Bei der Polizeirazzia in der Ex-Capri-Bar ging einiges zu Bruch

Schnell hatte es sich in der Stadt herumgesprochen. Das von der Polizei in der Nacht von Freitag auf Samstag ausgehobene illegale Glücksspiel-Nest war in der ehemaligen Capri-Bar ansässig (diese Seite berichtete). Der offenbar von Insidern informierten Kriminalpolizei war ein Überraschungscoup gelungen. 24 mutmaßliche Glücksspieler wurden auf frischer Tat ertappt. Zudem wurden von diesen Personen die Coronaschutzvorschriften nicht beachtet, was im Einzelfall ein dreistelliges Bußgeld zur Folge haben kann. Der massive Polizeieinsatz wurde von einigen Passanten beobachtet.

Unübersehbar die zahlreichen Einsatzfahrzeuge, die in der Planiger Strasse und am Römerkastell aufgereiht standen. Und unüberhörbar das gewaltsame Eindringen der Polizeikräfte in das Gebäude. Dabei wurden eigens für diesen Einsatz angeforderte zusätzliche Kräfte eingesetzt. Auch zur Eigensicherung der örtlichen Beamten. Denn bundesweit tritt illegales Glücksspiel regelmäßig in Verbindung mit Drogen und Waffen auf, so dass die Polizeikräfte auf alle Fälle vorbereitet sein mußten. Tatsächlich wurden aber bei der Razzia weder Waffen noch Drogen sichergestellt.

Lediglich fürs Pokerspiel geeignete Karten. Der seit eineinhalb Jahren neue Eigentümer des Gebäudekomplexes wurde über den Polizeieinsatz behördenseits nicht informiert. Er erfuhr durch die Anrufe besorgter Mieter von dem Polizeieinsatz und traf an seinem Grundstück erst ein, als die Polizei bereits wieder abgerückt war. Der Eigentümer legt Wert auf die Feststellung, dass in dem Gebäude keinerlei Bordellbetrieb oder ähnliches mehr stattfindet, seitdem er die Immobilie übernommen hat. Tatsächlich sind die elf Zimmer im Ober- und Dachgeschoß an Handwerker und von der Agentur für Arbeit vermittelte Personen vermietet.

Die Polizei öffnete auch einen Teil dieser Zimmer gewaltsam, fand dort aber keinerlei Material o.ä. mit Bezug zum illegalen Glücksspiel im Erdgeschoß. Nach Angaben des Eigentümers hat er einen Teil des früheren Barbetriebes als Gaststätte vermietet. Dieser Bereich wird von den neuen Pächtern derzeit umgebaut und war von dem Polizeieinsatz nicht betroffen. Hauptziel der Razzia war ein auch mit Glücksspielgeräten ausgestatteter Raum, der aktuell nicht als Gaststätte konzessioniert ist. Von den illegalen nächtlichen Aktivitäten des Mieters (ein deutscher Staatsbürger ohne Migrationshintergrund) hatte der Vermieter nach eigenen, glaubwürdigen Angaben keine Kenntnis.

Die Hauptaufgabe des Vermieters, der selbst als Angestellter tätig ist und heute früh seit 8 Uhr an seinem Arbeitsplatz sein muß, bestand am Wochenende darin, seine Mieter zu beruhigen. Ein Bauarbeiter, der am Samstag arbeiten mußte, wurde am späten Freitagabend von den Einsatzkräften aus dem Bett geholt und gefesselt, bis seine persönlichen Daten und die Tatsache feststand, dass er mit den Glücksspielfreunden nichts zu schaffen hat. Die als Fesseln verwendeten Kabelbinder hat er als Andenken behalten. Andere Mieter, deren Zimmertüren aufgebrochen wurden, standen am Wochenende unter Schock.

Eine Mieterin war bis zum späten Sonntagabend nicht in ihr Zimmer zurückgekehrt. Für den Vermieter, der sehr transparent und nachvollziehbar alle Fragen der Redaktion dieser Seite beantwortete und alle zivil- und strafrechtlich zulässigen Einblicke gewährte, ist es wichtig Gerüchten entgegenzutreten. “Ich möchte meine Immobilie als ein seriöses Wohn- und Geschäftshaus führen und werde alles Nötige dafür tun”. Dazu gehören zunächst einmal umfangreiche Sanierungsmaßnahmen.

Bei diesem Werbebanner handelt es sich um irreführende Werbung, weil seit dem neuen Eigentümer keinen Nachtclubbetrieb mehr gibt. Und auch keine “Cashgirls”.

Denn die Versuche der Polizei, die beiden Hauseingangstüren und die beiden Brandschutztüren zum Raum, in dem das Glücksspiel stattfand, zu öffnen, richteten erhebliche Schäden an. Die Türen (Stückpreis bis zu 2.000 Euro) sind samt der Rahmen schwer beschädigt. Teilweise sind Putz und Mauerwerk, in dem die Rahmen verankert waren, gelöst. Einige der Zimmertüren der im Obergeschoß gelegenen Wohnungen wurden eintreten bzw eingerammt. Auch die beiden Hauseingangstüren wurden schwer beschädigt und müssen ersetzt werden. Die von einem Handwerker geschätzten Gesamtkosten sind fünfstellig.

Mit diesen Kabelbindern erfolgte die Fesselung des Bauarbeiters, der nach und vor getaner Arbeit einfach nur schlafen wollte.

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