Nimmt die Landrätin die Realität bei der KRN noch wahr?

Zusammengefasst und bewertet von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Es ist jetzt gut vier Wochen her. Bettina Dickes präsentierte in ihrem Jahrespressegespräch die Entwicklung im Landkreis aus Sicht der Landrätin. Ein Thema: die Busgesellschaft der Landkreise Bad Kreuznach und Mainz-Bingen mit der Stadt Bad Kreuznach, die KRN GmbH. Weil das gesprochene Wort schon akustisch missverständlich sein kann, beziehen wir uns bei der Berichterstattung auf die amtliche, schriftlich vorgelegte Presseerklärung. In der heißt es wörtlich: “nach sehr holprigem Start der KRN in das neue ÖPNV-Konzept am 17. Oktober 2022 läuft der Betrieb inzwischen sehr stabil und geordnet. Die Stabilitätsquote liegt inzwischen bei über 99 Prozent. Der Weg zu dieser hohen Stabilität war jedoch kein einfacher.

Jede(r) kann es sehen: auch rund zehn Monate nach der Betriebsaufnahme durch die KRN fahren viele deren Busse am hellichten Tag leer oder mit nur sehr wenigen Passagieren (die kostengünstiger per Sammeltaxi transportiert würden) durch Stadt und Kreis. Wenn die Masse der Nicht-Buskunden erfährt, dass wegen des Millionendefizites beim Busverkehr das Geld fehlt, um die dringend benötigten Kita- und Grundschulplätze zu schaffen, Strassen zu reparieren und die Verwaltungen modern auszustatten (Digitalisierung), wird das die Frage aufwerfen: wer hat uns das eingebrockt?

Personal, welches – trotz gültigem Arbeitsvertrag – seine Arbeitsstelle nicht antrat, Lieferschwierigkeiten bei Fahrzeugen und Bordtechnik und die Herausforderung, einen neuen und deutlich ausgeweiteten Fahrplan „aus dem Stand“ umzusetzen, haben insbesondere in den ersten Monaten der KRN ihren Tribut gezollt”. Schon diese Beschreibung geht gleich auf mehreren Ebenen an der Realität vorbei. Eine Stabilitätsquote von 99%? Wie die untenstehenden Zitate aus öffentlichen Diskussionen in Sozialen Netzwerken belegen, kann es sich dabei nur um “Erfolgsmeldungen” handeln, wie sie seinerzeit im Politbüro der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands in der DDR) erzählt wurden, um das wechselseitige Schulterklopfen zu erleichtern. Besonders schwerwiegend:

In den amtlichen Ausführungen ist keine Spur von Selbstkritik zu erkennen. In einer freien Gesellschaft ist doch vollkommen normal, dass Arbeitnehmer*Innen ihre Möglichkeiten ausschöpfen. Und wenn möglich bessere Angebote annehmen. Aus guten Gründen hat ein personalabhängiges Unternehmen im Naheraum diese Tatsache noch nie als Entschuldigung für eigene Leistungsdefizite verwendet. Weil das nämlich krass auf die Unternehmensleitung zurückfällt. Das sind jene dafür sehr auskömmlich bezahlten Personen, die auch die Bestellungen für die Ausrüstung aufgegeben haben. Wie schwach muss die KRN-Geschäftsleitung im Thema sein, wenn die von ihr beauftragten Lieferanten versagen. Unfassbar ist das Gejammer über einen “aus dem Stand” umzusetzenden Fahrplan.

Für auch diese Aufgabe wurden die Verantwortlichen über ein Jahr lang vorher bezahlt. Die eigenen Fehlleistungen und Unfähigkeiten sollen mit angeblichen Defiziten unbenannter Dritter entschuldigt werden. Wie peinlich. Dabei ist klar, wer der Hauptverantwortliche für die Probleme bei der KRN ist: Geschäftsführer Uwe Hiltmann. Er präsentierte den Gründungsgesellschafter und der Öffentlichkeit erwartete, geschätzte Umsatzzahlen, die er rund ein Jahr später kleinlaut um fast 50% nach unten korrigieren musste. Ein einmaliger Vorgang, selbst für die Schlimmes gewöhnten kommunalen Gesellschaften im Naheraum. Und die Beschönigungsdarstellung des Kreises geht weiter: “seit Anfang des Jahres sind diese Probleme jedoch nahezu komplett ausgemerzt.

Der Fahrplan wird kontinuierlich an die Bedürfnisse vor Ort angepasst, es gibt ausreichend Mitarbeiter, und auch die Ausstattung ist mittlerweile komplett”. Sollte das stimmen, dann wäre dies ja ein Beleg dafür, dass bei der KRN GmbH vorsätzlich Schlechtleistungen erbracht werden. Denn die von den (relativ zum Aufwand wenigen) Fahrgästen erlebte Realität sieht ganz anders aus. Alle paar Wochen ploppen aufgund aufgestauter Frustration und Unzufriedenheit in den Sozialen Netzwerken Diskussion auf, wie die vor rund zwei Wochen in der Facebook-Gruppe Mein Bad Kreuznach, deren Zitate – soweit jugendfrei und strafrechtlich unbedenklich – nachstehend dokumentiert sind: “Jackie N.: Wenn man sich auf die Busse in Bad Kreuznach verlässt, ist man verlassen. Heute Abend wieder erlebt.

Bus steht an, dass er kommt aber .. .. keiner kam, absolut nervig!!! Warum klappt das einfach nicht. Ist doch nicht so schwer Fahrpläne einzuhalten. Unmöglich. Es war ärgerlich, da ich bis dahin schon 8 km gelaufen bin und dann nochmal 2 km oben drauf aber ok … gehen ist gesund. aber das ist echt Kunden verarscht, was hätte eine alte Frau / Mann mit Rollator o.ä. gemacht, die nicht laufen können geht gar nicht oder???? vermute da läuft intern ganz schön viel schief. Man möchte auf moderne Informationen bauen und kann es nicht!!! ich stand als es 20 Uhr war!!!!! Und das Display zeigte Bus kommt sofort!!!!” Lisa M: “gibt doch tatsächlich Leute, die am Wochenende auch arbeiten müssen.Da ist es besonders schlimm, fährt kaum ein Bus”.

Zo F.: “… mittlerweile fahren Busse hintereinander her … oder du siehst welche, wo eigentlich nie welche fuhren … vielleicht können auch einige ihren Job einfach nicht … Rauchen im leeren Bus, Handy am Steuer … mich wundert hier nix mehr …”. Andreas G.: “das mit Handy am Steuer beim Busfahren kann ich leider bestätigen …”. Gerd B.: “Das an den Bushaltestellen vorbei fahren nimmt Überhand! Hallo Jackie ! Was momentan mit den ÖV abgeht ist nicht nachvollziehbar! Wie kann es sein das neue Fahrer direkt ohne Unterstützung eine Strecke fahren die Sie nicht kennen und in regelmäßigen Abständen einzelne Haltepunkte übersehen. Das mit den Ausfällen ist besser geworden, aber nicht optimal! Dann das Verhalten einiger Busfahrer bei Unfreundlichkeit angefangen bis zu Ihrem Fahrstil!

Es ist unwürdig für eine Stadt wie Bad Kreuznach die Außendarstellung unserer Busbetriebe!” Sabrina B.: “Oder sie fahren an der Haltestelle vorbei – heute meiner Tochter passiert und das nicht zum ersten Mal.” Lisa M.: “von Hargesheim auch nicht, blöd nur wenn du den Anschlusszug zur Arbeit brauchst, immer eine Zitterpartie kommt der Bus oder nicht für meinen Enkel, da muss schnell Opa einspringen. Da nützt auch nichts wenn der Bus später doch noch kommt. Der Zug wartet nicht. Echt zum Kotzen.” Monika S.: “Zum Vergessen. Fahrplan kennen die nit .. zu früh zu spät oder garnit … und unfreundlich gefährlicher Fahrstiel.. lässt Unfälle nit vermeiden.. usw.” Julia W.: “Du kannst eine Beschwerde schreiben oder dort anrufen. Nur am Telefon sagen die immer das Gleiche: Taxi rufen auf deren Rechnung und fertig”.