Gesang IN der Pauluskirche ist nichts Ungewöhnliches. Gestern Nachmittag wurde allerdings lautstark und ohne elektronische Verstärkung (diese ist an Fastnacht im Narrenkäfig ja durchaus üblich) im Umfeld des Gotteshauses gesungen. Eine über 150 Personen zählende Spaziergänger-Gruppe intonierte das alte deutsche Volkslied “Die Gedanken sind frei” zum Protest gegen die Coronaschutzmaßnahmen und mehr.
Wie in dutzenden anderen Städten bundesweit trafen sich auch am gestrigen Samstag Zweifler, Besorgte, Kritiker und Neugierige zunächst auf dem Kornmarkt. Es sah aus wie eine Demonstration. Und die Sicherheitskräfte erkannten auch den Versammlungscharakter. Aber anders als anderenorts war das Treffen erneut nicht angemeldet und keine Person übernahm die Funktion des Versammlungsleiters.
Zu Beginn der als solche nicht angemeldeten Versammlung stand ein Krankenwagen bereit. Der wurde dann aber noch rechtzeitig als ein Symbol von unerwünschten Entwicklungen erkannt und entfernt.
Im Gegensatz zu anderen Kommunen gabs in Bad Keuznach erfreulicher Weise wie schon vor einer Woche keinen Stress. Denn erneut zeigten sich Ordnungskräfte und Anwesende sehr besonnen und friedfertig. Wie vor einer Woche begannen die auf dem Kornmarkt versammelten wie abgesprochen gegen 15.30 Uhr mit einem Spaziergang rund um den Kornmarkt.
Zunächst wurde – diesmal links herum – der Kornmarkt umgangen.
Dann marschierten die Bürger*Innen aber anders als am letzten Samstag weiter. Über die Roßstrasse, die Mühlenteichbrücke, längs der Kurhausstrasse bis zur Schirmbar, dann um die Pauluskirche herum (auf deren Rückseite es einen massiven Stau gab) und zurück zum Kornmarkt.
Auch gestern wieder vor Ort auf und um den Kornmarkt: zahlreiche AfD-Politiker, wie Thomas Wolff (links) im Gespräch mit Ordnungsdezernent Markus Schlosser (rechts mit schwarzer Kappe).
Dort ertönten dann nach 16 Uhr die geschäftsüblichen Lautsprecherdurchsagen der Polizei, mit denen auf die formale Rechtswidrigkeit der Protestmaßnahme hingewiesen wurde. Und um 16.34 Uhr die Ankündigung, für den Fall der Nichtauflösung der Versammlung Ordnungswidrigkeiten- und ggf Strafverfahren einzuleiten. In der Folge verliefen und vereinzelten sich die Versammlungsteilnehmer*Innen, ohne dass es zu weiteren ordnungsrechtlichen Maßnahmen kommen mußte. Die rund drei Dutzend anwesenden Einsatzkräfte von Polizei und städtischem Vollzug rückten daraufhin ebenfalls zügig ab.
