Team Delaveaux setzt Veränderungen bei den Jahrmarktszulassungen durch

Beobachtet und dokumentiert von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Gleich im ersten Anlauf hat es am gestrigen Mittwochabend (13.12.2023) geklappt: die Zulassungen für den Jahrmarkt 2024 wurden vom zuständigen Gremium beschlossen. Der Ausschuss für Messen und Märkte (“Jahrmarktsausschuss”) traf die meisten Entscheidungen zwar mit großer Mehrheit. Änderte aber in mehreren Einzelfällen den Verwaltungsvorschlag ab. Das kam beim sitzungsleitenden Stadtbeigeordneten nicht gut an. Markus Schlosser betonte einerseits, dass dem Ausschuss das Recht zu Veränderungen und eigenen Vorschlägen “selbstverständlich” zustehe. Fand andererseits die operative Abwicklung der ersten 20 Sitzungsminuten aber bedenklich: “ich weiss nicht, was da abgesprochen ist. Ich habe ein ungutes Gefühl.”.

Karl-Heinz Delaveaux (zweiter von links) hat die Sitzung mit Alfons Sassenroth (zweiter von rechts) bis ins letzte Detail vorbereitet. Alle seine Änderungsanträge wurden vom Ausschuss, teils einmütig, angenommen.

Weil wie schon in den zurückliegenden Ausschusssitzungen das fraktionslose Stadtratsmitgliedes Karl-Heinz Delaveaux (FWG) als Wortführer auftrat und alle Änderungsvorschläge durchsetzte, merkte Stadtratsmitglied Werner Lorenz (FDP) an, dieser könne ja den Vorsitz übernehmen. Die Sitzungsleitung blieb trotzdem bei Schlosser. Aber aufgrund einer im Detail abgestimmten Vorberatung setzte die Ausschussmehrheit mehrere Veränderungen durch. Die erste beantragte formal Alfons Sassenroth (CDU + “Team Delaveaux”). Er bezog sich auf das Präsentations- und Bewerbungsvideo des von der Verwaltung vorgeschlagenen Schaustellerbetriebes.

“Wenn ich so ein Video mache und mich damit bewerbe, würde ich mich schämen”, machte Sassenroth deutlich. Bei dem von der Verwaltung vorgeschlagenen Angebot müssten die zahlenden Gäste hinter einer schicken Fassade “innen nur über Baugerüste klettern”. Markus Schlosser schlussfolgerte aus der Reaktion anderer Ausschussmitglieder, die bei der Abstimmung alle für den Sassenroth-Antrag stimmten, “ihr habt es vorab bestimmt”. Und enthielt sich für die Verwaltung der Stimme. Als sich dann Karl-Heinz Delaveaux zu Wort meldete, kommentierte Schlosser dies mit den Worten “macht ihr mal euer Geschäft”. So kam es dann auch. Delaveaux schlug vor die Bayern-Wippe durch das “Disco-Fieber” zu ersetzen.

Der zuständige Marktmeister und Abteilungsleiter Mathias Weyand fragte Delaveaux “warum?” Der blieb die Antwort nicht lange schuldig und antwortete spontan: “Disco-Fieber ist das schönere Geschäft”. Zudem biete es mehr Mitfahrplätze, so dass die jungen Leute nicht so lange Schlange stehen müssten, um dabei zu sein. Karl-Heinz Delaveaux räumte ein, “dass jeder seine Vorliebe” hat. Auch bei dieser Abstimmung enthielt sich Schlosser, während alle anderen Mitglieder für die Änderung votierten. Anschließend stellte Karl-Heinz Delaveaux zur Abwechslung mal eine Frage. Bezüglich des Großfahrgeschäftes Aeronaut wollte er wissen, ob tatsächlich die XXL-Variante auf die Pfingstwiese kommt.

Vom Veranstalter eines anderen Volksfestes hatte Delaveaux erfahren, dass der Anbieter sich dort mit dem 80-Meter-Riesen beworben hatte, dann aber nur die XL-Variante mit 60 Metern Höhe aufbaute. Dazu stellte Mathias Weyand klar: “der hat sich mit dem Großen beworben und bekommt sonst keine Zulassung”. Weiter gings dann mit der Abstimmung über eine Geisterbahn. Zunächst erheiterte Karl-Heinz Delaveaux die Anwesenden, in dem er diverse unzutreffende Namen nannte, um dann doch sehr schnell klar zu machen, welches Geschäft er wollte – und welches nicht. Mathias Weyand verteidigte den Verwaltungsvorschlag (“Geisterbahn samt einer Achterbahn-Komponente”) mit einem längeren Redebeitrag:

“SPUK ist die einzigartige Möglichkeit eine große Bahn zu bekommen. Es ist ein sehr gutes Geschäft. Ich bitte eindringlich SPUK drin zu lassen”, führte Weyand u.a. aus. Doch seine Argumente wurden nicht erhört. Mit Wortführer Karl-Heinz Delaveaux stimmten sechs weitere Ausschussmitglieder. Markus Schlosser gab als einziger eine Neinstimme ab. Jürgen Eitel (Liberale Wähler), Dr. Heinz Rüddel (SPD), Lothar Bastian und Heike Fessner (beide Grüne) enthielten sich. An diesen weiteren Abstimmungserfolg fügte Karl-Heinz Delaveaux wieder eine Abwechslung an. Diesmal mit der Erklärung: “ich habe eine Mitteilung zu machen”. Damit hatte er die volle Aufmerksamkeit des Auditoriums.

Das Delaveaux nicht lange auf die Auflösung warten ließ: “Der von der Verwaltung ausgewählte Musik-Express kommt nicht. Der steht zu der Zeit in Bayern”. Auch wenn diese Information neu war für Mathias Weyand. Verunsichern ließ sich der Marktmeister dadurch nicht: “da haben wir viele Bewerbungen. Davon könnten wir fünf hinstellen”. Bei der Enthaltung des Beigeordneten Markus Schlosser stimmte der Ausschuss einmütig dem Delaveaux-Vorschlag zu. Anschließend wurde das erfahrene Stadtrats- und Ausschussmitglied ausgesucht höflich: “darf ich noch mal reden?” Delaveaux durfte natürlich. Und nutzte dies für eine persönliche Anmerkung zur Platzgestaltung.

Die Aufstellung der Achterbahn “Wilde Maus” und der Wildwasserbahn nebeneinander sei “kontraproduktiv”. Weil diese konkurrierend seien, verdienten beide möglicherweise kein Geld. Mathias Weyand widersprach: “das sehe ich nicht so”. Und wurde von Heiko Kraft (SPD) unterstützt: “solche Entscheidungen sollten wir in die Hände des Marktmeisters legen”. Als dann sogar ein Beschlussantrag zu dieser Aufstellfrage im Raum stand, sicherte Mathias Weyand zu: “die werden nicht nebeneinander stehen”. Damit war Karl-Heinz Delaveaux noch nicht am Ende seiner Änderungsliste. Auch wenn die Abstimmung mit nur 5 Ja- gegen 3 Neinstimmen bei vier Enthaltungen knapper ausfiel:

Das Derby-Spiel “Crazy Camel” des Verwaltungsvorschlages wurde durch die “Arena Maximus” ersetzt. Den Weyand-Einwand, dass so eine Schaustellerfamilie mit einem zusätzlichen Geschäft auf dem Jahrmarkt vertreten ist, wischte Delaveaux mit dem Hinweis “das ist kein Bewertungskriterium” vom Tisch. Anschließend machten Delaveaux und Sassenroth deutlich, dass sie in engem kommunikativen Kontakt mit vielen Schaustellern stehen. Punktgenau und sachkundig erfragten sie Details zu den Frontmaßen und der Gestaltung einer Gartenwirtschaft. Das Thema war Mathias Weyand selbstredend bekannt. Und ist aus seiner Sicht geregelt. Bei der letzten Veränderung handelt es sich um eine Ergänzung.

Diese wurde trotz der persönlichen Bewertung des Marktmeisters (“mir gefällt das Geschäft nicht”) vom Ausschuss einstimmig getroffen. Dominik Steinker darf ein 5 mal 2,5 Meter kleines Ballwurf-Geschäft aufstellen. Weil er ein junger Schausteller aus Bad Kreuznach ist. Und es so wenig Fläche benötigt, dass es “irgendwo dazwischen reingequetscht werden kann”. Alfons Sassenroth hatte sich mit dem Hinweis darauf, “das wäre ein großer Gefallen”, für diese Ergänzung stark gemacht. Um nach der Zustimmung den mit seiner Stimme zuvor mehrfach geänderten Verwaltungsvorschlag über den grünen Klee zu loben und als “gute Liste” zu beschreiben. Daher habe es nur wenig zu Bemerken gegeben.

Helmut Kreis (CDU) sprach abschliessend die Bewerbungen für den Dippemarkt an. Kreis erinnerte daran, dass dieser wichtige Teil des Jahrmarktes gerade auf der Anbieterseite gefährdet sei. Weshalb daran gedacht werden sollte, auch verspätet eingegangene Bewerbungen zu berücksichtigen. Mathias Weyand stellte dazu klar, dass zwar aus Rechtsgründen im ersten Zug abgelehnt werden müsse. Aber bei den Nachzulassungen dann der Weg auf den Platz natürlich frei gemacht werde. Durch diese Zusage zeigte sich Helmut Kreis beruhigt. Zum Abschluss dieses Tagesordnungspunktes wurde es dann kulinarisch. Kira Becker erläuterte auf Frage von Karl-Heinz Delaveaux was “Corn Dogs” sind. Die gibt es zwar seit den 1930er-Jahren. Aber 2024 erstmals auf dem Bad Kreuznacher Jahrmarkt.