Die Kreisverwaltung macht’s möglich: beim Sonntagsspaziergang Mülldetektiv spielen

Beobachtet und kommentiert von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Für die Ermittlung und Überführung der Täter*Innen illegaler Müllablagerungen ist die Kreisverwaltung zuständig. Dort werden mehr Personen dafür bezahlt, als es im ganzen Jahr zu Verurteilungen kommt. Noch Fragen? Keines der seit Jahren bekannten Probleme wurde gelöst oder wenigstens verbessert: Altglascontainer sind regelmäßig überfüllt, weil es der Kreis nicht schafft das Entsorgungsunternehmen zu einer korrekten Arbeitsweise anzuhalten. Auf die Abholung ihres Sperrmülles müssen die Gebührenzahler*Innen bis zu zwei Monate warten. Anmelden können nur Personen, die über einen Internetanschluss verfügen.

Rund ein Drittel der Bevölkerung ist damit von dieser Möglichkeit ausgeschlossen. Beim AWB anrufen ist zumindest für viele Menschen keine Alternative. Nach den überzeugenden Schilderungen mehrerer Dutzend Leser*Innen läuten Anrufe durch. Oder es ist besetzt. Oder Gespräche sind nicht zielführend. Der auf https://abfall-app-bad-kreuznach.de/#/index/page/2117 angebotene Text setzt Sprachkenntnisse voraus, über nicht einmal alle Verwaltungspersonen verfügen. Während bundesweit mittlerweile wichtige Informationen in bewusst “einfacher Sprache” angeboten werden, befleißigt sich der AWB der Verwendung von Abkürzungen und Begriffen, die große Bevölkerungsteile nicht verstehen.

Das ganze Verfahren ist allein verwaltungsmitarbeitendenfreundlich – und klar bürgerfeindlich. Daher wundert sich in der Bevölkerung auch niemand, warum immer mehr Abfall in der Landschaft landet. Die Tatsache, dass die Kreisverwaltung trotz eines hohen sechsstelligen Personalaufwandes es seit Jahren nicht schafft, auch nur eine handvoll Personen zu überführen und zur Verurteilung zu bringen, die illegal Müll an den Containerstellplätzen ablegen, sagt über die dortige “Arbeits”weise alles. Was den Einwohner*Innen andererseits eine durchaus interessante Freizeitbeschäftigung ermöglicht. Als Mülldetektiv. Tatorte gibt es mehr als genug. Zum Beispiel mitten in der Stadt.

Aktuell in der Pfeiffergasse. Und auf dem Neuruppiner Platz. Zu der von dort bereits berichteten – und natürlich nicht entfernten – Sperrmüllablagestelle (wieso sollte ein Möchte-Gern-Tourismuskreis auch auf Sauberkeit der öffentlichen Plätze achten?) hat sich nur wenige Meter entfernt eine inoffizielle Elektroschrottablagestelle gesellt. Die Speicher der dort entsorgten Drucker können auch Privatpersonen auslesen – und so ermitteln, wer diese zuletzt genutzt hat. Die Sonntagspaziergänge könnten dadurch einen zusätzlichen Kick bekommen. Und die Stadt sauber werden. Steuern zahlen – und den Dreck selber wegräumen. Bei der aktuellen öffentliche Verwaltung bleibt den Einwohner*Innen nichts anders übrig.