Merkelbach hinterfragt behaupteten Wasserverlust im Bosenheimer Bad

Mit einem ironischen Dankeschön wandte sich in der Stadtratssitzung am vergangenen Donnerstag (29.6.2023) das Bosenheimer Stadtratsmitglied Werner Lorenz (FDP) an Hermann Holste und Annette Thiergarten (beide Grüne). Mit deren Forderung zur Schliessung des Bosenheimer Bades wegen eines Wasserverlustes von rund 60 Kubikmetern am Tag hätten diese eine Umweltkatastrophe verhindert. Bereits zehn Tage zuvor hatte sich die Fraktion Faire Liste / BüFEP dem Thema angenommen. Und schon vor der amtlichen Schließungsverfügung die Behauptung der BAD GmbH sach-fachlich in Zweifel gezogen.

Aktuell ist das Bosenheimer Bad geschlossen.

Das Planiger Stadtratsmitglied Gerhard Merkelbach, der über eine jahrzehntelange berufliche Erfahrung im Betrieb mit Saunen und Bädern verfügt, wies die Stadtverwaltung auf Fakten hin, von denen in der Bosenheimer Bürgerversammlung am 14. Juni mit keinem Wort die Rede war. So handele es sich bei den benannten 60 Kubikmetern um Betriebswasser, von dem alle sonstigen Wasserverbräuche abgezogen werden müssen. Und das sind laut der Auflistung von Gerhard Merkelbach einige.

Gerhard Merkelbach (am Mikrophon) und Wilhelm Zimmerlin kämpfen für den Erhalt des Bosenheimer Bades.

Fürs Duschen, für den Imbissagen, fürs WC, für die rechtlich vorgeschriebenen Reinigungen und Neubefüllungen des Vorreinigungsbeckens (Fußbecken), fürs Reinigen der Beckenränder und Sanitäreinrichtungen, fürs Rasen wässern und Blumen gießen und die Wasserausträge durch Badegäste beim Toben im und dem Verlassen der Becken. Ergänzend weist Merkelbach auf mehrere Kubiokmeter hin, die allein als “Rückspülwasser” benötigt werden.

Tatsächlich haben weder BAD GmbH noch Stadtverwaltung über diese Fakten informiert. Die Fraktion Faire Liste / BüFEP hat mittlerweile bereits die zweite Sachanfrage an den Oberbürgermeister gerichtet. “Wir werden beim Schwimmbad so lange keine Ruhe geben, bis alle Fakten auf dem Tisch liegen”, verspricht Gerhard Merkelbach auf Anfrage der Redaktion dieser Seite.

Die erste Anfrage der Fraktion Faire Liste / BüFEP zum Schwimmbad Bosenheim an die Stadtverwaltung im Wortlaut:

Betreff: Bürgerversammlung am 14.06.2023 20:00 Uhr in Bosenheim
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Letz, sehr geehrter Herr Bürgermeister Blechschmidt, bei dem Vortrag von Herrn Bürgermeister Blechschmidt und Aufsichtsratsvorsitzenden, dass im Bosenheimer Schwimmbad täglich ca. 60 m3 Wasser verschwinden, bitten wir um Stellungnahme über unsere folgenden Feststellungen bzw. Recherchen. Nach unseren Recherchen handelt es sich bei den 60 m3 um Betriebswasser, also der tägliche Gesamtverbrauch des Hauptwasseranschusses des Grundstücks.

Folglich müssen alle sonstigen Wasserverbräuche von den 60 Kubikmetern abgezogen werden:
– Duschen (Umkleiden) ohne Selbstschlussarmaturen, ohne Einhebelmischer und ohne Wassersparkopf (mindestens 30 bis 40 Liter pro Duschvorgang). Bei 50 Duschvorgängen wären das 1,75 Kubikmeter pro Tag (vor Ort wurde uns berichtet, dass viele Gäste mehrere minutenlang Duschen. Um es genau zu Wissen kann man ja einen Duschvorgang auslitern).
– Tägliche Reinigung und Neubefüllung des Vorreinigungsbeckens (Fußbecken).
– Tägliche Reinigung der Beckenränder / Duschen etc.
– Wasseraustrag durch Badegäste, die nass aus dem Becken kommen.

– Wasseraustrag durch Springen in das Becken und spielen etc.
– Rasen wässern und Blumen gießen, Reinigung des Imbisses etc.
– Benutzung der Toiletten.
– Für jeden Badegast müssen (laut Verordnung) pro Tag 30 Liter Frischwasser nachgefüllt werden. Beispiel: Bei nur 50 Personen pro Tag sind das schon 1,5 Kubikmeter pro Tag, die nachgefüllt werden müssen.

– Rückspülwasser pro Woche, je nach Verschmutzung. Zwischen 2% bis 5% vom Wasservolumen müssen rückgespült werden, je nach Verschmutzung, dass bedeutet 1.150 Kubikmeter Beckeninhalt mal 2% bis 5%. Rückspülwasser = 23 Kubikmeter bei 2% und 57,5 Kubikmeter bei 5% pro Woche (Rückspülwasser ist das Wasser, mit dem die Filter regelmäßig gereinigt werden müssen, um den gebundenen Chor / Schwebstoffe etc. auszuspülen).

– Bei einer Wasseroberfläche von ca. 600 Quadratmetern ergibt sich eine Wasserverdunstung von ca. 12 Litern pro Quadratmeter, also 7.200 Liter bzw. 7,2 Kubikmeter täglich. Die Menge des verdunstenden Wassers ist von der Größe der jeweiligen Oberfläche abhängig. Im schlechtesten Fall können pro m² Wasseroberfläche bis zu 12 Liter pro Tag „verschwinden“. …

Grundsätzlich: eine Verdunstung des Wassers ist ein wesentlicher Bestandteil des Wasserkreislaufs, auch wenn es im Pool vielleicht etwas lästig sein kann. Je größer die Oberfläche ist und je schneller die über der Wasserfläche sich bildende Dampfschicht durch den Wind weggeführt wird, desto mehr Wasser kann verdunsten. Weiterhin ist es verwunderlich, dass es unseres Wissens keine Wasseruhr gibt, mit der die Wassermenge abgelesen bzw. kontrolliert werden kann, die tatsächlich in das / die Becken nachgefüllt wird. Wenn man diese ganzen, vorstehend genannten täglichen Wasserverbräuche zusammenrechnet und an der Gesamtwassermenge von 60 m3 abzieht, kommt man auf einen viel geringeren Wasserverlust.

Man könnte meinen, dass die Geschäftsführer selbst nicht genau zu wissen, wie hoch der genaue Wasserverlust ist, oder geben dem Oberbürgermeister und Bürgermeister keine korrekten Zahlen. Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrter Herr Bürgermeister, was uns sehr verwundert, ist die Tatsache, dass Ihnen diese o.g. Umstände und Verbräuche von dem Geschäftsführer nicht vorgelegt wurden bzw. Sie unvorbereitet ohne ordentliche Zahlen und Fakten in die Einwohnerversammlung gekommen sind.

Noch viel schlimmer finden wir es, dass Herr Bürgermeister Blechschmidt von 60 Kubikmetern Wasserverlust pro Tag sprach und dabei betonte, dass es evtl. gesetzliche / behördliche Probleme geben könnte, die zur Schließung des Bades führen könnten, ohne auch nur annähernd zu wissen, wie hoch der Verlust tatsächlich ist und wie er sich zusammensetzt! Unseres Wissens nach wurde von den Stadtwerken oder BAD GmbH eine Funkwasseruhr eingebaut mit der über Funk, taggenau, wahrscheinlich sogar stundengenau der Wasserverbrauch dokumentiert wird und abgerufen werden kann.

Da nicht einmal der Aufsichtsratsvorsitzende und Hauptgesellschafter (die Stadt Bad Kreuznach), so wie der Oberbürgermeister konkrete Zahlen vom Geschäftsführer vorgelegt bekommen und diese dann mit nicht belegten Zahlen (60 Kubikmeter Wasserverlust) in eine Einwohnerversammlung kommen, sollte man sich über die Arbeit solcher Mitarbeiter Gedanken machen! Wie wir es ja schon bei der Einwohnerversammlung von uns gefordert wurde, sollte man dem / den entsprechenden Geschäftsführern ganz klar und unmissverständlich kommunizieren, dass Sie weisungsgebunden sind und das zu tun haben, was der Aufsichtsrat bzw. der Hauptgesellschafter verlangt! Mit freundlichen Grüßen Gerhard Merkelbach Wilhelm Zimmerlin