Beobachtet und kommentiert von unserem Redakteur
Claus Jotzo
Wer hätte das gedacht: wenn es zu Starkregen- oder Sturzflutenereignissen in Bad Kreuznach kommt, steht das Wasser nicht etwa in den Wohngebieten im Norden, Süden oder in der Innenstadt. Sondern fliesst dort mit einer Geschwindigkeit von bis zu zwei Metern in der Sekunde (rund 7 km/h) durch. Zum Stillstand kommt es in den Gewerbegebieten. Um sich dort bis zu vier Meter hoch aufzustauen. Seit dem Freitag vergangener Woche sind die nagelneuen amtlichen Sturzflutgefahrenkarten für Rheinland-Pfalz öffentlich zugänglich. In einer bisher nicht gekannten Detailschärfe werden darin die Folgen unterschiedlicher Starkregenereignisse transparent gemacht.
Schonungslos legen die nagelneuen Karten offen, wo die bei unterschiedlichen Starkregenereignissen anfallenden Wassermassen in welcher Höhe fliessen und anstehen werden. Vor allem die erläuternden Hinweise des Umweltministeriums stimmen nachdenklich: “es sind stets noch stärkere Ereignisse möglich”. Die Karten betrachten drei unterschiedliche Szenarien: zunächst ein außergewöhnliches Starkregenereignis mit einer Regendauer von einer Stunde (SRI 7). In Rheinland-Pfalz entspricht dies je nach Region einer Regenmenge von etwa 40 – 47 mm (bzw. l/m2) in einer Stunde. Dann ein extremes Starkregenereignis mit einer Regendauer von einer Stunde (SRI 10).
In Rheinland-Pfalz entspricht dies je nach Region einer Regenmenge von etwa 80 – 94 mm in einer Stunde. Schließlich ein extremes Starkregenereignis mit einer Regendauer von vier Stunden (SRI 10). In Rheinland-Pfalz entspricht dies je nach Region einer Regenmenge von etwa 124 – 136 mm in vier Stunden. Weiter wird erläutert: die Karten zur Wassertiefe zeigen an, welche maximalen Wassertiefen bei dem jeweiligen Szenario zu erwarten sind. An mehreren Stellen in den Bad Kreuznacher Gewerbegebieten werden bis zu vier Meter prognostiziert. Etwa für die noch unbebaute Freifläche zwischen dem Kaufland-Grundstück und Möbel Mayer.
Die höchsten Fliessgeschwindigkeiten des Starkregenwassers werden auf den Haupterschliessungsstrassen auftreten. Fatal für die Lage der Bevölkerung sind vor allem die Folgen für die Lebensmittel- und Supermärkte zwischen der Bahnlinie und der Bosenheimer Strasse. Fast alle werden überflutet. Was mindestens in den Tagen nach extremen Starkregenereignissen bedeutet, dass zehntausende von Kunden dort nicht einkaufen können, sondern auf Märkte in der Umgebung ausweichen müssen. Dazu kommt: in diesem Bereich werden zusammen tausende von Autos und Lkws geparkt. Überall dort, wo der Wasserstand über 30 Zentimeter erreicht (Farben blau, lila, rosa und rot) werden diese Schaden nehmen.
Da es alle drei vom Land berechneten Szenarien in den vergangenen Jahren in der Region um Bad Kreuznach bereits gegeben hat, ist klar: auch der schlimmste Fall wird irgendwann das Stadtgebiet treffen. Das Anliegen des Landes ist, dass sich Kommunen wie Grundstückseigentümer auf die drohende Gefahr einstellen und Schutzmaßnahmen ergreifen. Insofern ist die Geheimniskrämerei und die Informationsverweigerung, die bisher von den Verwaltungen vieler kommunaler Gebietskörperschaften praktiziert wird, unverantwortlich. Notwendig ist eine breite und aktive Sachaufklärung. Die bisher vorgesehenen Maßnahmen reichen dafür bei Weitem nicht aus.
Quelle: https://wasserportal.rlp-umwelt.de/servlet/is/10361/
(Man muss sich dort Bad Kreuznach bzw den gesuchten Ort / Bereich suchen und links unter “Themen” die Klicks machen, um das gesuchte Ereignis zu beschreiben.)