Stellungnahme der Kreisverwaltung zu den Verwaltungsgebäuden Baumgartenstraße 46/48

„Es ist sicher falsch, unsere vieldiskutierten Liegenschaften in der Baumgartenstraße generell nur aus einem Blickwinkel zu betrachten“, macht Landrätin Bettina Dickes deutlich. Der Blick darauf müsse global erfolgen, die Gesamtgemengelage, die sich durchaus differenziert darstellt, insgesamt betrachtet und bewertet werden. „Eben dies wird derzeit in der Kreisverwaltung vollzogen, wir müssen alle Seiten beleuchten und alle denkbaren Möglichkeitenausloten, um am Ende zu einem tragfähigen Lösungsansatz zu gelangen, der dann auch durch die kommunalen Gremien mitgetragen wird“. Für die Landrätin ist aber eines klar:

„Man muss Investitionen jeder Art hinterfragen, erst Recht, wenn Unsummen in Verwaltungsgebäude gesteckt werden sollen, um dadurch nur wenige Büroarbeitsplätze zu schaffen, im Umkehrschluss aber Schulen bei notwendigen Maßnahmen vertrösten zu müssen, dass der Kreis kein Geld hat“. So wäre es der Landrätin auch lieber, die Mittel zur Sanierung der Verwaltungsgebäude Baumgartenstraße beispielsweise in die Aula des Lina-Hilger-Gymnasiums zu stecken, um dort zumindest halbwegs bessere klimatische und akustische Bedingungen zu erreichen. Nichts desto trotz, versichert die Landrätin, werde niemand in der Kreisverwaltung oder den politischen Gremien halbherzig über die Zukunft der Gebäude entscheiden.

„Es wird am Ende aller Vorarbeiten und Entscheidungen ein tragfähiges Konzept herauskommen“, darin ist sich die Landrätin sicher. Und dieses wird eben auch tragfähiger sein, als es derzeit das Verwaltungsgebäude Baumgartenstraße 46/48 selbst ist. „Auch der Statiker hat bekräftigt, er könne rechnerisch nicht belegen, wieso die Gebäude überhaupt unter der bisherigen Nutzung noch stehen geblieben sind“, bemerkt die Landrätin. Die Statik sei über viele Jahre bis an ihre Grenzen belastet gewesen, „ich bin froh, dass die Gebäude nicht mehr in vorherigen Nutzung als Bürogebäude stehen“. Die Gefahr eines Spontanversagens einzelner Bauteile war nicht vollständig auszuschließen. Hintergrund dieser Einschätzung ist die Nutzung des Gebäudes als Bürofläche.

Die eigentlich zulässige Bodentraglast wurde deutlich überschritten. „Das Haus wurde einst als Wohnhaus gebaut, die Beschaffenheit nach dem damaligen Stand der Technik errichtet. Die Böden bzw. Decken ebenso – diese waren für Bett und Sofa, nicht aber für Aktenschrank oder Tresor ausgelegt“. An dieser Situation hätte letztlich auch eine frühzeitigere Generalsanierung des Gebäudes nichts geändert. Die statischen Probleme wurden durch die über längere Zeit aufgeschobene Sanierung ebenso wenig verschlimmert, wie der fehlende Brandschutz. Hintergründe: die Verwaltungsgebäude in der Baumgartenstraße wurden 1898 als Wohnhäuser erbaut. In den 70er Jahren gingen sie in den Besitz der Kreisverwaltung über und wurden über viele Jahre als Bürogebäude genutzt.

Schon Ende der 2000er Jahre machte der heutige Bauamtsleiter Christoph Liesenfeld gegenüber dem damaligen Landrat Velten deutlich, dass er für die Verkehrssicherheit der Gebäude keine Verantwortung mehr übernehmen könne. Vom Gebäudemanagement wurden immer wieder Pläne zur Sanierung entwickelt. Unter Landrat Franz-Josef Diel beschäftigte sich der Bauausschuss intensiver mit der Zukunft dieser Gebäude. Letztlich beschloss der Kreistag am 25.09.2018 die Sanierung der Gebäude – seinerzeit lagen die Kostenschätzungen, welche auf Grundlage von Erfahrungswerten des Gebäudemanagements aufgestellt wurden, bei 1,2 Millionen Euro. Auch bei anderen Baumaßnahmen des Landkreises ist diese Vorgehensweise gängige Praxis.

In aller Regel treffen diese Schätzungen zu. Erst nach der grundsätzlichen Entscheidung, ob ein Projekt angegangen werden soll oder nicht, werden die Kosten durch einen Fachplaner vertieft ermittelt. Würde dieser Schritt bereits zuvor gegangen, kämen schon vor der Grundsatzentscheidung Kosten auf den Landkreis zu. Im Zuge der Planung der Generalsanierung wurde per Bauantrag auch die Nutzungsänderung vom Wohnhaus hin zum Verwaltungsgebäude erstmals formell festgehalten. Diese Nutzungsänderung bringt jedoch unter anderem auch höhere Auflagen zur Deckentraglast und dem Brandschutz mit sich. Nach den ersten Kostenschätzungen des Gebäudemangements erfolgte die erste Kostenermittlung durch die beauftragten Fachplaner.

Nach der Planungsvergabe des Projekts wurde schnell deutlich, dass die Problemstellungen im Gebäude selbst deutlich größer sind, als zunächst angenommen, wodurch die Kosten deutlich nach oben schnellten. Inzwischen liegen diese bei geschätzten 2,5 Millionen Euro und das, um letztlich nur 26 Arbeitsplätze in dem Gebäude etablieren zu können. Der Sanierungsstau im Gebäude hat prinzipiell nichts mit den statischen oder brandschutztechnischen Problemen zu tun. Er entsteht im wesentlich aus der geforderten Einhaltung von Arbeitsschutzvorschriften und den Anforderungen an moderne Büroarbeitsplätze.

Hierzu gehören neben einer strukturierten Netzwerkverkabelung, einer blendfreien Arbeitsplatzbeleuchtung und der gesetzlich geforderten Barrierefreiheit auch zumutbare raumklimatische Verhältnisse und eine zeitgemäße Sanitärausstattung mit geschlechtergetrennten Toilettenanlagen. Auch der Umbau zum Mietwohnhaus würde große Hindernisse mit sich bringen. Auch hier spielen unter anderem der Brandschutz, aber auch der Schallschutz eine große Rolle die finanziellen Aufwand mit sich brächten. Daneben bestünde hier zudem die große Herausforderung der Herstellung von Sanitärbereichen. Aktuell gibt es nur Etagen-WC ́s (ohne Geschlechtertrennung).

Text: Kreisverwaltung Bad Kreuznach