Fahrradhändler OK Move zieht aus der Mobilitätsstation aus

Für die Stadtverwaltung war das von Anfang an ein zentrales Argument. In der Mobilitätsstation am Bahnhof sollte ein Fahrradhändler die Hauptrolle spielen. Schon im Sommer 2020, lange vor der Einweihung, hatte der damalige Stadtbauamtsleiter Klaus Christ die dadurch bewirkten Synenergien sowohl im Planungsausschuss als auch im Stadtrat als Argument angeführt. Die Stadt als Vermieterin ist mit genau dieser Begründung dem Mieter OK Move / Sven Kriewald auch beim Mietzins entgegengekommen. Denn für einen Neubau-Erstbezug im gewerblichen Bereich waren die 10 bzw 12 Euro Nettokaltmiete je Quadratmeter vergleichsweise niedrig.

In den städtischen Gremien wurden die entsprechenden Verträge trotzdem einmütig durchgewunken, weil Sven Kriewald seine unternehmerischen Interessen schon lange vor dem Bau der Mobilitätsstation durch Sponsoring-Leistungen im Sinne der Allgemeinheit abgerundet hat. So bereicherte Kriewald beispielsweise den Fischerplatz an der Magister-Faust-Gasse (dem Naheradweg) mit einer Fahrradservicestation. Die leider immer wieder von Vandalen zerstört wurde und daher heute nicht mehr existiert. Auch als sachkundiger Berater steht Kriewald der interessierten Fachöffentlichkeit gern zur Verfügung.

Was leider nur diese Seite berichtete und in den städtischen Gremien nicht ein einziges Mal zur Sprache kam: die Rampe am östlichen Ende der Mobilitätsstation ist (neben den finanzierenden Steuerzahler*Innen ) allein Kriewald zu verdanken. Weil deren Steigung laut Plan angeblich über dem gesetzlichen Höchstwert lag, hatte die Stadt an Stelle der Rampe bereits eine breite Treppe bauen lassen. Da griff Kriewald zu Maßband und Taschenrechner und stellte fest, dass der Rampenbau sehr wohl unter Einhaltung der vorgeschriebene Werte möglich war. Aufgrund seiner Berechnungen wurde die Treppe wieder abgerissen – und die Rampe gebaut.

Sehr zur Freude von hunderten von Menschen, die diese heute täglich nutzen. Auf Anfrage der Redaktion dieser Seite hat Sven Kriewald die von ihm ausgesprochene Kündigung bestätigt. “Zu den Hintergründen und Zusammenhängen werde ich eine mit der Stadt abgestimmte, gemeinsame Erklärung abgeben”, kündigte Kriewald an. Die Stadtverwaltung muss sich fragen lassen, warum sie über diese gravierende Entwicklung weder in der Stadtratssitzung am 29. Juni noch in der Sitzung des Finanzausschusses am 3. Juli noch in der Sitzung des Planungsausschusses (PLUV) am 4. Juli noch in der Sitzung des Haupt- und Personalausschusses am 10. Juli informiert hat.

Obwohl doch die Mobilitätsstation mit Fahrradgarage dort in der Vergangenheit mehrfach jeweils stundenlang Thema war und daher mindestens die Mandatsträger*Innen aller dieser Ausschüsse einen Anspruch auf eine zeitnahe Information hatten. Immerhin erkennen in der Stadtverwaltung immer mehr Mitarbeitende die fatalen Folgen dieser aus dem Stadthaus verfügten Informationsverweigerung. Und sorgen durch die berühmten Indiskretionen auf dem Umweg über T-s-n für eine Information der Mandatsträger*Innen und der Öffentlichkeit.

Lesen Sie zum Thema auch auf dieser Seite:

11.04.22 – “Aufgespiesst: Fahrradgarage hat neue Nutzung als Postdepot”
01.12.20 – “Heute ab 10 Uhr: OK Move holt das Radfahren der Zukunft in die Gegenwart”