Gülay Keleș wünscht sich mehr Deutsche im Pariser Viertel

Jugendreporter
Azad Erseven und Serwan Kara
interviewen Gülay Keleș

Am 1. Advent 2019 führten Azad Erseven und Serwan Kara im Rahmen des Projektes „Jugendreporter“ (Programm Jugend stärken im Quartier) ihr erstes Interview. “Ein bisschen waren wir schon aufgeregt und fragten, wie es werden würde. Als Interviewort hatten wir uns die Alternative Jugend Kultur (AJK e.V.) ausgesucht. Dort erwarteten wir unsere Interviewpartnerin Gülay Keleș”:

Jugendreporter: Frau Keleș, können Sie uns einige Informationen zu sich geben?
Gülay Keleș: Hallo. Ich bin 34 Jahre alt und bin gelernte Bäckereifachverkäuferin. Aktuell bin ich Hausfrau, meine beiden Söhne – Sinan und Yasin- sind drei und sieben Jahre alt. Ich wohne schon lange im Pariser Viertel. Meine Schwiegereltern haben ein eigenes Haus und mein Mann wohnt sehr gerne hier. Ich selbst mag es etwas ruhiger, da ich im Guldental aufgewachsen bin.

Jugendreporter: Wohnen Sie denn gerne hier im Pariser Viertel?
Gülay Keleș: Eigentlich ja. Obwohl ich mir manchmal die Ruhe zurückwünsche, die ich in Guldental hatte. Gerade im Sommer wird es hier oft sehr laut. Wegen der Hitze müssen wir die Fenster nachts offen lassen und viele Anwohner sitzen im Sommer mit ihren Familien auf der Straße und sind dann sehr laut. Das ist unabhängig vom Alter. Das stört schon im Sommer. Vor allem, weil die Häuser im Viertel oft nicht isoliert sind, hört man dann wirklich auch alles. Andererseits ist das Viertel auch sehr schön und sehr zentral. Man kommt überall hin und ich finde, dass es das beste Viertel in Bad Kreuznach ist.

Jugendreporter: Haben Sie denn insgesamt Angst um ihre Kinder, man hört doch oft Schlechtes über das Viertel?
Gülay Keleș: Nein. Eigentlich nicht. Nur auf der Straße lasse ich sie nicht spielen. Denn die Autos fahren schon oft sehr schnell durch die Straßen. Ansonsten habe ich keine Angst um sie. Ich finde nicht, dass das Viertel gefährlich ist. Es leben hier Menschen aus aller Welt, es ist richtig Multikulti. Meiner Meinung nach ist es ein sehr schönes Viertel. Es leben hier sehr viele und auch gebildete Menschen. Ich sehe nicht, dass es ein besonders gefährliches oder schlechtes Viertel sein soll. Außerdem kommen ja auch viele aus den umliegenden Dörfern und Städten zum Feiern ins Viertel, es sind nicht immer die Anwohner selbst, die so laut feiern.

Jugendreporter: Was könnte man am Viertel zum Positiven verändern?
Gülay Keleș: Die Mülltrennung funktioniert nicht wirklich. Leider. Das könnte besser funktionieren. Es könnte mehr Angebote geben für Kinder. Auf der anderen Seite haben die Quartiersmanagerinnen schon viele Angebote, die leider nicht gut genutzt werden. Ich würde mir wünschen, dass auch mehr Deutsche im Viertel wohnen, damit es eine bessere Durchmischung gibt. Leider ziehen aktuell viele Deutsche aus dem Viertel weg. Viele sind durch die negative Meinung über das Viertel erschreckt. Das ist schade. Ich würde mir auch wünschen, dass die Anwohner aktiver werden und mehr für das Viertel tun. Manche Häuser sollten auch renoviert werden, die Außenfassaden sind nicht besonders ansprechend.

Jugendreporter: Gab es denn auch Momente, in denen es im Viertel gefährlich wurde?
Gülay Keleș: Einmal wollte sich eine Nachbarin umbringen. Die Polizei hatte die ganze Straße gesperrt und wir konnten nicht nach Hause. Zum Glück ist nichts passiert. Aber sowas kann auch in anderen Vierteln passieren. Das Viertel hat ja auch viele schöne Seiten. Es gibt viele schöne Feste, in denen viele aus dem Viertel zusammenkommen.

Jugendreporter: Möchten Sie uns zum Abschied noch etwas mitteilen?
Gülay Keleș: Ja. Ich finde das Viertel schön und bin zufrieden. Viele, die hier wohnen, fühlen sich hier wohl. Es gibt einiges, was man verbessern kann. Deswegen engagiere ich mich bei Festen im Viertel und bin aktiv. Ich fände es schöner, wenn sich noch mehr engagieren, sie könnten zum Beispiel dem Pariser Stadtteilverein beitreten und aktiv werden. Und wenn die Leute, die hier wohnen, ab 22 Uhr keinen Lärm mehr machen, das wäre schön.

Quelle und Foto: Stadtverwaltung Bad Kreuznach