Dirk Gaul-Roßkopf: Rücktritt bei nennenswertem Infektionsgeschehen

Drei Tage lang strahlende Gesichter und gute Laune. Eine so positive Planiger Kerb hat es lange nicht gegeben. Alle sind zufrieden: Schausteller, Veranstalter und Gäste. Auch die Polizei (siehe gesonderte Meldung). Mit einer Ausnahme: Schwarzseher, Pessimisten und Berufsnörgler. In den Sozialen Medien meckerten diese ohne Unterlaß. Auf dem Festplatz würden keine Abstände eingehalten und keine Masken getragen. Wörtlich wurde die Planiger Kerb 2021 als “Superspreaderevent” bezeichnet.

Auch dem Planiger Ortsvorsteher Dirk Gaul-Roßkopf wurde diese Kritik zugetragen. Seine Reaktion ist unmißverständlich und gradlinig: “sollte es in Folge der Planiger Kerb zu einem nennenswerten Infektionsgeschehen kommen, das nachweislich auf das Fest zurückzuführen ist, übernehme ich die Verantwortung und trete als Ortsvorsteher zurück!” Dirk Gaul-Roßkopf steht, wie die meisten Entscheidungsträger im Ortsbeirat und dem Organisationsteam, nach wie vor zu 100% hinter der Entscheidung, das auf drei Tage verkürzte Sommertreiben durchzuführen. Freies, vielfältiges und demokratisches gesellschaftliches Leben ist für den Ortsvorsteher “ohne eigenverantwortliches Handeln undenkbar”.

Dirk Gaul-Roßkopf nachdenklich im Interview mit der Redaktion dieser Seite.

Der Staat könne nicht alles reglementieren. “Die Menschen müssen ihren Beitrag leisten – und auch leisten dürfen”. Die Entscheidung für die Veranstaltung würde er, so Dirk Gaul-Roßkopf im Exklusivinterview mit der Redaktion dieser Seite, “unter den gegebenen Bedingungen und Fallzahlen immer wieder so treffen”. Der Landrätin und der Stabsstelle Corona ist Dirk Gaul-Roßkopf für deren Hilfestellung dankbar. Und den Gästen für ihr weit überwiegend verantwortungsbewußtes Verhalten. Erste Weggefährten und Planiger*Innen, denen Dirk Gaul-Roßkopf am Sonntag von seiner klaren Linie berichtete, reagierten, wie Dr. Peter Metzger, bestürzt: “das kannst Du nicht machen, wir brauchen Dich.”

“Den Dirk dürft ihr nicht gehen lassen!”
Kommentar von
Claus Jotzo

Während Mißerfolge regelmäßig als Findelkinder in Heimen enden, hat der Erfolg viele Väter. Dieser Entwicklung ist bezogen auf die Planiger Kerb von Anfang an zu widersprechen, um eine Legendenbildung zu verhindern. Als Teilnehmer der entscheidenden Vorbesprechung im Gasthaus Mayer kann ich bestätigen: es war der Ortsvorsteher unterstützt von einer handvoll vernünftiger Teilnehmer*Innen, der sich für die große Lösung mit Zaun und der 3-G-Regel (Zutritt nur für Geimpfte, Genesene und Geteste) aussprach. Und sich damit gegen die Befürworter eines aus Kleinbereichen “freier” Segmente bestehenden Flickenteppichs rund um die Nahetalhalle durchsetzte.

Die Absperrung und die Eingangssituation haben den Gästen klare Ansagen vermittelt. Und diese haben das auf dem Platz entsprechend umgesetzt. So verzeichneten etwa die Catweazle keine einzige Schlägerei o.ä. Und das bei einem überdurchschnittlich guten Besuch. Selbst wenn sich im Nachhinein herausstellen sollte, dass doch ein unwissentlich Infizierter durch das Kontrollnetz geschlüpft ist und andere angesteckt hat: es war richtig mit der Veranstaltung dieser Kerb unter klar angepaßten Bedingungen ein Zeichen zu setzen. Die allermeisten Gäste haben das mit ihrem Verhalten positiv unterstrichen.

Es ehrt Dirk Gaul-Roßkopf zwar, wenn er für möglicherweise noch auftretende Infektionsfälle die Verantwortung übernehmen möchte. Aber es wäre ein großer Fehler der Planiger*Innen, wenn sie es dazu kommen lassen würden. Den Dirk dürft ihr nicht gehen lassen! Denn Dirk Gaul-Roßkopf hat in der Sache richtig entschieden. Am Ende wird man über die Planiger Kerb 2021 auch in Jahren nur noch aus einem einzigen Grund sprechen: weil sie bewiesen hat, dass auch in Pandemiezeiten große Feste möglich sind, wenn die organisatorischen Rahmenbedingungen stimmen, alle Verantwortlichen Hand in Hand arbeiten und die Menschen so dazu motiviert werden, sich an die Regeln zu halten.