Deutschland und Frankreich sind wie Geschwister

Die Feierlichkeiten zur deutschen-französischen Freundschaft fanden am Sonntag für dieses Jahr ihren Abschluss. In Bad Kreuznach wurde dazu ein Grundstein gelegt, verwies Oberbürgermeister Emanuel Letz stolz auf das historische Treffen der beiden großen Staatmänner Konrad Adenauer und Charles de Gaulle am 26. November 1958 im Bad Kreuznach. Zum 65. Jahrestag legten der OB, Michel Kopp, der Präsident der Deutsch-Französischen Gesellschaft Bad Kreuznach und Philipp Lerch, Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), am Gedenkstein vor dem Kurhaus ein Blumengebinde nieder.

Charles de Gaulle und Konrad Adenauer mit ihren Delegationen am 26. November 1958 vor dem Bad Kreuznacher Kurhaus.

Im Anschluss zeigte der Diplom-Politologe Ingo Espenschied in der Loge im Haus des Gastes seine Multimedia-Show zum „Elyseévertrag“ von 1963, das offizielle Ende der Erzfeindschaft und der Beginn der Versöhnung zwischen Deutschen und Frankreich. Die Familiengeschichte von Michel Kopp steht beispielhaft für das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich. Nach dem verlorenen Krieg von 1871 kehrt der Franzose Jean Pierre, sein Urgroßvater, in seine Heimat zurück und war fortan Deutscher, da der Elsaß und Teile Lothringens nun zu Deutschland gehörten.

Am Gedenkstein vor dem Kurhaus legten Emanuel Letz, Philipp Lerch und Michel Kopp ein Blumengebinde nieder.

Beide Großväter standen auf deutscher Seite im Ersten Weltkrieg, der eine weigerte sich gegen die Franzosen zu kämpfen und arbeitete in der kriegswichtigen Stahlindustrie, der andere war Sanitäter. Sein Vater (1917 in Deutschland geboren), war 1919 wieder Franzose, weil die Deutschen Elsaß und Lothringen wieder abtreten mussten. In Zweiten Weltkrieg kam er in deutsche Gefangenschaft und wurde mit seiner Familie in ein Lager nach Deutschland deportiert. Nach Kriegsende kehrte die Familie Kopp wieder nach Frankreich zurück. Dass Michel Kopp nach Deutschland ging und in Bad Kreuznach blieb, verübelte ihm sein Vater nicht.

Damals sagte er, so Kopp: „Ich bin die Vergangenheit. Du bist die Zukunft.“ Den Blick nach vorne richtete auch der OB. Dies gelte nicht nur für die Pflege Städtepartnerschaft mit Bourg-en-Bresse, die ihren 60. Jahrestag feierte. Er verwies auf den deutsch-französischen Talentwettbewerb „Bonbon Culturels“, der im kommenden Jahr in Bad Kreuznach fortgesetzt wird. Philipp Lerch, Leiter des politischen Bildungsforums der KAS in Rheinland-Pfalz, betonte neben den vielen Begegnungen auf hoher politischer Ebene, jene auf der persönlichen, die mindestens ebenso bedeutend sind. „Deutschland und Frankreich sind wie zwei Geschwister.

Sie streiten auch mal, sie halten aber zusammen.“ In seinem Vortrag bedauerte Ingo Espenschied, dass die allgemeine historische Bewertung des „deutsch-französischen Brückenschlages“ in Bad Kreuznach nicht seiner tatsächlichen Bedeutung gerecht werde. In Bad Kreuznach war nach dem Besuch Adenauers in de Gaulles Landhaus in Colombey-les-deux-eglises das erste offizielle Treffen der Staatschefs und ihrer Kabinette. Die jährlichen Konsultationen sind fester Bestandteil des „Elyséevertrags“, in dem sich beide Staaten zur Zusammenarbeit bekennen. Mit dieser Botschaft in seinen Vorträgen tourt Espenschied seit 15 Jahren durch ganz Deutschland und war in elf Ländern der Welt, zumeist Europa.

Text und Bild: Stadtverwaltung Bad Kreuznach