Wenig Begeisterung im Karl Geib Kuratorium für die Umgestaltungspläne

Der Ausstellungsraum INSTALL soll ins Schloßparkmuseum verlagert werden. Auch das platzt allerdings schon aus allen Nähten. “Es ist geplant, die derzeitige Ausstellung der in der Remise des Schlosses befindlichen Vor- und Frühgeschichte in andere Räumlichkeiten zu verlagern”, hieß es daher unkonkret und schmallippig in der Mitteilungsvorlage für die gestrige Sitzung des Karl-Geib-Kuratoriums. Im nur neunzeiligen Inhalt blieb die Verwaltung jedes Detail schuldig und kündigte Erläuterungen der Planung für die Sitzung an. Deren Verlauf machte dann deutlich, warum schriftlich nichts mitgeteilt wurde: viele Mitglieder des Kuratoriums und auch des Kulturausschußes sind mit den Plänen der Verwaltung nicht einverstanden.

Es wird eng in der Römerhalle

Diese sehen vor, dass die Vor- und Frühgeschichte ihren angestammten Platz im Schloßparkmuseum verläßt und in die Römerhalle umzieht. Um dort den nötigen Raum zu schaffen sind erhebliche Veränderungen erforderlich. So müssen alle Exponate, die dort an der östlichen Längsseite stehen weichen und hausintern umziehen. Die bisher großzügige räumliche Weite, die den Luxus an Platz und Räumlichkeiten in der Palastvilla gestalterisch aufgreift, wird verloren gehen oder zumindest eingeschränkt. Aber auch das von Architekt Peter Kneip vorgestellte Umbaukonzept für den INSTALL im Schloß, kombiniert mit einem multifunktionalen Veranstaltungsraum, rief kritische Fragen hervor.

Kritik am multifunktionalen Veranstaltungsraum

Annette Thiergarten (Grüne) wies in mehreren Redenbeiträgen auf Defizite des neuen Raumkonzeptes hin. Und auch Landtagsabgeordneter Dr. Helmut Martin (CDU) konnte sich mit konkreten Detaillösungen für den “multifunktionalen Veranstaltungsraum” nicht identifizieren. Museumsleiter Marco van Bel, der als geborenes Mitglied dem Kuratorium angehört, vermochte mit seinen Vorschlägen für die künftige Arbeit in den von ihm geführten Häusern auch keine echte Begeisterung zu wecken. “Ich habe heute hier nichts gehört, was mir Freude für die Zukuft der Museen macht”, kommentierte dann auch nach der Sitzung ein Ausschußmitglied im Gespräch mit der Redaktion dieser Seite.

Van Bel will Geschirr aus den Vitrinen holen

Van Bel fabulierte von einem “Audio Guide”, “selbsterklärenden Ausstellungen” und führte als Beispiel an, “das Geschirr aus den Vitrinen herauszuholen”, um mit derartigen Maßnahmen neues Publikum anzusprechen. Junge Menschen etwa. Als Zielgruppe möchte er auch die “internationalen” Gäste stärker ansprechen. Warum all das nicht schon vor Jahr und Tag angepackt wurde, obwohl beispielsweise die Arbeitsgruppe Haushalt dem Museumsdirektor erhebliche Einnahmesteigerungen schon in 2018 zur Aufgabe machte, erklärte van Bel nicht. Auch der Vorsitzende des Heimatkundevereins, Dr. Michael Vesper, ebenfalls geborenes Mitglied im Kuratorium, warf Fragen auf, die von der Verwaltung nicht inhaltlich beantwortet wurden.

OBin drängte auf Ende der Aussprache

Er hätte, wie auch andere Mitglieder des Gremiums, gern eine vollständige Liste der Exponate des Schloßparkmuseums gesehen. Die gibt es nach wie vor nicht. Genausowenig wie “schlagkräftige Aussagen dazu, wo wollen wir hin?”, wie sie Birgit Ensminger-Busse vermißte. Der Diskussionsverlauf entwickelte sich also nicht im Sinne der sitzungsleitenden Oberbürgermeisterin, der der von ihr selbst ausgewählte Sitzungsraum zu kalt vorkam, der weiterhin die Sitzung im Hinblick auf von ihr angesprochene Fraktionstreffen zu lang geriet (obwohl die davon betroffenen Stadtratsmitglieder keine diesbezüglichen Hinweise gaben) und die daher gegen 19 Uhr auf Schluß der Aussprache drängte.

“Inhaltsleeres Kuratorium”

Schließlich handele es sich lediglich um eine Mitteilung und das Kuratorium sei ohnehin nicht entscheidungsbefugt, führte Dr. Kaster-Meurer aus. Kulturamtsleiterin Grit Gigga mußte daher sogar die Rechtsgrundlage vortragen, auf der das Gremium arbeitet. Darin ist festgelegt, dass der 163 Jahre alte Heimatkundeverein, der Mitte der achziger Jahre seine Sammlungen der Stadt anvertraut hatte, über das Kuratorium Karl Geib an der Entwicklung der Museen mitarbeitet. Was den Vorsitzenden des Heimatkundevereines zu der Bemerkung veranlaßte, es handele sich um ein “inhaltsleeres Kuratorium”. Damit dürfte feststehen, dass der Umgang der Verwaltung mit der Dokumentations-, Recherche-, Sammel- und wissenschaftlichen Arbeitsleistung eines der ältesten und bedeutendsten Vereine der Stadt noch zu Spannungen führen wird.

Gesenkte Köpfe, ernste Minen. Die Vorschläge der Verwaltung lösten bei einigen Teilnehmer*Innen der Sitzung nur wenig Begeisterung aus.

Kommentar zur Sitzung des Karl Geib Kuratoriums

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Nicht angesprochen wurde in der Sitzung des Kuratoriums der Grund für die Umzüge. Dieser besteht in einer Erweiterung des Museums für Puppentheaterkultur. Aus dem INSTALL wird eine Dauerausstellungfläche für das Lebenswerk des Marionettenspielers Prof. Albrecht Roser (t) werden. Der Mann hat einen bedeutenden Geburtstag. Das stimmt. Und aus Sicht des PuK mag es werthaltig erscheinen, diese zusätzliche Dauerausstellungsfläche zu gewinnen. Aber mit Verlaub gesagt. Weder das Puk noch der Herr Professor haben einen konkreten Bezug zu Bad Kreuznach. Die Römerhalle, die Palastvilla, die Mosaiken und die Sammlungen des Heimatkundevereins schon.

Alleinstellungsmerkmale werden vernachlässigt

Und für all das Schöne und Wünschenswerte stehen eben nur begrenzt Mittel zur Verfügung. In diesem Zusammenhang Alleinstellungsmerkmale der Stadt und der Region hinter sicher werthaltige, aber ohne jeden Regionalbezug ausgestattete Dauerausstellungen zurückzuversetzen, könnte sich als eine folgenschwere Fehlentscheidung erweisen. Nur weil keiner den Mut hat die Bedeutung von PuK einerseits und Römerhalle und Schloßparkmuseum andererseits klarzurücken, werden hier weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit Fakten geschaffen. Was passiert denn, wenn das PuK morgen das Lebenswerk des nächsten in Fachkreisen hochgelobten Marionettenspielers an Land ziehen kann? Wird dann nein gesagt?

Marionetten im Stadtrat

Und wenn man das dann schafft: warum hat man es angesichts der beschränkten Möglichkeiten nicht schon früher getan? Es mag ja sein, dass wir ausserhalb Bad Kreuznachs nur mit den falschen Leuten sprechen. Aber vom PuK hat in den letzten Jahren kein einziger unserer Gesprächspartner geredet. Palastvilla und Mosaiken werden häufig angesprochen. Der Schatz, den die noch immer nicht vollständig ausgegrabene Villa, die Mosaiken und die nicht aufgeklärte Geschichte ihrer Erbauer darstellen, mag noch nie angemessen beworben worden sein. Um so grösser ist doch das Potential, das darin schlummert. Und endlich mal aktiviert werden sollte. Um zu sehen, wie Marionetten bewegt werden, ist ein PuK-Besuch nicht zwingend erforderlich. Da gewährt die monatliche Stadtratssitzung ausreichend Einblicke.

Lesen Sie zum Thema auch auf dieser Seite:

22.09.19 – “Karriere wie Aschenputtel: aus dem Stall ins Schloß – Kunstraum zieht um”