PBK im Stadtrat zum Bosenheimer Bad

Gastbeitrag von
Stefan Butz

Und täglich grüßt das Murmeltier: Wieder einmal geht es – BAD-Aufsichtsratsbeschluss sei „Dank“ – um die Schließung des Bosenheimer Freibads. Diesmal mit einer eher schrägen herauszulesenden Begründung: Die Schäden, die durch die jahrzentelange, durch Stadt wie Stadtwerke-Konzern zu verantwortende Vernachlässigung des Bades entstanden, scheinen nun Grund genug, es endgültig dicht zu machen. Motto: „Wir haben’s kaputt gemacht, jetzt wollen wir’s nicht mehr.“

Recht hat der Bosenheimer Ortsbeirat, wenn er auf den notariellen Vertrag hinweist, indem das Bad 2013 an den Stadtwerke-Konzern, zu dem die BAD gehört, abgegeben wurde: Schließen kann man das Bad nur, wenn die Stadt das will, es also der Stadtrat beschließt. Das nun zu tun, wäre aber unklug. Zuerst sollte geklärt werden, inwieweit die im Eingemeindungsvertrag enthaltene, zeitlich unbefristete Klausel, das Bad zu erhalten, noch Gültigkeit hat. In diesem Prozess befindet sich die Verwaltung bereits.

Bis der abgeschlossen ist, wird Zeit ins Land gehen. Dabei ist es durchaus nicht unwahrscheinlich, dass das Ergebnis lautet: Bad Kreuznach muss das Bad weiter betreiben (lassen). Daher sollten entsprechende Mittel in den Haushalt eingestellt werden, die zumindest ausreichen, weitere Schäden vom Bad abzuwenden und es im jetzigen Zustand zu erhalten. Diese Absicherung wäre im Eigeninteresse der Stadt. Die so gewonnene Zeit sollte genutzt werden, schnell eine Übersicht der sanierungsbedürftigen Anlagen des Bades zu erstellen sowie gute und günstige Sanierungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Darüber hinaus müssen allerdings weitere Hausaufgaben, auch vom Ortsbeirat, gemacht werden: Ein Freibad mit ca. 10.000 Besucher:innen pro Jahr ist auf mittlere Sicht nicht überlebensfähig und eine Belastung für die Betreibenden. Das Freibad Bosenheim braucht ein Konzept. Für wen will es ein Angebot machen? Wie können weitere Menschen dazu gebracht werden, das Bad regelmäßig zu besuchen?

Das habe ich bereits 2021 dargelegt: Es müssen neue Preis- und Besucher:innenmodelle entwickelt werden. Dies könnten zum Beispiel Menschen sein, die auf das Erlebnis Freibad nicht verzichten wollen, aber dort Abwertungserfahrungen gemacht haben. Für sie könnte eine eigene Freibad-Zeit einen geschützten Raum darstellen, den sie so bisher nicht hatten.

Das wären zum Beispiel Frauen, dicke Menschen, Senior:innen, Körperbehinderte, geistig und psychisch Behinderte, queere Menschen, religiöse Gruppierungen oder Opfer von Rassismus. Diesen Gruppen (keine abschließende Liste) könnte man ein eigenes Angebot machen: Zum Beispiel, das Freibad einen halben Tag pro Woche nur den Mitgliedern dieser Gruppe zugänglich zu machen. Ziel muss es sein, pro Halbtag und damit pro Gruppe 100 bis 200 zusätzliche Gäste ins Freibad zu ziehen.

Den nicht zur jeweiligen Gruppe gehörenden Freibad-Besucher:innen stünde auch bei dichter Gruppenbelegung das Freibad immer noch zur Verfügung – kaum zeitlich eingeschränkter, da ja das Freibad zum Schluss spät öffnete, dafür aber früher schloss. Die genaue Art der Belegung sowie die Öffnungszeiten müssten im Dialog mit allen Beteiligten erarbeitet werden. So weit die bereits 2021 bereits ins Spiel gebrachten, bisher auch von Bosenheimer Seite ignorierten Vorschläge.

Ich hoffe sehr, dass sich in der nicht mehr abwendbaren Freibad-Pause diese und andere Ideen zur Sicherung des weiteren Bestands des Bosenheimer Bades diskutiert und schließlich auch umgesetzt werden. Eine reine Bosenheimer Erwartungshaltung an die Stadt, das Bad wie bisher weiter zu betreiben, ist ein gefährliches Spiel: Schon jetzt haben die Freibad-Gegner im Stadtrat einen starken Stand. Zeigen wir aber gemeinsam Wege auf, wie das Bad zum Wohle aller besser betrieben werden kann, wird die Front der Freibad-Gegner:innen bröckeln und eine Zukunft für das Freibad Bosenheim möglich sein.

Stefan Butz sitzt für Progressives Bad Kreuznach e.V. (PBK) im Stadtrat