Email-Eskalation nach der Sitzung des Migrationsbeirates

Kommentiert von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Zillan Daoud, die Vorsitzende des städtischen Beirates für Migration, hatte die Sitzung des Gremiums am Dienstagabend dieser Woche (27.2.2024) souverän geleitet und zu einem guten Ende gebracht. Mit vielen Informationen. Und einem Thema, das durchaus geeignet ist, Emotionen zu wecken: einer Stellungnahme zum Antisemitimus. Durch klare Redebeiträge unterstützt von ihrem Stellvertreter Eleyow Ghandi und Vorstandsmitglied Andrea Manz. Auch die klarstellende Wortmeldung des Beigeordneten Markus Schlosser bewältigte Zillan Daoud selbstbewusst. Interpretierte diese zutreffend spontan positiv.

Und reagierte sehr angenehm auch im Ton. Der verschärfte sich, als Annette Bauer zu Wort kam (diese Seite berichtete). Die SPD-Stadtratskandidatin griff Schlosser wegen dessen Klarstellung an. Und verwickelte sich dann in verbale Scharmützel mit der Vorsitzenden. Bauers These, Antisemitismus sei in Bad Kreuznach kein Thema, kam mehreren Anwesenden angesichts der Diskussionen etwa auf den Schulhöfen und in den Klassenzimmern der Stadt eher weltfremd vor. Schräg wirkte auf Beiratskolleg*Innen dann die Reaktion von Annette Bauer, die tatsächlich erklärte, “ich verkehre in Kreisen, in denen alles in Ordnung ist”.

Diese pauschale, sehr Ich-bezogene Verharmlosung der tatsächlichen Lage, wurde von Andrea Manz in wohlgesetzten Worten aufgefangen. Damit schien der Streit erledigt. Tatsächlich kochte der Konflikt nach dem Ende der Sitzung in Annette Bauer erst richtig hoch. Um 19:13 Uhr, kaum eine halbe Stunde nachdem Zillan Daoud die Beiratmitglieder in den Feierabend entlassen hatte, erhielt Beigeordneter Schlosser eine Bauer-Email. Da diese von der Absenderin nicht als “privat” oder “persönlich”, sondern mit ihrem Amt als “Stellv. Vorsitzende Beirat Migration-Integration Stadt BK” unterzeichnet war, liess Schlosser die Korrespondenz den Beiratsmitgliedern zur Verfügung stellen.

Die machten daher gestern grosse Augen. Denn Annette Bauer legte schriftlich kräftig nach: “Messen Sie sich nicht mit mir, das nächste Mal gibt es richtig Ärger für Sie. Lernen Sie Respekt !!!”, sind ihre an Schlosser gerichteten Schlussworte. Vorher schreibt Bauer von “rüdem Verhalten” und “Respekt vor Frauen in jedem Alter”. Wer wie ich Augen- und Ohrenzeuge der Sitzung war, kann all diese an Schlosser gerichteten Vorwürfe nicht nachvollziehen. Wie auch den grosszügigen Einsatz von Satzzeichen, die – anders als Annette Bauer das offenbar denkt – keine Rudeltiere sind. Die von Annette Bauer in der zweiten Email angesprochene “Grenzüberschreitung” gab es tatsächlich.

Durch Annette Bauer. Dabei hat die resolute Dame das doch gar nicht nötig. Mit dem Förderverein Klein-Venedig Bohème e.V. hat sie ihre Energie (bei aller damit berechtigt verbundenen Selbstdarstellung) in wertvolle, gemeinschaftsstiftende Projekte investiert. Der von ihr vor vielen Jahren gegebene Hinweis auf die Gedenksäule der Freifrau von Recum am Schlossparkmuseum hat die berührende Geschichte in Erinnerung gerufen (diese Seite berichtete). Wenn auch die Bauer-Kritik am traurigen Zustandes des Umfeldes dort (“ist total herunter gekommen”) von ihr leider nicht weiterverfolgt wurde. Das Thema wäre Emails und mehr wert. Anders als persönliche Befindlichkeiten.

Am 27.2.2024 um 19:03 schrieb Annette Bauer an Markus Schlosser:

“Guten Abend, wie ich es Herrn Kaya schon mal sagte, sage ich Ihnen heute Abend sehr deutlich, in diesem Ton sprechen Sie nicht mehr mit mir !!! Sie sollten doch als Politiker eine gute Erziehung haben und Respekt vor Frauen in jedem Alter. In unserer Familie kennen wir solch rüdes Verhalten nicht. Es gab keinen Anlass mich vor allen Leuten so anzugehen. Messen Sie sich nicht mit mir, das nächste Mal gibt es richtig Ärger für Sie. Lernen Sie Respekt !!! MfG Annette Bauer Stellv. Vorsitzende Beirat Migration-Integration Stadt BK”

Am 27.2.2024, 19:13 schrieb Markus Schlosser an Annette Bauer:

“Guten Abend Frau Bauer, es waren genügend Personen im Raum, die bezeugen können, dass ich mich in keinster Weise gegenüber Ihnen so verhalten habe, wie Sie es beschreiben. Ihre Anschuldigungen in meine Richtung sind eine Unverschämtheit. Und das war ja auch nicht das erste Mal, dass sie mir solche Dinge unterstellen. Es war ja dann auch im Verlauf interessant zu hören, wie Sie sich gegenüber der Vorsitzenden und auch gegenüber einem weiteren Ausschussmitglied verhalten haben. Ich muss daher leider Ihr Verhalten kritisieren. Mit freundlichem Gruß Markus Schlosser”

Am 27.2.2024 um 19:43 schrieb Annette Bauer an Markus Schlosser:

“Sie merken wohl nicht, wie Sie Grenzen überschritten haben. Unterlassen Sie das bitte in Zukunft.”

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28.02.2024 – “Wir fühlen mit den Opfern auf beiden Seiten”
17.01.2020 – “Annette Bauer zeigt Defizite in der historischen Neustadt auf”
11.09.2019 – “Annette Bauer möchte die Gedenkstätte einer großen Liebe aufwerten”