Stadt läßt Pfingstwiese nach Weltkriegsbomben untersuchen

Von Gabriele Stroh
und Claus Jotzo

Diese Seite hatte über diesen düsteren Aspekt der Stadtgeschichte bereits am 27. Juli 2019 berichtet: zehntausende von Fliegerbomben wurden über Bad Kreuznach abgeworfen, hunderte über der Pfingstwiese. Und längst nicht alle wurden geborgen und entschärft. Insbesondere in den letzten Kriegsmonaten ab dem Dezember 1944 verfügten Reichsbahn und kommunale Schutzverwaltungen einfach nicht mehr über das Personal, um Blindgänger sicher zu entsorgen. Bundesweit wurden diese nicht gezündeten Kampfmittel in Bombentrichtern explodierter Kampfmittel vergraben. Genau das haben Augenzeugen auch für die Pfingstwiese bestätigt.

Nach dem Motto “aus den Augen aus dem Sinn” wurden die Einschlagskrater längs der Nahe auf der Sauwiese bis Höhe Abwasserwerk entsprechend gefüllt. Nach Kriegsende erfolgte dann keine geordnete Nachsuche, Aufarbeitung und Dokumentation (diese Seite berichtete am 27.7.19 unter der Überschrift: “Stadt: keine Erkenntnisse über Kampfmittel im Boden des Jahrmarktsgeländes”). Daher konnte die Stadtverwaltung auf Anfrage der Redaktion dieser Seite nicht belegen, dass eine lückenlose Nachsuche und Entschärfung stattgefunden hat. Sondern beschränkte sich auf die Bekanntgabe einer Plattitüde: die Existenz von Kampfmitteln im Bereich der Pfingstwiese sei nicht bekannt.

Prüfung führte zum Umdenken

Mit ähnlich hohem Informationswert hätte Stadtrechtsdirektorin Häußermann auch feststellen können, noch nie ein Alien gesehen zu haben. Weil Teile der Stadtverwaltung auf die Berichterstattung dieser Seite desinteressiert reagierten, wandte sich die Redaktion mit einem entsprechenden Hinweis an die für die Kampfmittelbeseitigung zuständige Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion ADD. Dieser wurde zwar mit verwaltungstypischem Geschwurbel beantwortet. Aber hinter den Kulissen wurde konkret geprüft. Und die Feststellungen dieser Seite, demzufolge die gebotene Nachschau in den vierziger, fünfziger und sechsziger Jahren nicht erfolgte, bestätigt.

Schlosser: Untersuchung erfolgt

Daher hat die Stadtverwaltung nunmehr ein Fachunternehmen mit der Untersuchung der Verdachtsflächen im Bereich der Pfingstwiese beauftragt. Das hat der für das Ordnungsamt und den Jahrmarkt zuständige Beigeordnete Markus Schlosser gestern Abend im Jahrmarktsausschuß mitgeteilt und festgestellt: “Sicherheit geht vor”. Wobei einige Mitglieder des Gremiums, die von den Altlasten aus dem Zweiten Weltkrieg keine Kenntnis hatten, große Augen machten. Die Kosten für die Untersuchung werden laut Schlosser im fünfstelligen Bereich liegen.

Limburg: Bombe explodierte mit 75jähriger Verspätung

Damit ist sichergestellt, dass rechtzeitig vor dem nächsten Jahrmarkt 2021 Bombenfreiheit unter der Pfingstwiese bestätigt bzw hergestellt ist. Und an der Nahe nicht das passiert, was im Juni 2019 nur die Öffentlichkeit (nicht aber die Fachwelt) schockte: Mitten in der Nacht ohne jede äussere Einwirkung detonierte bei Limburg metertief im Boden eine 250-Kilo-Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg. Auf freiem Feld. Der chemische Zünder löste aus. Wenn auch mit 75jähriger Verspätung. In bewohntem Gebiet hätte dies zu einer Katastrophe geführt.

Lesen Sie zum Thema auch auf dieser Seite:

02.08.19 – “ADD klärt Widersprüche um Weltkriegsbombe an der Heidenmauer auf”
27.07.19 – “Stadt: keine Erkenntnisse über Kampfmittel im Boden des Jahrmarktsgeländes”