“Nicht länger rumlaufen wie in einem Kartoffelsack”

Bei kaum einer anderen Dienstkleidung steht die Funktionalität so im Vordergrund, wie bei der Feuerwehr. Die “zweite Haut” der Brandbekämpfer muss im Einsatz einiges wegstecken können. Daher hat die Stadt vor Jahren das Beste vom Besten eingekauft. Hosen und Jacken, deren Material und Verarbeitung zulassen, dass diese sogar bei Brandbekämpfungs-Innenangriffen getragen werden darf (“höchste Schutzstufe”). Das führt seit einigen Jahren zu einem Problem für die Freiwillige Feuerwehr in Bad Kreuznach.

Diese Kräfte des Löschzuges West haben eine weitere Fortbildung bei der Innenbrandbekämpfung erfolgreich absolviert. Und tragen daher weiterhin die Dienstkleidung mit der hohen Schutzstufe.

Denn der bisherige Lieferant ist schon seit einiger Zeit nicht mehr in der Lage zeitnah und zuverlässig Ersatz zu beschaffen. Was weitreichende Folgen für die örtlichen Brandbekämpfer hat. Diese erläuterte Wehrleiter Michael Seibel am Dienstagabend dieser Woche (27.6.2023) den Mitgliedern des Feuerwehrausschusses. So können Neumitglieder nicht mehr mit Dienstkleidung aus dem Lager ausgestattet werden, sondern müssen bereits von anderen Kräften getragene Stücke übernehmen. Auch wenn diese nicht richtig passen.

Da aus Zweckmäßigkeitsgründen eher eine Nummer größer als zu klein gewählt werden muss, faßte der Wehrleiter seine Kritik in der Aussage zusammen: “unsere Kameraden sollen nicht länger rumlaufen, wie in einem Kartoffelsack”. Und stellte ein Konzept vor, wie das Problem in absehbarer Zeit gelöst werden kann. Das baut auf der Tatsache auf, dass von den rund 160 aktiven Feuerwehrangehörigen nur etwa 70 über die Qualifikation und Ausbildung für Brandbekämpfungs-Innenangriffe verfügen.

Nur noch diese sollen künftig die Jacken und Hosen mit der höchsten Schutzstufe tragen. Für alle anderen gibt es eine neue, am Markt verfügbare Nachfolgebekleidung als Grundausstattung: “Als zwingend erforderlich wird von der Wehrleitung angesehen, dass eine größere Beschaffung von Bekleidung unmittelbar erfolgen muss, um die noch ausstehenden Kameradinnen und Kameraden auszustatten sowie eine Neuausstattung der nicht atemschutztauglichen Einsatzkräfte durchzuführen, um die freiwerdenden Schutzausrüstungen an die vorhandenen Atemschutzgeräteträger auszugeben”.

Die neue, grundsätzliche persönliche Schutzausrüstung soll sowohl für die Technische Hilfe, Außenbrandbekämpfung und Vegetationsbrandbekämpfung geeignet und ganzjährig einsetzbar sein. “Das ist in den warmen Monaten sogar eine Erleichterung für die Kräfte”, merkte Seibel dazu an. Für die Stadt hat dieser Vorschlag nicht nur den Vorteil, dass die Kräfte korrekt ausgestattet sind. Sondern die Lösung führt sogar zu Einsparungen. Denn die Schutzkleidung mit geringerer Schutzstufe ist etwa 300 Euro je Satz günstiger.

Für den Vorschlag gabs im Feuerwehrausschuss breite Zustimmung. Peter Steinbrecher (Faire Liste), ehrenamtlicher Zugführer des Löschzuges Ost, lobte das Konzept ebenso, wie Gerd Cremer (BüFEP), Carsten Pörksen und Jörg Dindorf (beide SPD). In der Folge gabs im Feuerwehrausschuss eine einstimmige Zustimmung zu dem entsprechenden Verwaltungsvorschlag. Allerdings müssen der Finanzausschuss und der Stadtrat auch noch ihr Plazet geben.