Gegen das Vergessen des Volksaufstandes in der DDR am 17. Juni 1953

Von unserem Mitarbeiter
Adrian Rahmani

Am vergangenen Samstag jährte sich der von russischen Panzern blutig niedergeschlagene Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953 zum 70. Mal. Die Stadt erinnerte daran mit einer Gedenkfeier im Lina-Hilger-Gymnasium und anschließender Kranzniederlegung am Gedenkstein auf dem Schulgelände. Der Direktor der Schule, Stefan Hammer, begrüsste die wenigen Teilnehmenden in der Aula. Ulrich Eymanns persönlicher Erinnerungsbericht an den Gedenkstein könnte dechiffrierend die Hintergründe für das Desinteresse der (Stadt-)gesellschaft an den Gedenktag sowie die Veranstaltung enthüllen.

Als er 1992 seine Lehrtätigkeit am LiHi aufnahm, stand der Gedenkstein bereits nicht mehr in irgendeiner Pflegeaufmerksamkeit. Eymann führte weiter aus, dass die allermeisten seiner Kolleginnen und Kollegen gar nichts von dem Denkmal wußten. Und überhaupt erst durch die Einladung zur diesjährigen Feier darauf aufmerksam wurden. Und dass, obwohl der 17. Juni bis zu deutschen Wiedervereinigung 1990 sogar ein amtlicher Feiertag in der Bundesrepublik war und erst dann durch den 3. Oktober (Tag der deutschen Einheit) abgelöst wurde. Was deutlich macht:

Der 17. Juni wurde zwar amtlich wort- und bildgewaltig gefeiert. Aber die Hintergründe und die tatsächlichen Handlungsabläufe an diesem Junitag im Jahr 1953 in der DDR sind bei den Bundesdeutschen in ihrer Bedeutung und Tragweite nie richtig angekommen. Dabei, das wurde in den anschließenden Grußworten u.a. von Beigeordneten Markus Schlosser und den Landtagsabgeordneten Dr. Helmut Martin und Michael Simon deutlich, liefert der 17. Juni 1953 sowohl Erklärungen für den Verlauf der deutschen und europäischen Geschichte der Nachkriegsjahrzehnte, die Bedeutung der ostdeutschen Freiheitsbewegung in den achziger Jahren und die komplexen internationalen Verhandlungen im Herbst 1989.

Der Film des Zeitzeugen Hardy Firl dokumentierte Geschehnisse des 17. Juni 1953 und die Wünsche und Anliegen der Aufständischen. Wie auch andere Filmemacher wurde Firl für das Erstellen des Filmmaterials in der DDR zu einer Gefängnisstarfe verurteilt. Und die von ihm gefertigten Bilder wurden zur politisch motivierten Strafverfolgung Aufständischer mißbraucht. Markus Schlosser ehrte u.a. auch diese Opfer des 17. Juni mit der Aussage: “Wir sind den Menschen des 17. Juni 1953 in einem heute wiedervereinigten Deutschland, mit einer Verfassung die dem Einzelnen gegen den Staat umfassende Menschenrechte und Grundrechte einräumt, zu großem Dank verpflichtet.“