Tote Frau bei Großbrand in der historischen Neustadt

Das Feuer in einem Haus in der Kleinen Kannengasse wurde der Polizei gegen 23.10 Uhr am späten Samstagabend gemeldet. Als die Feuerwehr vor Ort eintraf, stand das Gebäude laut Einsatzleiter Alexander Jodeleit bereits in Vollbrand. Meterhohe Flammen schlugen aus dem Dach. Alle vier Bad Kreuznacher Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr wurden in Einsatz gebracht, zusätzliche Kräfte aus Rüdesheim und der Gelenkarm aus Gensingen unverzüglich nachalarmiert.

Blick aus dem Wohnzimmerfenster des Nachbarhauses auf den brennenden Dachstuhl. Die Fensterscheibe war bereits mehrfach gerissen, hielt aber aufgrund des schnell eingeleiteten Löschangriffs stand. Bild: Freiwillige Feuerwehr Bad Kreuznach

Die Hauptaufgabe bestand laut Einsatzleitung darin das Übergreifen der Flammen auf die benachbarten Häuser zu verhindern. Wegen der dichten Bebauung und dem Umstand, dass es sich überwiegend um Fachwerkhäuser handelt, eine riesige Herausforderung für die am Ende weit über 70 eingesetzten Feuerwehrleute. Tatsächlich gelang es der Feuerwehr die Nachbarhäuser zu retten. Der Brandort in der Kleinen Kannengasse befindet sich zwischen Hochstrasse und Schuhgasse in der historischen Neustadt, nur wenige Meter nördlich des Eiermarktes.

Um für alle Einsatzfahrzeuge Platz zu schaffen, wurde die Hochstrasse zwischen dem Kreisel Holzmarkt und dem Stadthausknoten komplett gesperrt. Die Drehleiter des Löschzuges Nord wurde in der Hochstrasse vor den Häusern 30 und 32 in Stellung gebracht und führte den Löschangriff über diese hinweg durch. Der Gelenkarm aus Gensingen kam direkt in der Kleinen Kannengasse zum Einsatz. Da die Rettungs-, Lösch- und Nachlöscharbeiten am und im Haus unter Atemschutz durchgeführt werden mußten, hatte die Einsatzleitung umsichtig aus den Nachbargemeinden zusätzliche Kräfte alarmiert, um die individuelle Belastung so niedrig wie möglich zu halten.

Bei minus 8 Grad waren die Einsatzbedingungen ohnehin erheblich erschwert. Das Löschwasser fror auf dem kalten Boden, so dass stellenweise spiegelglatte Eisflächen entstanden, die von Feuerwehr und dem zur Unterstützung eingetroffenen Notfallteam des Bauhofes abgestreut wurden. Eine große Zahl von ehrenamtlichen Kräften von Rettungs- und Hilfsdiensten versorgte die Nachbarn des Brandhauses, die zur Sicherheit und wegen Stromausfalles ihre Häuser verlassen mußten, mit Decken.

Wie die Polizei um 3:09 Uhr am Sonntagmorgen (14.2.21) bestätigte, wurde in dem Gebäude eine tote Person geborgen. Zu dieser Zeit war der Kriminaldauerdienst noch vor Ort, so dass noch keine näheren Angaben zur Brandursache, der zu Tode gekommenen Person und den Gesamtumständen gemacht werden konnten. Wie sich später heraustellte, handelt es sich um eine Frau (siehe nachstehende Aktualisierung). Einsatzleiter Alexander Jodeleit verzichtete nach Einleitung der Nachlöscharbeiten auf eine Kaffeepause und erläuterte den Einsatzablauf. Dieser Text wird ab 12 Uhr am 14.2.21 nach Eingang der Berichte von Feuerwehr und Polizei fortlaufend aktualisiert.

Zu den weit über 70 Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehr zählten die vier Bad Kreuznacher Löschzüge (Nord, Ost, Süd + West) und Feuerwehrpersonen bzw Einsatztechnik aus Gensingen, der Verbandsgemeinde Rüdesheim, Verbandsgemeinde Langenlonsheim-Stromberg und der Verbandsgemeinde Bad Kreuznach. Einmal mehr machte es sich bezahlt, dass diese Einheiten in der Freizeit immer wieder gemeinsame Übungen durchführen und die Zusammenarbeit daher auf fachlicher wie persönlicher Ebene reibungslos verläuft.

Aktualisierung 14.2.21 um 3:27 Uhr

Am Samstag, 13.02.2021, gegen 23.10 Uhr wurde der Polizei ein Wohnhausbrand gemeldet. Bei Eintreffen der Streifen und Feuerwehren stand ein Haus in der Kleinen Kannengasse bereits im Vollbrand. Aufgrund der engen Gasse und der Tatsache, dass sich der Brand bereits auf mindestens ein weiteres Anwesen ausgebreitet hatte, mussten die unmittelbar angrenzenden Häuser evakuiert werden. Während der Löscharbeiten entdeckten Feuerwehrleute eine tote Frau im Anwesen. Die Ermittlungen hinsichtlich der Identität der Verstorbenen, sowie der Brandursache laufen noch. Über die Schadenshöhe kann derzeit noch keine Aussage getroffen werden. Betroffene Anwohner kamen teilweise bei Bekannten/Verwandten unter bzw. wurden in einem Hotel untergebracht. Während der Löscharbeiten wurde weiträumig abgesperrt und der Verkehr umgeleitet. Aufgrund des gefrierenden Löschwassers war der Bauhof vor Ort und streute die vereisten Straße ab.
Quelle: Polizeiinspektion Bad Kreuznach

Aktualisierung 14.2.21 um 14:07 Uhr

Zum Gebäudebrand in der Kleinen Kannengasse 8 und 10 in Bad Kreuznach gab der Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr am Sonntagmorgen (14.2.21) um 8:10 Uhr folgende Erklärung ab:

“Am späten Samstagabend (13.2.2021) gegen 23:15 Uhr wurde durch mehrere Anwohner der Gebäudevollbrand gemeldet. Aus allen Fenstern im ersten Obergeschoss und dem Dachstuhl der beiden Wohngebäude schlugen bereits massiv die Flammen. Die Nachbarhäuser waren bereits geräumt. In einem der beiden brennenden Häuser wurde eine Person vermisst. Die angerückten Kräfte aller Löschbezirke nahmen sofort einen Löschangriff vor und begaben sich zur Menschenrettung in das Gebäude. Da die Dachstühle der beiden Häuser bereits durchgebrannt waren, bestand eine große Gefahr des Flammenüberschlags auf die Nachbargebäude links und rechts daneben sowie dem Wohnhaus in der dahinterliegenden Liebfrauengasse und einem Gebäude in der Hochstraße.

Die Strassensperre erfolgte durch Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge vom Kreisel am Holzmarkt …

Aus diesem Grund wurden auch dort C-Rohre in die Obergeschosse und Dachgeschosse verlegt, um eine Brandausbreitung zu verhindern. Über die Nachbargebäude war teilweise eine direkte Brandbekämpfung des Dachstuhls möglich oder es wurde eine Brandausbreitung durch eine Riegelstellung in letzter Sekunde verhindert. Auch von der Kleinen Kannengasse aus wurden die Nachbargebäude geschützt. Insgesamt 5 C-Strahlrohre und 2 Wenderohre der Bad Kreuznacher Drehleiter und des Gelenkmastes der Freiwilligen Feuerwehr Gensingen waren im Einsatz. Die Hochstraße war während des Einsatzes zwischen Schuhgasse und Reitschule komplett gesperrt.

… bis zur Einmündung der Stromberger Strasse in den Brückes, da auch dort die Wasserentnahme durch Unterflurhydranten erfolgte.

Dort erfolgte die Wasserentnahme aus mehreren Unterflurhydranten. Nachdem sich Trupps unter Atemschutz in das brennende Haus vorgearbeitet hatten, fanden sie die vermisste Frau im ersten Obergeschoss tot auf. Leider kam hier jede Hilfe zu spät. Die Freiwillige Feuerwehr Bad Kreuznach wurde von den Freiwilligen Feuerwehren Rüdesheim, Langenlonsheim, Hackenheim und Gensingen mit ausreichend Atemschutzgeräteträgern, sowie von der Werkfeuerwehr Boehringer Ingelheim mit einem 55 m Gelenkmast und den Höhenrettern der Freiwilligen Feuerwehr Ingelheim unterstützt.

Weiterhin waren der Kreisfeuerwehrinspekteur und sein Stellvertreter, Rettungsdienst, der Organisatorische Leiter und sein Stellvertreter, die Schnelleinsatzgruppe Verpflegung, das Kriseninterventionsteam zur Betreuung der Angehörigen, Polizei, Kripo, Fachberater des THW, der Bauhof zum Abstreuen und Absperren der Einsatzstelle und Mitarbeiter der Stadtwerke, die die Stromversorgung zu den betroffenen Gebäude über den Dachständer abschalteten, vor Ort. Die Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer wurde telefonisch über die Lage informiert.

Aufgrund der Temperaturen von bis zu -9 C°, gefror das Löschwasser auf den Straßen. Einige Kameraden rutschten auf dem glatten Untergrund aus und stürzten. Dabei erlitt ein Kamerad eine Schnittverletzung an der Hand, weil er in die umherliegenden Glasscherben der zerborstenen Fensterscheiben fiel. Ein weiterer Kamerad vertrete sich das Knie und musste ins Krankenhaus verbracht werden, dass er nach eingehender Untersuchung aber wieder verlassen konnte. Die Bewohner der betroffenen Häuser und Nachbarhäuser kamen fast alle bei Verwandten unter.

Für eine Person wurde eine Unterkunft organisiert. Die Wehrleute des Löschbezirks West hielten sich auf der Wache des Löschbezirks Süd für Folgeeinsätze in der Stadt in Bereitschaft. Derzeit laufen über den Gelenkmast der Werkfeuerwehr Boehringer Ingelheim in Verbindung mit den Ingelheimer Höhenrettern, die über den Korb des Mastes gesichert werden, Nachlöscharbeiten. Diese werden noch einige Zeit andauern und binden noch etwa 30 Einstzkräfte. Insgesamt wurden etwa 120 Einsatzkräfte während des gesamten Einsatzes eingesetzt. Was den fürchterlichen Brand ausgelöst hatte, war bis zum Einsatzende nicht bekannt.Die Kripo nahm vor Ort ihre Ermittlungen auf. Einsatzleitung: Manuela Liebetanz (Wehrleiterin)”.

DRK: 12 Stunden Einsatz und 120 Portionen Suppe Als am späten Samstagabend gegen 23:30 die Integrierte Leistelle Bad Kreuznach die ehrenamtlichen in den Einsatz alarmierte, sollte es zunächst nur die Bereitstellung eines Rettungswagens für die medizinische Betreuung der Feuerwehr und die Zubereitung von warmem Kaffee und Tee gehen. Doch kurz nach 2:00Uhr in der Nacht war klar: der Einsatz der Feuerwehr dauert länger an und die Kameraden benötigen eine warme Mahlzeit bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Die alarmierte Schnelleinsatzgruppe Verpflegung bereitete so kurzerhand rund 120 Portionen Erbsensuppe zu und lieferte diese zur Einsatzstelle in die Hochstraße. Auch andere Hilfsorganisationen waren mittlerweile in den sanitätsdienstlichen Einsatz eingebunden.

Gegen 8:30 Uhr rückten die Helferinnen und Helfer des DRK dann erneut an: für 40 Einsatzkräfte wurde Frühstuck bereitet und Kaffee gekocht. Insgesamt waren 31 ehrenamtliche Rotkreuzler bis jetzt an diesem Einsatz beteiligt. DRK-Einsatzleiter Chris Snehotta zog am Morgen ein positives Fazit: „Trotz der Kälte, der langen Einsatzzeit und den coronabedingten Herausforderungen, waren sofort viele unserer Einsatzkräfte zur Stelle. Dies zeigt, dass sich die Bevölkerung in jeder Situation auf das Rote Kreuz verlassen kann. Aktuell bleiben wir weiter in Bereitschaft, falls die Feuerwehr noch länger mit Löscharbeiten beschäftigt sein sollte.“ Text und Bild: DRK Deutsches Rotes Kreuznach Bad Kreuznach