Gewobau: Modernisierungen “mit einem Pool gleicher Handwerksfirmen”

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Durchschnittlich eine Million Euro im Jahr gibt die Gewobau für Modernisierungsmaßnahmen aus. Diese Größenordnung war für den Landesrechnungsghof (LRH) ein guter Grund sich näher anzuschauen, wie dieses Auftragsvolumen abgewickelt wird. Wer die bisherige Berichterstattung dieser Seite über den von der Gewobau nur zum Teil veröffentlichten Bericht verfolgt hat, ahnt was die Prüfer feststellten:

Verstösse gegen interne Anweisung

“Die Verfahrensweise verstößt regelmäßig gegen die unternehmensinterne Anweisung”. Konkret stellte der LRH dazu fest: “Vergleichsangebote und schriftliche Leistungsbeschreibungen lagen den Aufträgen stets nicht zugrunde. Die auszuführenden Arbeiten wurden zwischen den technischen Mitarbeitern und den ausführenden Handwerkern ausschließlich mündlich vor Ort besprochen. Auftragsschreiben enthalten lediglich die Bitte um Arbeitsausführung”.

Unternehmenshandbuch nicht beachtet

Da wurde wohl das firmeneigene Regelbuch über Jahre hinweg betriebsintern nicht ernst genommen. Oder die Geschäftsführung, die die “Arbeitsanweisung für die Auftragserteilung an die Handwerker” gab. Denn Punkt 4.3.6 bestimmt, dass vor Vergabe von Aufträgen ab einem Volumen von 2.500 Euro Vergleichsangebote einzuholen sind. Pauschalaufträge ohne Einzelkostenermittlung sind laut Unternehmenshandbuch unzulässig. Kümmerte aber niemanden.

“Rechnungen nicht prüffähig”

Dabei sind die vom Rechnungshof dokumentierten Folgen erheblich: “insbesondere durch die unzureichenden Auftragsbeschreibungen sind in der Folge die gestellten Rechnungen nicht prüffähig”. Der LRH erinnert daran, dass unternehmensinterne Vorgaben für Vergaben die Wirtschaftlichkeit der Auftragsvergabe, die Einheitlichkeit der Verfahren sowie ausreichende Korruptionsprävention sicherstellen sollen.

LRH fordert Stichproben

“Diese Zwecke werden nur bei Einhaltung der Vorgaben gewahrt” weiß der LRH. Demzufolge ordneten die Prüfer an, dass “die unternehmensinternen Anweisungen zu beachten sind und Abweichungen entsprechend nachvollziehbar zu dokumentieren”. Zudem rät der Rechnungshof, “die Auftragsvergaben sollten stichprobenhaft jährlich überprüft werden”.

“Stets das gleiche Unternehmen beauftragt”

Weiterhin fiel den Prüfern aus: “die einzelne Auftragsvergabe erfolgte stets an einen Pool gleicher Handwerksfirmen, mit denen nach Einschätzung der zuständigen technischen Mitarbeiter bereits eine seit Jahren gute Zusammenarbeit möglich war (in der Regel zwei bis vier Unternehmen je Gewerk. Bei Abriss- und Entkernungsarbeiten wurde stets das gleiche Unternehmen beauftragt”.

“Alle 1-3 Jahre neu zusammengestellt”

Der Rechnungshof ermittelte weiterhin, dass einzelne Firmen im Zeitraum 2011 bis 2015 Gesamtaufträge von 79.870 Euro bis 647.830 Euro erhielten. Die Gewobau-Geschäftsführung vermag sich der in diesen Vorgaben enthaltenen Kritik nicht anzuschließen: “Mithilfe der oben schon erwähnten Maßnahmen, Ausschreibung von Standard-Modernisierungsarbeiten, würde der Handwerkerpool alle 1-3 Jahre neu zusammengestellt.

Prüfungsfeststellung “53”

Dies ermögliche neuen Firmen über den Wettbewerb Zugang zu den GEWOBAU- Aufträgen. Leistungsbeschreibungen könnten aktualisiert und die Abrechnungen auf Grundlage der ausgeschriebenen Leistungen nachvollzogen werden. Offen bleibt für den LRH “die systematische Einbindung von etwaigen Revisionshandlungen”. Prüfungsfeststellung “53” lautet daher nicht überraschend: “Das Themenfeld sollte in Revisionsprozesse eingebunden werden”.

Lesen Sie zum Thema auch auf dieser Seite:

17.05.19 – “Gewobau: Prüfer kritisieren Defizite bei der Korruptionsprävention”
14.05.19 – “Rechnungshof rügt Auftragsvergabe bei der Gewobau”
11.05.19 – “Bei der Gewobau fehlten teilweise Wirtschaftlichkeitsberechnungen”
09.05.19 – “Entscheidung über Bürger-Einsicht in den Gewobau-Prüfbericht vertagt”
08.05.19 – “Dr. Kaster-Meurer widerspricht Seeger”
04.05.19 – “Auf das Führen von Bautagebüchern zu verzichten ist nicht zweckdienlich”
03.05.19 – “Gewobau: bis zu 66.000 Euro im Jahr für Personalberatung”
02.05.19 – “Hat die Gewobau gegen europäisches Recht verstoßen?”
01.05.19 – “Meinung: am Thema Gewobau werden wir noch lange Freude haben”
29.04.19 – “Seeger kocht über: “Sie sind ein Schmierfink”
28.04.19 – “Gewobau jetzt auch Thema beim Strassenwahlkampf”
26.04.19 – “Gewobau: zukünftig keine Minusstunden mehr zum Jahreswechsel”
25.04.19 – “Zimmerlin thematisiert Regress gegen Ex-Geschäftsführer der Gewobau”
25.04.19 – “Die Gewobau sucht ein Leck – wieder einmal”
24.04.19 – “Aufgespiesst: Gewobau lädt “an einem Freitagabend” für Donnerstagnachmittag ein”
20.04.19 – “Ausreißer kostet die Gewobau 5.000 Euro”
19.04.19 – “Gewobau: CDU und Grüne unterstützen Aufklärungsantrag von BüFEP/Faire Liste”
19.04.19 – “Aufgespiesst: biologische Gefahr für die Gewobau?”
18.04.19 – “Seeger belastet Dr. Kaster-Meurer”
18.04.19 – “Prüfungbericht Gewobau: auf Schwärzung folgt Weißung”
18.04.19 – “Meinung: der Fall Seeger – beim Versuch weißzuwaschen angeschwärzt”
17.04.19 – “Gewobau zahlte 8.000 Euro für Seegers Geschäftsführerberatung”
16.04.19 – “Gewobau-Barkasse: unterversichert, ungeprüft und ohne Kassensturzfähigkeit”
16.04.19 – “Meinung: Datenschutz mißbraucht als Deckmantel für Rechtsbrüche und Täuschung”
15.04.19 – “Landesrechnungshof: Gewobau-E-Bikes nutzen oder abschaffen”
15.04.19 – “Meinung: einen fetten SUV fahren und Klimaschutz predigen?”
14.04.19 – “Ersatzansprüche gegenüber dem Geschäftsführer sind unverzüglich zu prüfen”
13.04.19 – “Geschwärzt um zu vertuschen”
12.04.19 – “Landesrechnungshof: Gewobau zahlte 7.100 Euro für Oktoberfestbesuch”
11.04.19 – “Dr. Kaster-Meurer weiß spätestens seit dem 21. November 2016 bescheid”
10.04.19 – “Offener Rechtsbruch: Oberbürgermeisterin verweigert Antrag für Stadtratssitzung”
08.03.19 – “Transparenzoffensive der Oberbürgermeisterin ist gründlich missglückt”
12.02.19 – “Dr. Kaster-Meurer lenkt ein und gibt Gewobau-Prüfbericht an Zimmerlin”
11.02.19 – “Kreistagsmitglieder informiert euch über die Gewobau!”
04.02.19 – “Meinung: Glaubt die OBin damit durchkommen zu können?”
02.02.19 – “Zimmerlin macht Druck wegen dem Prüfbericht des Landesrechnungshofes”
01.02.19 – “Koblenzer Richter blocken Gewobau ab”
31.01.19 – “Verwaltungsgericht verurteilt Dr. Kaster-Meurer”
28.01.19 – “Jetzt fordert Zimmerlin den Gewobau-Prüfbericht von der Landrätin”
23.01.19 – “Hat die OBin Einnahmen aus Nebentätigkeiten erhalten und abgeführt?”
16.01.19 – “Zimmerlin wird gegen Kaster-Meurer gewinnen”
17.07.18 – “Die OBin verweigert Transparenz”