Deutliche Kritik an der KRN: “an die Kunden hat wieder keiner gedacht”

Beobachtet und kommentiert von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Für die erst am späten Montagabend bekannt gewordene Entscheidung, am gestrigen Dienstagfrüh (5.12.2023) keine Busse fahren zu lassen, gibt es in den Sozialen Netzwerken viel Kritik an der KRN. Sowohl an der Entscheidung selbst, als auch an dem Zeitpunkt und der Art der Mitteilung. So merkt Jürgen S. an: “warum wird eine solche Entscheidung so spät getroffen? Die Leute, die davon betroffen waren, lagen doch schon im Bett, gerade weil sie früh aufstehen müssen!” Und Andrea B. meint: “an die Kunden hat wieder keiner gedacht”.

Dienstagfrüh ab 4 Uhr: während die KRN-Busse “zur Sicherheit” im Depot stehenblieben und sich die ÖPNV-Kund*Innen per pedes, Pkw, Fahrrad und Roller zur Arbeit, Schule usw auf den Weg machten, sorgten die Männer vom städtischen Bauhof …

Aber auch die inhaltliche Begründung der KRN wird angegriffen. Beispielhaft von Sven M.: “KRN macht sich mal wieder lächerlich. 2 cm Schnee sind jetzt schon eine Extremwetterlage^^ Man fragt sich eher, ob die KRN noch auf Sommerreifen fährt^^ Die Buswege sind nebenbei auch über Sportplatz, Schule bis zur Hauptstraße gestreut …”. Ähnlich sieht das Corinna W.: “wo sind denn hier in und um Bad Kreuznach starke Schneefälle, hat sich da jemand was eingeworfen? War vor einer Stunde noch mit dem Auto unterwegs, über Land und in der Stadt.

… ganz praktisch für freie Gehwege und Strassen. Die sind zwar schlechter bezahlt, als die Busfahrer*Innen, kümmern sich aber bei den exakt gleichen äusseren Bedingungen nicht nur um ihre eigene Sicherheit, sondern um die der anderen Menschen. Danke dafür!

War alles gut zu fahren. Blöd nur, wenn man jetzt noch keine Winterreifen drauf hat”. Auch Ulrich K. wird bei der Bewertung deutlich: “lächerlich, dieses Versagen öffentlicher Stellen auch noch zu rechtfertigen”. Tina Q. berichtet einen jener Fälle, den der Stopp der KRN-Busse zur Folge hatte. Ihr Sohn hatte gestern seine Prüfung als Betriebselektroniker. Und kam wegen der KRN-Absage erst mit dreistündiger Verspätung dort an. Für die Berichterstattung dieser Seite waren wir selbst die Nacht über im Pkw unterwegs.

Der hat natürlich Winterreifen aufgezogen. Für einigermaßen geübte Fahrzeugführer*Innen waren die Strassenverhältnisse kein Problem. Erstaunlich ist auch, dass die Speditionen, deren Fahrzeuge mindestens so schwer sind, wie Busse, und bei Schnee auf der Fahrbahn ein sehr ähnliches Fahrvermögen am Steuer erfordern, ohne jede Einschränkung gefahren sind. Zumal die Busse, ich selbst war in diesem Jahr zwei Mal Augenzeuge und es gibt mehrere weitere Polizeiberichte, auch im Sommer ohne Eis und Schnee, in einige Unfälle verwickelt waren.

Das erinnert sehr stark an die Fahrerpersonalfindungsprobleme der KRN in 2022 und 2023 – und die Art und Weise, wie dieses Problem “gelöst” wurde. Ich darf daran erinnern: bei vergleichbaren Witterungsverhältnissen sind die Stadtbusse früher gefahren. Als reines Organisationsversagen kann auch das Kommunikationsdesaster überführt werden. Die Rechtfertigungs- und Schönrederei-Presseerklärung der KRN wurde gestern gegen 16:34 Uhr zur besten Kaffeezeit verschickt (unten im Originaltext abgedruckt). Da war der Schnee auf den Strassen geschmolzen.

Und in den KRN-Büros war es kuschelig warm. Das nicht am Lenkrad sitzende Personal freute sich auf den unmittelbar bevorstehenden Feierabend. Beste äussere Bedingungen also für den KRN-Geschäftsführer Uwe Hiltmann, sich selbst auf die Schultern zu klopfen und die Fehlleistung zu beschönigen. Mit dummen Sprüchen wie “Sicherheit geht vor” kann ich alles rechtfertigen. Vor allem das Nichtstun. Denn alles, was Menschen tun, ist mit Risiken verbunden. Das beim Busverkehr können qualifizierte Fahrer*Innen allerdings durch Reduzierung der Geschwindigkeit dramatisch bis gegen null reduzieren.

Was die KRN ja bewiesen hat: Busse die stehen, machen keine Unfälle – anders als im Sommer, wenn sie fahren … Ganz schwach ist, wie die kommunalpolitischen Verantwortungsträger*Innen mit der Unfähigkeit bei der KRN umgehen. Diese Busausfälle leisten einen Beitrag zum ohnehin bereits vorherrschenden Meinungsbild über den ÖPNV: wenn man ihn am dringensten braucht, ist er nicht da. Die Menschen haben einmal mehr gelernt: Busse sind unzuverlässig. Und da wundern sich die politisch Verantwortlichen, dass die Leute nicht umsteigen.

Die Presseerklärung der KRN / Kreisverwaltung Mainz-Bingen im Wortlaut:

“KRN: Keine Unfälle, keine Personenschäden durch Schnee und Eis „Wir sind sehr froh darüber, dass die widrigen Wetterbedingungen am Montag und in der Nacht zum Dienstag ohne Personenschäden und Unfälle überstanden wurden“, verdeutlicht KRN-Geschäftsführer Uwe Hiltmann. Er stehe hinter der Entscheidung des diensthabenden Betriebsleiters, wegen des Wintereinbruchs am vergangenen Montagmittag den Busverkehr kurzfristig eingestellt zu haben. „Hier geht Sicherheit vor!

Auch wenn unsere Fahrzeuge mit einer geeigneten Bereifung für Matsch und Schnee ausgestattet sind, fährt das Risiko auf glatten Straßen bei großen und schweren Fahrzeugen immer mit. Gerade angesichts ungeräumter Straßen war es daher konsequent, den Betrieb einzustellen“, so der Geschäftsführer. Auch die Entscheidung, sehr schnell bereits für den Rest des Montags und schließlich auch für den Betriebsstart am Dienstag die Busse im Depot zu halten, war korrekt.

„Durch den Streik der Räumdienste war für uns völlig unklar, wann die Busse wieder gefahrlos, insbesondere auf den Straßen zwischen den Orten in den Landkreisen unterwegs sein können.“ Auch hier gelte es, die Sicherheit der Fahrgäste und unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Fokus zu stellen, um Unfälle zu vermeiden. Die letzten Fahrzeuge seien ohne Schäden um 16 Uhr in den Depots eingetroffen. Schon zuvor organisierte die KRN insbesondere für die Fahrzeuge, die mit Schülerinnen und Schülern an Bord auf der Strecke stehenbleiben mussten, andere Transportlösungen.

„Vier Busse waren noch vor dem Betriebsstopp von den Schulen abgefahren. Die KRN organisierte den weiteren Heimtransport einzelner Schülerinnen und Schüler mit Dienst-PKW, soweit diese nicht von ihren Eltern abgeholt werden konnten“, so Hiltmann weiter. Nachdem sich heute Morgen schnell zeigte, dass die Straßen größtenteils gut passierbar sind, konnte gegen 6.15 Uhr der Busbetrieb sukzessive wiederaufgenommen werden. Im Laufe des späten Vormittags wurde der Fahrplan wieder regulär gefahren – zuletzt war der Kirner Raum noch von Einschränkungen betroffen”.