Tarifstreit im Einzelhandel: ver.di fordert 2,50 € mehr pro Arbeitsstunde

Besorgniserregende und alarmierende Berichte, wie die Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel täglich versuchen mit ihrem hartverdienten Geld derzeit über die Runden zu kommen, begleiteten die Beratungen der ver.di-Tarifkommission bei der Beschlussfassung der Forderung an die Arbeitgeber für die Entgelt-Tarifrunde 2023. Die stetig steigenden Lebenshaltungskosten werden für immer mehr Beschäftigte zur existentiellen Bedrohung. Deshalb hat die ver.di-Tarifkommission am 20.3.2023 die Forderung zur Erhöhung der Entgelte wie folgt beschlossen:

1. Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,50 € je Arbeitsstunde
2. Erhöhung der Auszubildendenvergütungen um 250 € im Monat
3. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen
4. Die Tarifverträge des rheinland-pfälzischen Einzel- und Versandhandels sollen wieder allgemeinverbindlich werden, um Dumpingkonkurrenz und Vernichtungswettbewerb wirksam zu bekämpfen

Ver.di-Verhandlungsführerin Monika Di Silvestre erklärt die Gründe für diese Forderung so: „Für viele Kolleginnen und Kollegen war das Geld schon immer knapp, aber jetzt reicht es halt gar nicht mehr. Mit der extrem zunehmenden Inflation seit 2022 werden bereits jetzt schon Anschaffungen, die nicht dringend benötigt werden, nach hinten geschoben. Viele verzichten derzeit auf Freizeitaktivitäten oder Restaurantbesuche und einige können sich nicht einmal das, was dringend gebraucht wird, kaufen. Wenn sich Beschäftigte die tägliche Fahrt zur Arbeit nicht mehr leisten können, läuft etwas gewaltig schief“.

Der Verdrängungswettbewerb im Einzel- und Versandhandel wird grossteils über Dumpinglöhne auf dem Rücken der Beschäftigten finanziert und die Tarifflucht vieler Unternehmen hat die Lage verschärft. „Es kann nicht sein, dass eine Branche, die tagtäglich die wichtige Aufgabe erfüllt, den täglichen Bedarf der Bevölkerung zu erfüllen, keine allgemeinverbindlichen Tarifverträge hat. Das hat zur Folge, dass das Geld nicht nur während der aktiven Berufszeit knapp ist, sondern die Rente ebenfalls entsprechend niedrig ausfällt und damit Altersarmut vorprogrammiert ist.

Darum fordern wir: Schluss mit der Ohne-Tarifbindung (OT)-Partnerschaft des Handelsverbandes der Arbeitgeber, her mit der Allgemeinverbindlichkeit und damit einen Schritt näher zu existenzsichernden Einkommen und Renten.“ Eine Befragung der Beschäftigten hat ergeben, dass sie eine Anhebung der Löhne und Gehälter zwischen 12 % und 15 % für notwendig und angemessen halten und die große Mehrheit ist auch bereit dafür zu kämpfen.

Text: ver.di Landesbezirk Rheinland-Pfalz-Saarland, Fachbereich D-Handel