig. Deutlich sichtbar aber ist: statt bis zum gestrigen Samstagmorgen (17.2.2024) Bäume, dominieren jetzt Lampenträger aus Beton und Stahl das Bild längs der B 48 im Eingangsbereich zum Salinenbad. Schon auf dem Papier sah das Fällen von rund 40 Bäumen, teils Jahrzehnte alt, nicht schön aus. In der Realität mutet es wie ein Kahlschlag an. Und es ist nicht die einzige Stelle im Salinental, an der gestern Kettensägen zum Einsatz kamen.

Denn nicht nur für den Verkehrskreisel, der an der Einmündung des Burgweges in die Bundesstrasse entsteht, wurden Bäume gefällt. Rund zwei Dutzend frische Fällstümpfe befinden sich einige hundert Meter stadteinwärts. Im Bereich der Einfahrt zum Parkplatz unter den Platanen. Und ein paar Meter weiter östlich. Gegenüber der Zufahrt zum “Bruch”. Wieso dort auf der Südseite der B 48 die Fällung einer ganzen Baumreihe auf über 100 Metern Länge erfolgte, wurde in den städtischen Gremien (Planungsausschuss und Stadtrat) vorab nicht erklärt.

Die Notwendigkeit der Baumfällungen auf der Nordseite auf beidseits der Ein- und Ausfahrt zum früheren Granit-Steinbruch (der heute vom Bauhof genutzt wird) dagegen ist bekannt: dort müssen Hangsicherungsarbeiten durchgeführt werden. Um Menschen vor einem Erdrutsch zu schützen, wie er von dieser Seite nach Einschaltung eines erfahrenen Geologen bereits im Herbst 2022 als drohende Gefahr schriftlich der Stadtverwaltung angekündigt wurde. Die blieb untätig. Am 9.2.2023 rutschte der Hang dann. Mit viel Glück ging es damals ohne Personenschäden aus.

Die Fällung der Baumreihe an dieser Stelle wurde in keinem städtischen Gremium öffentlich angekündigt.

Erst im März 2023 wurde dann eine Schutzwand aus schweren Betonteilen errichtet, die seit dem hässlich aber zweckmäßig Passanten und Autofahrende vor herabfallenden Gesteinsbrocken und Erdmassen schützt. Zurück zur Fällaktion. Mittags meldete sich fernmündlich eine Anwohnerin des Wohngebietes, das auf dem Areal des früheren US-Hospitals entstanden ist. Dort waren die Sägearbeiten gut zu hören. Der kleine Junge im Grundschulalter weinte im Hintergrund. Die Mutter hatte ihm erklärt, was das Geräusch bedeutet. In der Schule hatte er gelernt, dass Bäume seine Freunde sind.

Auch ein Teil der Bäume, die stehen bleiben durften, kam nicht ungeschoren davon.
Nicht gefällt wurden Bäume mit diesem Zeichen.

Dass davon jetzt dutzende gefällt werden, konnten Mutter und Sohn nicht begreifen. Im Zusammenhang mit der Präsentation der Ausbaupläne für den Waldparkplatz, die B 48, die Parkplätze für das Salinenbad und die Hangsicherung war von Baumfällarbeiten nur am Rand die Rede. Tatsächlich sind bis heute nur dort über 100 grosse Bäume abgesägt und einiges an Buschwerk weggemacht worden. Besonders ärgerlich ist: weder der LBM noch die Stadtverwaltung erklären alle Details des Gesamtprojektes. Einiges blieb von Anfang an unklar.

Anderes wurde schöngeredet. Wenn ich im Planungsausschuss (PLUV) und im Stadtrat sässe, würde ich mehrere konkrete Sachverhalte hinterfragen. So erklärte der Leiter des Tiefbauamtes, Philipp Geib, im Zusammenhang mit der Präsentation der Umbaupläne vor Jahren, auf der Südseite der B 48 werde ein mehrere hundert Meter langer Abschnitt des Gehweges wegfallen. Das angebliche Motiv der Verwaltung: ohne Gehweg auf der Südseite gäbe es keine “wilden” Fahrbahnquerungen über die Bundesstrasse. Sinngemäß erklärte Geib zu der Entsiegelungsmaßnahme damals:

“Das ist auch gut für die Bäume”. Denn deren Baumscheiben würden dadurch wesentlich größer. Und deren Lebensbedingungen dadurch besser. Obwohl diese Erklärung jetzt schon Jahre zurückliegt, ist bis jetzt bezüglich der Entsiegelung nichts passiert. Kein Quadratmillimeter Asphalt wurde entfernt. Verändert hat sich lediglich der angeblich durch die Entsiegelung zu fördernde Baumbestand. Der wurde auf einem kleinen Teil der Strecke abrasiert. Selbst wenn da jetzt entsiegelt würde. Diese abgesägten Bäume haben davon nichts mehr.

Das Argument hinsichtlich der selbstgefährdenden Bundesstrassenquerer, für das vom Stadtbauamt extra sogar eine Passantenzählung durchgeführt wurde, hat sich übrigens bereits im vergangenen Jahr erledigt. Denn bei der Neugestaltung der Salinenbad-Parkplätze unter den Platanen wurde an Stelle der früher kniehohen Schutzplanken ein über ein Meter hoher Zaun errichtet. Da der von Passanten nicht überklettert werden kann, macht dort eine Querung der B 48 für die keinen Sinn mehr. Sie wollen wissen, wo all das NICHT besprochen wurde? Im PLUV.

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