5 Tage im Naheweinzelt “bringen Durchschnittsbetrieb nur 8.000 Euro Umsatz”

Beobachtet und kommentiert von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Der Bauern- und Winzerverband zahlt das Standgeld für das Nahweinzelt auf dem Jahrmarkt. Stolze 3.584 Euro sind das. Dazu kommen Nebenkosten in Höhe von 1.690 Euro. Zusammen 5.274 Euro. Das ist allerdings nur ein Bruchteil der Kosten für die beteiligten Winzer. Trotzdem kamen schon in den vergangenen Jahren immer wieder Vorstösse aus der Weinwirtschaft, die auf eine Nichterhöhung und sogar Senkung des Standgeldes abzielten. In den letzten Jahren beim kommunalpolitischen Frühschoppen am Jahrmarkts-Montag ganz offen kommuniziert. Aber auch hinter den Kulissen wird an dem Thema gearbeitet.

Beigeordneter Markus Schlosser erklärte die hohen Security-Ausgaben beim Jahrmarkt.

Denn im kommenden Jahr endet der Vertrag mit dem Zeltverleih. Somit besteht die Möglichkeit für eine Zäsur. Jahrmarkt ohne Naheweinzelt? Das klingt unvorstellbar. Mindestens genau so unmöglich ist aber eine weitere Erhöhung des Defizites. Und zwar vor allem aus haushaltsrechtlichen Gründen. Auch wenn man es dem Entwurf für 2024 auf den ersten Blick nicht ansieht: der knappe formale Ausgleich ermöglicht nicht die kommunalfinanzwirtschaftliche erforderliche “freie Finanzspitze” zur langfristigen Refinanzierung der Investitionen. Die Stadt Bad Kreuznach bleibt finanziell leistungsunfähig.

Und muss daher – sogar bevor an weitere Steuererhöhungen auch nur gedacht werden darf – erst einmal alle Einnahmemöglichkeiten ausschöpfen. Weil das bedeutet, dass das Naheweinzelt aus der anstehenden Standgelder-Erhöhung nicht ausgenommen werden darf (die zu einer an die Stadt zu zahlenden Gesamtsumme von rund 6.800 Euro führen würde), wird von den Weinbauern schon jetzt entsprechend argumentiert. So wies Werner Lorenz, der mit seiner Familie selbst ein grösseres Weingut führt, in der zurückliegenden Sitzung des Jahrmarktsausschusses als Gastredner aus, dass es in den vergangenen Jahren im Weinzelt “ruhiger geworden” sei.

Zudem stünden drei gute Beschicker auf dem Absprung. Der Grund dafür seien rückläufige Einnahmen: fünf Tage im Naheweinzelt “bringen einem Durchschnittsbetrieb nur 8.000 Euro Umsatz”. Um Einnahmeverbesserungen (= Standgelderhöhungen) zu vermeiden, sah Lorenz die “Möglichkeit, bei der Sicherheit zu sparen”. Wenn zusätzliches Geld reingeholt werden müsse, dann sollte dies durch Sponsoren und ähnlichen Quellen geschehen. Die Kritik an den hohen Security-Ausgaben hatte zuvor schon Lothar Bastian (Grüne) formuliert. Er forderte Jahrmarktsbürgermeister Markus Schlosser auf, “mit dem Kreis zu sprechen, damit das nicht so weiter geht”.

Schlosser stellte dazu fest, dass es die Polizei sei, die auf der Basis “allgemeiner Gefährdungsabschätzungen und abstrakter Terrorgefahr” auf bestimmten Sicherheitsmaßnahmen bestehe. Ausserdem sei ein Teil des Security-Einsatzes zwingend nötig. Als Beispiel benannte Marktleiter Mathias Weyand die Kontrollstelle auf dem Nahedamm Richtung Allit-Gelände. Und an den Eingängen zum Wohnwagenplatz der Schausteller: “wenn da keiner aufpasst, machen die Leute das, was man eigentlich auf der Toilette erledigt, zwischen den Wohnwagen”. Mögliche Image-Langzeitschäden für den Jahrmarkt, die entstehen, wenn es – wie auf der Roxheimer Kirmes – zu versuchten Tötungsdelikten auf der Pfingstwiese kommt, wurden nicht thematisiert.