Ponyreiten auf dem Jahrmarkt bleibt erlaubt

Nelson Prieß hatte Ende 2022 an der Besichtigung des Schausteller-Betriebes, der das Ponyreiten auf dem Jahrmarkt anbietet, teilgenommen. Noch am gestrigen Dienstagabend (10.10.2023) im Ausschuss für Messen und Märkte zeigte sich das AfD-Stadtratsmitglied “definitiv begeistert, wie mit den Tieren umgegangen wird”. Große Stallungen, viel Auslauffläche für die die Ponys. Auch die Verhältnisse auf dem Festplatz sind in Prieß Augen “vorbildlich”: “die Ponys werden regelmäßig ausgetauscht. Die Tiere laufen nicht stundenlang im Kreis. Die Laufrichtung wird kurzzeitig gewechselt”.

Bild: SWR

Dieser Betrieb werde öfter kontrolliert, als es die Vorschriften verlangen. Prieß Frage nach amtlichen Beanstandungen konnte Ausschußvorsitzender und Beigeordneter Markus Schlosser verneinen. Auch nach seiner Kenntnis laufe alles korrekt. Alfons Sassenroth (CDU) outete sich als Freund des Ponyreitens. Der Standplatz sei gut gewählt, weil an einer ruhigeren Ecke der Pfingstwiese. “Für mich ist das Tierwohl nicht gefährdet”. Seine beiden Enkelkinder freuten sich schon jetzt “auf die Ponys im nächsten Jahr”. Auch für Heike Fechner war die Besichtigung im Vorjahr “aufschlußreich”.

Nelson Prieß, Wolfgang Bouffleur und Karl-Heinz Delaveaux (von links) sprachen sich für das Ponyreiten aus.

“Die Tiere sehen nicht so aus, als würden sie leiden. Es ist nicht das Schönste für so ein Pferd immer im Kreis zu laufen. Aber so viele strahlende Kindergesichter und der erste Kontakt mit einem Tier – das ist toll. Die Tiere sind in sehr gutem Zustand und werden auch gut gehalten”, stellte die Grüne-Stadträtin fest. Günther Meurer (SPD) schloss sich dieser Sichtweise an: “es ist nicht so zu sehen, dass die Tiere gequält werden. Letztendlich sind die Gegner des Ponyreitens ja auch emotional unterwegs. Wenn wir hier eine Existenz in Bad Kreuznach haben, sollte man das beibehalten.

Ralf Leonhard vertrat die Position der Schausteller.

Es gibt keinen Ansatz, dass das schädlich ist oder eine negative Aussenwirkung hat”, meinte Meurer. Stadtrat-Methusalem Wolfgang Bouffleur (Liberale Wähler) hatte sein Votum für das Pony-Reiten durch Zwischenrufe klar zum Ausdruck gebracht. Karl-Heinz Delaveaux (FWG) erinnerte in seinem Plädoyer für das Ponyreiten auf dem Jahrmarkt an die Zirkus-Gastspiele: “die verbieten wir ja auch nicht, da laufen die Tiere auch im Kreis”. Der Vorsitzende des Schaustellerverbandes, Ralf Leonhart, kam als Sachverständiger zu Wort. Ihn freut, dass viele Ausschußmitglieder erkannten, dass die Tiere sehr gepflegt sind.

Der entscheidende Teil der Abstimmung: neun Hände gehen gegen die Abschaffung des Ponyreitens in die Höhe.

Die Besitzer von Ponybahnen würden immer weniger. U.a. weil “die ganzen Gutmenschen den restlichen Schaustellern mit Ponybahnen während der Festtage auf den Wecker” gehen. Auch die bequeme Einstellung vieler Kommunen (“lass das Ding weg, dann haben wir unser Ruhe”) trage zu dem Negativtrend bei. Nelson Prieß wies abschließend “auf einen großen Vorteil” hin, den Bad Kreuznach gegenüber anderen Jahrmärkten habe: “viel Platz für die Tiere”. Beigeordneter Markus Schlosser hatte eingangs den von der Verwaltung eingebrachten Beschlussvorschlag für ein Verbot des Ponyreitens begründet.

Dieser Vorstoß stelle “in keinster Weise irgendwie ein Vorwurf an die Familie, die das macht” dar. Er könne es tierschutzrechtlich nicht bewerten. Seine Motivation beschrieb Schlosser mit der Aussage: “mich hat es schon auch gepackt, weil es um Tiere geht”. Bei der Abstimmung sollte es keinen Fraktionszwang geben. Die Abwägung Tierschutz und wirtschaftliche Interessen sei problematisch. Dem Betreiber habe er nie einen Vorwurf gemacht. Der Verwaltungsvorschlag lautete: “der Ausschuss für Messen und Märkte beschließt in Zukunft keine Geschäfte der Sparte „Ponyreiten“ mehr auf dem Jahrmarkt zuzulassen”.

Die Abstimmung darüber fiel deutlich aus. Schlosser allein stimmte für den von ihm vorgelegten Vorschlag. Die beiden grünen Ausschussmitglieder und das Linken-Mitglied enthielten sich der Stimme, die je drei CDU- und SPD-Stimmen fielen gegen den Verwaltungsvorschlag aus, ebenso wie die der AfD, der FWG und der Liberalen Wähler. Damit wird das Ponyreiten weiter seinen Platz auf dem Bad Kreuznacher Jahrmarkt behalten. Tierschützer hatten sich für ein Verbot ausgesprochen, eine Internet-Petition angestoßen und Schlosser überzeugt. Zur öffentlichen Ausschußsitzung war allerdings keine einzige dieser Personen erschienen.