Nachruf auf Wilfried Porcher

Gastbeitrag von
Dr. Michael Vesper

Der Bad Kreuznacher Fotoenthusiast und Naturfotograf Wilfried Porcher ist am Montag nach langer Krankheit im Elisabeth-Jäger-Haus verstorben. Viele können sich noch an den stets gelassenen und kompetenten Fotofachverkäufer erinnern, der im Fotogeschäft der Firma Gravius in einem der Brückenhäuser von 1974 bis 2008 für alle Fragen der Fototechnik Ansprechpartner war. Zugleich war er von 1973 bis 1998 der Vorsitzende des Vereins der Fotofreunde, den er zusammen mit dem 2002 verstorbenen Hermann Wolf prägte, und vermittelte auch noch schwer erkrankt seine reichen Kenntnisse, die er als Autodidakt erworben hatte, weiter.

Sein Leben, das waren seine Bilder. Er hatte sich vor allem der Naturfotografie verschrieben, insbesondere auch der Makrotechnik, sowohl analog als auch digital „schoss“ er Tausende von Fotos, in denen er faszinierende Augenblicke einfing. Zuletzt war im November 2017 eine Retrospektive auf sein fotografisches Oeuvre seit der Jahrtausendwende im Haus des Gastes auf Einladung der Gesundheit und Tourismus für Bad Kreuznach GmbH (GuT) zu sehen. Seine Motive fand der Künstler in und um Bad Kreuznach. Oft war er, viele Jahre mühsam mit dem Rollator, in den frühen Morgenstunden auf der Jagd nach dem besten Licht für sein Motiv.

Denn Beharrlichkeit und ein Gespür für den richtigen Augenblick zeichneten den Bildjäger Porcher aus. Bei allem Technikwissen sah Porcher darin die Essenz seiner Fotokunst: „Keine noch so teure Kamera ersetzt die Kreativität, das Gefühl für den Augenblick, an dem alles stimmt. Emotionale wohltuende Bilder, die mein Ziel sind, sind meist im Goldenen Schnitt und kommen aus dem Bauch“, fasste er 2017 die Erfahrungen aus über 50 Jahren Fotoarbeit zusammen. In unzähligen seiner Aufnahmen – Flugschauen der Schwäne auf der Roseninsel, Eisvögel, Revierkämpfe und Jagd der Reiher, Bergsteinkrautblüte auf dem Rotenfels, Skulpturen im Glanz des Morgentaus – sieht man diesen Anspruch verwirklicht.

Und so waren sie beliebte Postkartenmotive. Gefragt, wie er denn trotz schwerer Einschränkungen der Beweglichkeit, die ihn zu einer verkrümmten Körperhaltung zwangen, sekundenschnell die Kameras mit dem großen Objektiv handhaben könne, antwortete er: „Ich muss meine Motive, die Tiere, die Pflanzen verstehen, ich muss ahnen, was als nächstes geschieht, wann die Lichtstimmung wechselt und bereit sein, kurz bevor der richtige Zeitpunkt kommt. Ich muss Geduld haben und bereit sein immer wieder neu zu warten und neu anzusetzen.“ Sein Lebenselixier blieb die Fotografie auch in seiner letzten Lebensphase im Altenpflegeheim.

In seinem „Maschinenpark“ befand sich eine Handkamera, die Fotos auf Papier auswarf. Er machte Porträts von Mitbewohnern, um ihnen sogleich den Papierausdruck zu schenken, so wie er zuvor bereits viele mit seinen Arbeiten und seinem Wissen beschenkt hatte. Die Fotofreunde haben bis zuletzt den Kontakt zu ihm gepflegt, er wurde noch für 50 Jahre Vereinsmitgliedschaft geehrt. Bildmaterial aus dem Nachlass von Wilfried Porcher soll dem Haus der Stadtgeschichte angeboten und überlassen werden. Das wäre der richtige Ort, damit das Lebenswerk eines leidenschaftlichen Bad Kreuznachers, der seine mit Naturschätzen gesegnete Heimat liebte, nicht untergeht.

Dr. Michael Vesper ist Geschäftsführer der Gesundheit und Tourismus für Bad Kreuznach GmbH (GuT)