Beschluss BAD-Aufsichtsrat: “Betrieb des Freibades Bosenheim endgültig einstellen”

Beobachtet und kommentiert von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Vor 14 Tagen hat sich der Aufsichtsrat der städtischen BAD GmbH noch nicht getraut. Am Montag dieser Woche (30.10.2023) ist es dann passiert. “Der Aufsichtsrat der Betriebsgesellschaft für Schwimmbäder und Nebenbetriebe mbH Bad Kreuznach (BAD) beschließt, den Betrieb des Freibades Bosenheim endgültig einzustellen.” Begründet wird der Rechtsbruch als “Abwägung zum Wohle der Gesellschaft”. Als weiteren Pluspunkt ihrer Entscheidung führt die BAD GmbH “Klarheit für die Stadt Bad Kreuznach” an. Fakt ist: mit diesem Beschluss beginnt eine für die Entwicklung der Stadt entscheidende Auseinandersetzung.

Bei der das Bosenheimer Bad (leider) nur der vordergründige Zankapfel ist. Tatsächlich geht es darum, ob künftig herzlose ausbeuterische Bürokraten die Geschicke dieser Stadt bestimmen. Oder ob die Einwohner*Innen doch endlich Verantwortung über- und die Dinge in die Hand nehmen. Und zwar vor allem auch jene, die mit dem Bosenheimer Bad gar nichts am Hut haben. Denn der moralische Ausgangspunkt und die Rechtslage sind klar: damit die Stadt prosperieren und sich entwickeln konnte, wurde vor 54 Jahren die Osterweiterung beschlossen. Über kommunale und gesellschaftliche Strukturen hinweg, die über Jahrhunderte gewachsen waren.

Viel haben die Menschen in Planig, Ippesheim und Bosenheim dafür nicht bekommen. Schon aus damaliger Sicht bereits ein Fehler. Denn “Entwicklung”, die nur einem Teil der Beteiligten nützt, ist diese Bezeichnung nicht wert. Immerhin das Bad wurde den Bosenheimer damals zugestanden. Möglicherweise weil selbst die Badestädter damals die symbolische Bedeutung dieser öffentlichen Einrichtung erkennt haben. Seit dem hat sich einiges getan. Auf der ehemals Bosenheimer und Planiger Gemarkung ist die Stadt Bad Kreuznach wohlhabend geworden. Zig Millionen Euro Gewerbe-, Einkommensteuer- und Umsatzsteueranteile wurden zusätzlich kassiert.

Die Gegenleistung war kümmerlich. Leider haben es die Menschen in den östlichen Stadtteilen versäumt, die Sachlage korrekt und nachhaltig aufzuzeigen. Und sich statt dessen an der Zuschauerrolle bei einem städtischen Skandal nach dem anderen über Jahrzehnte erfreut. Um sich dann vor Jahren, ein bißchen wie die “Indianer” in der “neuen Welt” – dort mit Glasperlen – durch die lächerlichen Ortsteilbudgets in Höhe von einem Euro je Nase den letzten Schneid abkaufen zu lassen. So konnten sich Rücksichtslosigkeit und Größenwahn im und um das Stadthaus herum prächtig weiterentwickeln. In den neunziger Jahren habe ich persönlich im Stadtrat mit dazu beigetragen zu verhindern, dass die Ortsbeiräte abgeschafft wurden.

Jetzt geht es um viel mehr. Jedes Volk bekommt die Regierung, die es verdient. Sind die Einwohner*Innen dieser Stadt tatsächlich so gleichgültig, so satt, so selbstverliebt, so faul, dass sie diese Verantwortlichen verdient haben? Das wird sich jetzt zeigen. In der Art und Weise, wie sie mit dem Rechtsbruch rund um das Bosenheimer Bad umgehen. Denn natürlich kann der verhindert werden. Allerdings nicht mit weiteren Ausreden, faulen Kompromissen und devoten Gesten. Sondern mit harter Arbeit. Welche Möglichkeiten es da gibt, werde ich am 22.11.2023 um 20 Uhr in Bosenheim in einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung vorstellen: “Redaktion vor Ort”. Eine gesonderte Einladung folgt.

Die Presseerklärung der Badgesellschaft vom 31.10.2023 im Wortlaut:

“Aufsichtsrat fasst Beschluss zum Bosenheimer Freibad
In der vorgestrigen Aufsichtsratssitzung der Kreuznacher Badgesellschaft (BAD) wurde von einem Aufsichtsratsmitglied der Antrag gestellt, den TOP 3 “Kostenübersicht und gegebenenfalls Beschluss” zum Freibad Bosenheim, der vorherigen Aufsichtsratssitzung nochmals zu behandeln und darüber abzustimmen. Damit erfolgt eine Abwägung zum Wohle der Gesellschaft und es gibt Klarheit für die Stadt Bad Kreuznach. Nach langer und sachlicher Diskussion wurde der Beschluss gefasst:

“Der Aufsichtsrat der Betriebsgesellschaft für Schwimmbäder und Nebenbetriebe mbH Bad Kreuznach (BAD) beschließt, den Betrieb des Freibades Bosenheim endgültig einzustellen.” Somit besteht die Möglichkeit für die Stadt Bad Kreuznach das Freibad Bosenheim wieder zurückzunehmen und eine Entscheidung zu einer Sanierung / Neubau oder einer Schließung zu treffen. Klaus-Dieter Dreesbach, Geschäftsführer der BAD, wird am Montag, den 6.11.2023, in der öffentlichen Finanzausschusssitzung, die verschiedenen Varianten inklusive Kostenschätzungen für die Sanierung bzw. den Neubau des Bosenheimer Freibades vorstellen”.

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