Wenn Dr. Volker Hertel König von Deutschland wäre …

Von Claus Jotzo

Anfangs wurde der Mann belächelt. U.a. weil er mit einem Hausschwein an der Leine durch den Ort und die Weinberge spazieren ging. Im Laufe der Jahrzehnte hat er sich dann Respekt und Anerkennung auch der meisten seiner Kritiker erarbeitet. Von 1999 bis 2009 als Mitglied des Bosenheimer Ortsbeirates. Und danach 15 Jahre als Ortsvo(e)rsteher. Am Mittwoch vergangener Woche (21.8.2024) hat sich der tags drauf aus dem Amt geschiedene, jetzige Ex-Ortsvorsteher Dr. Volker Hertel von seinen Bosenheimer*Innen offiziell verabschiedet.

Mit einem Feierabendschoppen (diese Veranstaltungsform hatte Dr. Hertel im Hamburg-Urlaub mit seiner Tochter erdacht und in Bosenheim eingeführt). Fürs leibliche Wohl gabs Spundekäs mit Bretzeln. Für die mentale Bewältigung des Abschieds vom Amt hat, vielleicht auch als Denkanstoss, hat der promovierte Biologe einen Liedtext gedichtet. Und gesungen. Von sich selbst auf der Gitarre begleitet. Der Refrain wurde bereits nach der ersten Strophe von den zahlreichen Gästen mitgesungen. Hier der Text von seiner Version des Rio-Reiser-Hits “König von Deutschland”:

Der Refrain wurde von den Gästen lauthals mitgesungen, die neuen textstrophen beklatscht.

Jede Nacht um halb eins, wenn das Fernsehen rauscht,
leg ich mich auf′s Bett und mal mir aus,
wie es wäre, wenn ich nicht der wäre, der ich bin.
sondern Kanzler, Kaiser, König oder Königin.
Ich denk’ mir, was der Scholz da kann, das kann ich auch.
Ich würd′ Vivaldi hören tagein-tagaus.
Ich käm’ viel rum, würd’ nach Russland reisen,
Putin mal wie Waldi in die Waden beißen.

Das alles und noch viel mehr, würd′ ich machen,
wenn ich König von Deutschland wär′.

Ich würd’ die Krone täglich wechseln, würde zweimal baden,
die Lottozahlen eine Woche vorher sagen.
Bei der Bundeswehr gäb’ es nur noch Hit-Paraden,
ich würd′ jeden Tag im Jahr Geburtstag haben.
Im Fernseh’n gäb es nur noch ein Programm:
Philipp Amthor, vierundzwanzig Stunden lang.
Ich hätte zweihundert Schlösser und wär’ nie mehr pleite.
Volker der Erste, Sissi die zweite!

Das alles und noch viel mehr, würd′ ich machen,
wenn ich König von Deutschland wär′.

Das Schwimmbad würd ich öffnen, und zwar morg’n.
Ich würde für ein 50-Meter-Becken sorg’n.
Ich hielt es immer auf, das ganze Jahr.
Am Kiosk gäbs ne kostenlose Cocktailbar.
Die Bademeister wären lieb und nett.
Es gäb zum Wippen ein 5-meter Brett.
Im Winter würd das Wasser, damit keiner friert,
mit der heißen Luft der Stadtratsreden temperiert.

Das alles und noch viel mehr, würd′ ich machen,
wenn ich König von Deutschland wär′.

Der Bosenheimer Wein wär endlich top,
macht’ richtig blau und doch kein dicken Kopp.
Mein Spundekäs, und das wär richtig schick,
wär sehr gesund, und machte niemals dick.
Croissants vom Bäcker gäbs den ganzen Tag,
bezahlen könnt ein jeder, wie er mag:
mit Handy, paypal oder Giro-Karten,
und niemand müsst am Samstag auf die Brötchen warten

Das alles und noch viel mehr, würd′ ich machen,
wenn ich König von Deutschland wär′.

Die Straßen wären bunte Blumenwiesen
auf denen Gras und Mohn und manche Pilze spriesen
aus den Autos würdn, das fänd ich gar nicht übel,
große, bunte und mobile Blumenkübel
In Bosenheim würdn alle nur noch laufen,
denen, die was tragen, würd ich einen Esel kaufen
An den Tankstellen gäb es nur noch das, was schmeckt
aus den Zapfsäuln fließn Wein und Bier, Perlissimo und Sekt

Das alles und noch viel mehr, würd′ ich machen,
wenn ich König von Deutschland wär′.

In Bosenheim wär es dann endlich still,
weil ich das so und gar nicht anders will.
Die Rasenmäher blieben dann im Schuppen liegen,
wer Rasen mähen will, nähm meine Ziegen.
Die DJs arbeiten nur mit Grammophonen,
das hebt die Stimmung, würd die Ohren schonen.
Für Carsten hielte ich ein Hörgerät bereit,
dann hört sich auch ohne dass er lauthals schreit

Das alles und noch viel mehr, würd′ ich machen,
wenn ich König von Deutschland wär′.

In Bingen würd ein richtig großer Wall gebaut,
die Nahe wird hoch zum Landissimo gestaut.
Die Bosenheimer könnten dann im Strandbad baden,
die Planiger würdn dazu einfach eingeladen.
Nach Winzenheim führn alle mit dem Schiff,
In BME, da wächst dann ein Korallenriff.
Die Feuerwehr, die findet alles sehr charmant,
denn damit wär in Kreuznach jede Brandgefahr gebannt.

Das alles und noch viel mehr, würd′ ich machen,
wenn ich König von Deutschland wär′.