Dieter Gronbach: “Jahrmarktseröffnung durch die Stadt und nicht durch einen Verein”

Von Claus Jotzo

Der Bad Kreuznacher Jahrmarkt ist eine regionale Institution. Hunderttausende besuchen die Veranstaltung Jahr für Jahr. Entsprechend gross ist die Zahl der Menschen, die sich für Informationen über das größte Volksfest im Naheraum interessieren. Mein gestern auf tourismusbeitrag-so-nicht.de veröffentlichter Bericht über die Sitzung des Jahrmarktsausschusses am späten Dienstagnachmittag (14.5.2024) wurde daher tausendfach gelesen. Und es gab eine Vielzahl von Kommentaren und Anmerkungen.

Wichtig ist mir: trotz Differenzen in der Sache steht nach meinem, über viele Jahre durch Teilnahme an allen relevanten Sitzungen und Veranstaltungen abgesicherten Eindruck erfreulicherweise bei allen beteiligten Akteuren, insbesondere den ehrenamtlich tätigen im Verein Kreiznacher Johrmarkt e.V. und dem im Schaustellerverband organisierten Unternehmen, der Erfolg der Veranstaltung im Vordergrund. Und nicht, wie das bei anderen Themen leider der Fall ist, persönliche Eitelkeiten oder Profilierungsbedürfnisse.

Die vom Schaustellerverband veranlassten Veränderungen bei der diesjährigen Eröffnungszeremonie brechen teils mit liebgewonnene Gewohnheiten. Und haben daher auch emotionale Abwehrreaktionen hervorgerufen. Erfreulich konstruktiv geht der Verein Kreiznacher Johrmarkt e.V. mit den Veränderungen um. Und bezieht seine Kritik lediglich auf den organisatorischen Aspekt. Und nicht auf die Inhalte. Denn zu denen kann man tatsächlich geteilter Meinung sein. Beispiel Rosen. Als früheres Stadtratsmitglied gehörte ich selbst schon zu den Verteilern beim Eröffnungsrundgang.

Und weiss daher aus eigenem Erleben: es ist ein schönes Gefühl, den erwartungsfroh wartenden Damen eine Blume in die Hand zu drücken. Aber. Seit 2018 habe ich die Eröffnung als Redakteur begleitet. Und meinen Blick auf andere Aspekte gerichtet. Zum Beispiel auf Dutzende von Rosen, die Stunden später zertreten auf den Jahrmarktsgassen lagen. Oder vergessen in einem Bierglas an einem Stand standen. Bei der Annahme der Rose ist die Freude bei den Empfängerinnen natürlich ungetrübt. Hält aber in vielen Fällen nicht lange an.

Wer wie ich den Selbstversuch gemacht hat, eine Rose für die Liebste daheim unbeschädigt durch die über einstündige Eröffnungszeremonie, den Rundgang und die ein oder andere Karussellfahrt zu bringen, weiss: der Versuch kann nicht gelingen. Die Rose überlebt das nicht. Jedenfalls nicht lange. Daher ist die Idee, Rosen durch eine besser tragbare, jahrmarktstypische Aufmerksamkeit zu ersetzen, zielführend. Über die anderen Veränderungen kann man diskutieren. Ich halte den Ansatz der Verwaltung, mal was Neues auszuprobieren, für richtig.

Die Diskussion sollte allerdings nach dem Jahrmarkt 2024 nicht auf den Ausschuss für Messen und Märkte (“Jahrmarktsausschuss”) beschränkt, sondern öffentlich geführt und die Besucher*Innen einbezogen werden. Wofür bezahlen die Menschen die Stadtseite bad-kreuznach.de, die Stadtpressestelle und die Abteilung für Kommunales und Öffentlichkeitsarbeit? Genau dafür: um eine Anlaufstelle für ihre Anregungen und Vorschläge zu haben. Die Selbstdarstellung des Oberbürgermeisters sollte dafür in den Hintergrund treten.

Dieter Gronbach (MItte) bei der Eröffnung des Jahrmarktes 2022.

Einen ersten Aufschlag für diese nötige Diskussion hat der von Dieter Gronbach geführte Freundeskreis Kreiznacher Johrmarkt e.V. schon gestern geliefert. Mit seiner Stellungnahme zu dem aus seiner Sicht bestehenden “Knackpunkt”. Die Jahrmarkts-Förderer wenden sich gegen eine Eröffnung durch einen Verein (oder Verband): “dies ist Sache der Verwaltung, die gegebenenfalls die Vereine mit einschalten kann”. Keine Bedenken hat Dieter Gronbach, “die Eröffnung mehr auf die Sicht der Schausteller abzustellen”.

Die Stellungnahme des Freundeskreises Kreiznacher Johrmarkt e.V. im Wortlaut:

“Die abweichenden Auffassungen von Ralf Leonhard zu den bisherigen Eröffnungsveranstaltungen des Jahrmarktes sind seit Jahren bekannt. Trotz entsprechender Angebote durch die zuständige Jahrmarktsverwaltung und den Freundeskreis erfolgte keine Mitarbeit, da Leonhard „es entweder allein oder gar nicht“ (wörtliches Zitat) machen wollte. Beim über 10 Jahre praktizierten Verfahren legte die Stadtverwaltung die Rahmenbedingungen (Rundgang, Rosen, Musik und Abschluss) fest und der Freundeskreis steuerte eine Aktion bei (z.B. Bier- oder Weinfassanstich, Entwanzung, Auftritt Trampolinspringer, Jahrmarktsquiz, Luftballonwettbewerb).

Die Veranstaltungen fanden beim Publikum ein großes Interesse und wurden sehr gut besucht. Die Eröffnung mehr auf die Sicht der Schausteller abzustellen, ist eine Idee, die auch von uns mitgetragen wird. Kritisch stehen wir aber einer Durchführung der Eröffnungsveranstaltung mit der Festlegung des gesamten Ablaufes und somit in Trägerschaft des Schaustellerverbandes gegenüber. Dies muss aus unserer Sicht in der Verantwortung der Stadtverwaltung und des Jahrmarktsausschusses – wenn gewünscht mit Unterstützung der Vereine – bleiben”.