Aufgespiesst: beim Stadtmarketing schlägt Bad Kreuznach Worms mit Weile

Bereits am Montagabend im Feuerwehrausschuß war Worms Thema. Vorgestern ging es um die personelle Ausstattung der Feuerwehr. Und Wehrleiterin Manuela Liebetanz führte die Nibelungenstadt als Referenzgröße an. Beigeordneter Markus Schlosser ging gestern im Wirtschaftsförderungsausschuß noch einen Schritt weiter. Er präsentierte mit Kai Hornuf den Geschäftsführer des dortigen Stadtmarketing als Zeitzeugen dafür, dass auch mit weniger Stadtgeld viel Ergebnis erarbeitet werden kann. Zwei auch in der Nahemetropole sattsam bekannte Problemschwerpunkte fehlten selbstredend im Bericht des erfolgreichen Wormser Managers nicht:

Die Integration von Filialisten. Und Parken. Beim Auto-Thema konnte Kai Hornuf ein für dortige Verhältnisse sensationelles Ergebnis verkünden. Nach sieben Jahren erfolgloser Anstrengungen gelang dem Wormser Stadtmarketing in diesem Jahr für das in rund zehn Tagen anstehende “Heimatschoppen” der große Wurf: 90 Minuten kostenloses Parken. “Das Größte, was ein Autofahrer kriegen kann”, jubelte Hornuf. Viele Mitglieder des Bad Kreuznacher Ausschusses schmachteten den Gastredner daraufhin geradezu an. Und Markus Schlosser sah sich aufgrund auf den Gesichtern der ehrenamtlichen Kommunalpolitiker ablesbaren Kopier-Forderung veranlaßt darauf hinzuweisen, dass so was hier viel Geld kosten würde, da die Stadtkasse der städtischen Parkgesellschaft den Einnahmeausfall ersetzen müßte.

Wenn man diesen gruppendynamischen Prozeß entspannt von der Pressetribüne verfolgen kann, fällt einem ein, was schon im Februar 1998 vom wissenschaftlichen Begleitpersonal des ersten Bad Kreuznacher Stadtmarketingseminars erklärt wurde: “die eigenen Stärken bewußt machen”. Und dabei stellt sich heraus, dass Bad Kreuznach in Puncto Freiparken viel weiter ist, als Worms. Schon seit rund einer Woche können nämlich auf einem städtischen Parkplatz Autos ganztags (und nicht nur an einem Wochenende läppische 90 Minuten) kostenlos abgestellt werden: hinter dem Casinogebäude und dem Else-Liebler-Haus (Zu- und Abfahrt von der Stromberger Strasse).

Die dort tagsüber die Einfahrt regulierende Schranke wurde demontiert. Wer in der historischen Neustadt zu tun hat oder trotz langjährigem SUV-Mißbrauch noch in der Lage ist Wegstrecken über 500 Meter zu Fuß zu bewältigen, mithin von dort die Innenstadt zu erreichen, kann die Parkgebühr sparen bzw in einem extra Kaffee anlegen. In Worms macht der sagenhafte Schatz der Nibelungen die Großzügigkeit gegenüber automobilen Zeitgenoss*Innen möglich. Das Motiv in Bad Kreuznach erforschen wir besser nicht. Die meisten wollen die Wahrheit ohnehin nicht wissen. Diese könnte in der Nähe des Parkplatzes zu zwei bedeutenden Häusern der Stadt begründet sein. Der zum Stadthaus und zum Faust-Haus.

Alles richtig gemacht?

Dessen Namensgeber mußte sich laut Johann Wolfgang von Goethe von Mephistopheles nämlich erklären lassen, dieser sei ein “Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft”. Freiparken mitten in Bad Kreuznach also als Ergebnis einer ganz bösen Absicht? Egal. Fest steht: was die Wormser nur 90 Minuten lang ermöglichen, gibts in Bad Kreuznach schon tagelang. Fazit: wir haben zwar kein Stadtmarketing, der örtliche Trägerverein löst sich auf und das “Heimatschoppen” ist ein Insider der IHK-Kantine – aber alles richtig gemacht …