Aufgespiesst: die “Hin- und Wieder-Beiträge” des Dr. Volker Hertel

Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Beim Thema “Wiederkehrende Beiträge” fällt das dann besonders schwer, wenn man das System verstanden hat. Vor allem jene rund 10.000 Einwohner*Innen Bad Kreuznachs, die in den vergangenen 20 bis 30 Jahren in einem Neubaugebiet für 150 bis 500 Euro je Quadratmeter erschlossenes Bauland erworben und zum Hausbau genutzt haben. Denn deren Strassen werden in den kommenden 80 bis 100 Jahren ganz sicher nicht neu ausgebaut.

Wers nicht glaubt: die Mehrzahl der Bad Kreuznacher Strassenkilometer stammt aus der Zeit vor dem II. Weltkrieg (für die jüngeren unter uns: dessen Ende liegt 78 Jahre zurück). Kriegsschäden wurden repariert. Und natürlich gabs zwischendrin immer mal wieder einen neuen Fahrbahnbelag. Aber wer etwa die Glasfasertiefbauarbeiten in der Mannheimer Strasse und der Innenstadt nutzt, um sich den aufgegrabenen Untergrund anzuschauen, stellt fest: der Strassenunterbau stammt teils sogar aus dem Kaiserreich.

Wenn also in den kommenden Jahrzehnten Strassen ausgebaut werden, dann bestimmt nicht die in den Neubaugebieten. Was bedeutet: die heutigen Eigentümer*Innen und ihr Kinder und Rechtsnachfolger werden zu Lebzeiten vor der Haustür keine Strassenausbauarbeiten erleben. Sie werden aber 80, 100 oder mehr Jahre die Ausbauarbeiten anderer, teils weit entfernt gelegener Strassen, bezahlen. Je nach dem, wie viel gebaut wird: mal jährlich, mal alle zwei Jahr oder auch nur alle vier.

Für diese 10.000 Einwohner*Innen sind die “Wiederkehrenden Beiträge” beim Strassenausbau eine Katastrophe. Die eigene Strasse haben sie zu 90 oder 100% bereits bezahlt. Und alle anderen zahlen sie ihr ganzes Leben lang mit. Diese eigentlich düstere Perspektive hat der Bosenheimer Ortsvorsteher Dr. Volker Hertel, der auch wegen seiner christlichen Grundeinstellung immer wieder versucht, das Gute selbst im Bösen zu erkennen, aufgehellt. Und dem ab dem 1.1.2024 geltenden System einen die Belastung erträglich erscheinend lassenden, neuen Namen gegeben.

Weil “wiederkehrend” in den Ohren vieler Einwohner*Innen nach “jährlich” klingt, es in kleinen Abrechnungszonen wie Bosenheim sehr wahrscheinlich aber immer wieder einige beitragsfreie Jahre geben wird, benannte Dr. Hertel die Ausbaubeiträge am Mittwochabend dieser Woche (18.10.2023) in einer Ortsbeiratssitzung in “Hin- und Wieder-Beiträge” um. Da konnte auch das vielköpfige Publikum wenigstens mal kurz gemeinsam auflachen. Und die Weisheit vom geteilten Leid, das sich leichter ertragen lässt, breitete sich unausgesprochen im Gemeindehaus aus.