Meinung zu den Wertstoffhöfen: nicht nur die Öffnungszeiten sind beschränkt

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Seine dümmlich-arrogante Ausgangsposition konnte der Kreismülldezernent – absehbar – nicht durchhalten. Noch am 27. März tönte Hans-Dirk Nies (SPD) selbstgefällig: “wir werden die Wertstoffhöfe dann wieder sofort öffnen, wenn unser soziales Leben wieder einmal in geordnete und normale Bahnen kommt”. Dieser Zustand ist noch lange nicht abzusehen. Trotzdem mußte Nies einlenken. Und die totale Arbeitsverweigerung bei der Annahme von Sperrmüll aufweichen. Zu groß war der Druck aus der Öffentlichkeit. Auch aus der Stadt-SPD, der Nies nach wie vor angehört. Seine eigenen örtlichen Parteigenossen fordern die Öffnung. Wie tausende Betroffene. Drei Wochen nach der Schließung sieht der “Plan” des Hans-Dirk Nies so aus:

Ab Montag dem 20. April werden die Wertstoffhöfe im Landkreis unter Auflagen wieder öffnen. Der Kreis beschreibt das Verfahren so (der Originaltext der Pressemitteilung steht unten): Zur Entzerrung und zur möglichst kontaktfreien Entsorgung wird der Betrieb schrittweise hochgefahren. Zunächst beschränkt sich die Nutzung der Wertstoffhöfe auf Privathaushalte für nichtkostenpflichtige Abfälle. Zu deren Entsorgung muss ein Termin mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) vereinbart werden. Das Termintelefon ist unter der Rufnummer (0671) 803-1980 ab dem kommenden Mittwoch (15. April) erreichbar. Soweit der AWB. Seit dem der Landkreis diesen Plan gestern Nachmittag veröffentlicht hat, macht sich bei den Betroffenen Anlieferern Spott und Verärgerung breit.

“Öffnet oder lasst es sein, der ganze Sperrmüll landet mit dieser Regelung wieder am Feldrand oder sonst wo in der Natur” ist noch einer der sachlichen Kommentare zum aktuellen Nies-Plan in den sozialen Netzwerken. Viele sehen es so: “Die Schließung war eine Unverschämtheit. Es ist auf dem Wertstoffhof perfekt möglich, auf Distanz zu bleiben! Das Argument für die Schließung war eine mögliche Überforderung der verbliebenen Mitarbeiter. Da fehlen mir die Worte!!!!!!” Lediglich Schönredner*Innen, die die Wertstoffhöfe gar nicht nutzen und daher wie der Blinde von der Farbe sprechen, können sich mit dem neuen Konzept anfreunden. Klar, denn sie wissen nicht, was sie tun. Wer mal am Kompostwerk in der Schlange stand, hat einen Eindruck davon, was 200 oder 300 Anlieferer am Tag so abladen.

Eine Rufnummer für hunderte von Anrufer*Innen

Da diese am 15.4.20 rund einen Monat nichts bringen durften, werden sich alle melden wollen. Unter einer einzigen Durchwahlnummer. Selbst wenn jedes Gespräch nur zwei Minuten dauern würde: das wären maximal 30 Gespräche in einer Stunde. Theoretisch könnten so 240 Abladevorgänge vereinbart werden. Ach ja, das Abladen selbst dauert ja viel viel länger, als die Vereinbarung des Termines. Also werden nach dem “genialen” Konzept des Abfallbeigeordneten Nies am 15.4.20 Termine für mehrere Tage oder eine ganze Woche vereinbart . Wobei diejenigen durchaus zu verstehen sind, die sich nach mehreren Stunden Besetzzeichen für eine persönliche Terminvereinbarung beim AWB ins Kreishaus bewegen.

Erhebliche intellektuelle Defizite

Und wann dürfen die anliefern, die am 16.4.20 anrufen? Und jene vom 17.4.20? Um es kurz zu machen: der Nies-Plan läßt darauf schließen, dass sein Verfasser entweder den Betroffenen die größt möglichen Ärgernisse zumuten möchte. Oder erhebliche intellektuelle Defizite hat. Das Vorhaben ist zum Scheitern verurteilt. Soetwas Menschen zuzumuten, die wegen einem Problem, das von ihnen nicht verursacht wurde, sowieso unterschiedlich große persönliche Lasten zu tragen haben, ist von einer öffentlichen Verwaltung eine inakzeptable Zumutung. Wir werden das den Verantwortlichen nicht vergessen.

Lesen Sie zum Thema auch auf dieser Seite:

04.04.20 – “Wertstoffhöfe: Abfalldezernent Hans-Dirk Nies rudert zurück”
03.04.20 – “Wolfgang Heinrich fordert Öffnung der Wertstoffhöfe”
02.04.20 – “Wertstoffhöfe: Umweltministerium widerspricht Nies”
02.04.20 – “Aufgespiesst: Gerd Cremer ist ein 5%er”
01.04.20 – “Meinung: Hans Dirk Nies (SPD) versteht etwas von Prozentrechnung”
30.03.20 – “Sperrmüll türmt sich in der Stadt”

Wertstoffhöfe öffnen erst ab dem 20.4. und auch nur eingeschränkt

Ab Montag, dem 20.04.2020, werden die Wertstoffhöfe im Landkreis Bad Kreuznach unter Auflagen wieder öffnen. Zur Entzerrung und zur möglichst kontaktfreien Entsorgung wird der Betrieb schrittweise hochgefahren. Zunächst beschränkt sich die Nutzung der Wertstoffhöfe auf Privathaushalte für nicht kostenpflichtige Abfälle. Kostenpflichtige Abfälle müssten gewogen und abgerechnet werden, was zu persönlichen Kontakten führen würde. Zur Entsorgung eigener Abfälle auf den Wertstoffhöfen muss künftig ein Termin mit dem AWB vereinbart werden.

Hierdurch sollen große Warteschlagen vor und auf den Wertstoffhöfen vermieden werden. Um möglichst viele Termine pro Woche auf den vier Wertstoffhöfen im Landkreis vergeben zu können, werden die Öffnungszeiten ausgeweitet. Das Termintelefon ist unter der Rufnummer 0671/803-1980 ab dem kommenden Mittwoch, dem 15.04.2020, erreichbar. Abgegeben werden können zunächst nur nicht kostenpflichtige Abfälle. Hierzu zählen unter anderem Sperrmüllgüter aus dem gewöhnlichen Hausrat wie Möbel oder Elektrogeräte (Gegenstände, die bei einem Wohnungsumzug mit in eine neue Wohnung genommen würden).

Darüber hinaus ist auf den Wertstoffhöfen Bad Sobernheim, Meisenheim und Waldlaubersheim kostenfreier Hecken-, Baum- und Strauchschnitt abzugeben. Kostenpflichtige Grünabfälle, wie Rasenschnitt, werden vorläufig nicht angenommen. Dieser kann aber über die Biomülltonne oder die kostenpflichtigen Beistellsäcke mit dem Biomüll entsorgt werden. Im Wertstoffhof Bad Kreuznach wird vorläufig generell kein Grünschnitt entgegengenommen. Dieser kann stattdessen auf der Pfingstwiese bei der Sondersammelstelle für Holz-, Hecken- und Strauchschnitt an den kommenden Samstagen abgegeben werden.

Quelle: Kreisverwaltung Bad Kreuznach