Heute kommt es zum höchsten Nahepegel seit mehr als 10 Jahren

Am frühen heutigen Mittwochmorgen um 1 Uhr hat die Hochwasservorhersagezentrale Rheinland-Pfalz ihre aktuellste Berechnung veröffentlicht (Stand: 3.1.2024 um 4:30 Uhr). Demnach wird der Nahepegel Bad Kreuznach heute Mittag um 13 Uhr mit 5,51 Meter einen neuen Höchststand seit mehr als zehn Jahren erreichen. Der bisherige 10-Jahres-Höchstwert datiert mit 5,50 Meter vom 14. Mai 2013. Diese Höhe wird laut HVZ in jedem Fall erreicht. Möglich sind nach Einschätzung der Wissenschaftler aber auch 5,54 Meter. Damit ist die Nahe in nur 26 Stunden um zwei Meter gestiegen.

Unter Bezugnahme auf die Angaben der HVZ erklärte gestern auch die Stadtverwaltung: “Daher besteht für Bad Kreuznach keine akute Gefahr”. 

Damit bietet der im Sommer an manchen Stellen im Stadtgebiet nur Knietiefe Fluss seit dem heutigen Vormittag ein beeindruckendes Schauspiel. Der vor über 20 Jahren errichtete mechanische Hochwasserschutz wird dadurch aber nicht getestet. Denn nach dem Höchststand in der Mittagszeit wird die Nahe noch heute bis zum Donnerstagmittag wieder auf oder sogar unter die Fünf-Meter-Marke fallen. Das heisst nicht, dass es kein Wasser in dem ein oder anderen Keller geben wird. Das ist dann aber keine braune Brühe, sondern kristallklar. Und kommt aus dem Boden.

Denn ganz anders als beim Hochwasser sieht es nämlich mit dem Grundwasserdruck aus. Der lässt sich weder gut kontrollieren noch berechnen. Einerseits ist der Grundwasserstand durch die erfreulich regenreichen letzten Monate ohnehin wieder angestiegen. Andererseits übt die proppenvolle Nahe mit Millionen Tonnen Mehrwasser in ihrem Bett allein im Stadtgebiet einen riesigen Druck aus. Die Forschenden des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), Institut für Wasser und Gewässerentwicklung – Fachbereich Hydrologie, haben im Rahmen der Planung des Bad Kreuznacher Hochwasserschutzes bereits in den neunziger Jahren eine interessante Rechnung angestellt:

Demnach belastet jeder einzelne Meter Hochwasser über 300 Zentimeter das Flussbett der Nahe im Bad Kreuznacher Stadtgebiet zwischen dem Salinental und Ippesheim (ohne die Fläche des Ortsbezirkes Bad Münster) mit etwa zwei Millionen Tonnen zusätzlich. Die dadurch bewirkte Kompression führt zum Ansteigen des Grundwassers, das auch ohne Hochwasser heute in einigen Kellern der Häuser mit entsprechend durchlässigem Untergrund, insbesondere auf dem Badewörth, steht. Die betroffenen Hauseigentümer wissen es zu schätzen, dass die Nahe zu den schnell ansteigenden, aber auch schnell wieder abschwellenden Gewässern zählt. Anders als etwa am Rhein, bei dem entsprechende Starkwasserphasen einige Tage oder Wochen andauern, sind es bei der Nahe oft nur einige Stunden oder wenige Tage.