Kein Schweinefleisch mehr in Bad Kreuznacher Grundschulen

Beobachtet von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Selbst wenn das Fleisch, das mittags in den sechs Bad Kreuznacher Grundschulen auf dem Speiseplan steht, ausdrücklich als “Kalb” ausgewiesen ist, gibt es kritische Nachfragen oder Mecker von muslimischen Eltern. Und wenn das Fleisch optisch nicht der Zubereitungsweise entspricht, die der Nachwuchs von daheim gewöhnt ist, wird der Verzehr verweigert. “Es wird viel weggeschmissen”, beklagten daher übereinstimmend die Grundschul-Leiterinnen in der Sitzung des städtischen Schulträgerausschusses am vergangenen Dienstagabend (31.10.2023).

Bei diesem Bild (Quelle: SWR) läuft unserem Redakteur das Wasser im Mund zusammen. Bei sich vegetarisch oder gar vegan ernährenden Menschen mag es Brechreiz auslösen. Die Schulkinder der sechs städtischen Grundschulen werden es ab dem kommenden Schuljahr nicht mehr zu Gesicht bekommen. Denn der Schulträgerausschuss hat ein Schweinefleischverbot beschlossen.

Dabei ist es nicht so, dass die Grundschulkinder Fleisch als solches ablehnen. Im Gegenteil. Eher wird vegetarische Kost gedisst. Aber der Aufwand für Lehrerinnen und Lehrer, “Schweinefleischfreiheit” im Einzelfall zu erklären, wird von den Pädagogen als “sehr hoch” bezeichnet. “Für uns ist es einfacher, wenn Schwein wegfällt,” stellte Yasmin Röhr, die Leiterin der Hofgartenschule fest. Unterstützt von ihren Kolleginnen Gabriele Anheuser (Planig) und Sabina Pabst (Martin-Luther-King).

Daher beschloss der Ausschuss auf Vorschlag von Schuldezernent Markus Schlosser: im neuen Schuljahr “dürfen keine Fleischgerichte mit Schweinefleisch angeboten werden. Komponenten wie Suppen und Soßen dürfen kein Schweinefleisch, keinerlei Bestandteile aus Schweinefleisch und keine tierische Gelatine enthalten”. Dafür gab es mit Ausnahme der Enthaltung von Benno Bohsung (AfD) nur Zustimmung. Aber auch weitere Details der Schulverpflegung wurden festgelegt.

“Süße Hauptgerichte” (gemeint sind warme Süßspeisen wie z.B. Reisbrei, Strudel, Kaiserschmarren, u.a.) wird es nicht mehr geben. Denn selbst wenn, wie von den Ernährungsberaterinnen Petra Vonderach und Sabine Chilla vorgestellt, vor der Süßspeise verpflichtend immer eine nahrhafte Suppe gibt: auch süße Hauptgerichte werden von einigen Kindern abgelehnt. Und stoßen auch aus pädagogischer Sicht auf Kritik.

So kann Yasmin Röhr nach eigenen Angaben die Tage mit süßem Hauptgericht am jeweiligen Nachmittag anhand der Körperhaltung eines Teils der Schüler*Innen identifizieren (“schlaff”) – ohne auf den Speiseplan geblickt zu haben. Aus organisatorischen und Kostengründen bleibt es dabei, dass “Sonderkost” nur in jenen Fällen angeboten wird, in denen entsprechende ärztliche Atteste vorliegen. Diesbezüglich werden von den Schulleitungen individuelle Absprachen mit den Eltern gesucht.