Viele Apotheken bleiben heute geschlossen

Von unserem Mitarbeiter
Adrian Rahmani

Am heutigen 14. Juni werden viele Apotheken in ganz Deutschland geschlossen bleiben. Auch in Bad Kreuznach. Die Apotheken schließen aus Protest und erklären den 14. Juni zum bundesweiten Protesttag. Die Arzneimittelversorgung bleibt zwar aufrechterhalten – allerdings nur über die Notdienstapotheken. In Bad Kreuznach übernimmt diesen die Apotheke am Bahnhof (Wilhelmstrasse 74). Die Apothekerschaft reagiert damit nach eigenen Worten auf gesundheitspolitische Entscheidungen der Bundesregierung. „Für unseren Berufsstand steht fest: Die Bundesregierung hat diesen Protesttag provoziert“, erklärt die Präsidentin der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Gabriele Regina Overwiening.

„Lieferengpässe, Personalnot und eine seit Jahren bestehende Unterfinanzierung. Weil die Bundesregierung in ihren Gesetzesvorhaben immer wieder die Probleme der öffentlichen Apotheken übergeht, destabilisiert sie die Arzneimittelversorgung in Deutschland. Seit Monaten weisen wir in persönlichen Gesprächen, Interviews und PR-Kampagnen auf die brisante Lage hin. Die Apothekenteams retten jeden Tag Leben, in dem sie alternative Präparate für nicht verfügbare Arzneimittel beschaffen. Anstatt die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln über die Apotheken vor Ort zu stabilisieren, wird sie geschwächt. Jeden Tag müssen Apotheken schließen.

Hochschulabsolventinnen und -absolventen unseres Faches können sich immer seltener den Gang in die Selbständigkeit vorstellen, vor allem, weil die wirtschaftliche Perspektive fehlt. Darauf müssen wir aufmerksam machen“, so Overwiening. Die ABDA hat zum Protesttag jetzt ihre Mitgliedsorganisationen informiert – auch über die zahlreichen Unterstützungsmaßnahmen, die es seitens der Bundesvereinigung in den kommenden Wochen geben wird. Die Kammern und Verbände wiederum kommunizieren derzeit dazu mit den Apotheken in allen Bundesländern. Auch der diesjährige „Tag der Apotheke“ am 7. Juni wird im Zeichen des politischen Protests stehen. Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), fügt hinzu:

„Trotz steigender Kosten und der Inflationsentwicklung haben die Apotheken in den vergangenen zehn Jahren keine Honoraranpassung erhalten. So kann es nicht weitergehen. Wir müssen die Bevölkerung und die Politik dringend auf unsere schwierige Lage hinweisen. Ich fordere daher alle Kolleginnen und Kollegen dazu auf, sich am bundesweiten Protesttag, dem 14. Juni, zu beteiligen. Kommen Sie mit Ihren Patientinnen und Patienten ins Gespräch, erklären Sie, warum der Protest aller Apotheken die einzige Möglichkeit ist, uns gegenüber der Politik nachhaltig Gehör zu verschaffen. Reden Sie an diesem Tag auch verstärkt mit ihren Lokalpolitikerinnen und -politikern und mit den Medien.

Weisen Sie immer wieder auf den 10-Punkte-Forderungskatalog der ABDA hin, in dem wir auch den Bürokratieabbau und das Ende der Null-Retaxationen fordern. Wir müssen der Gesellschaft zeigen, wie groß die Bedeutung der Apotheken für die Versorgung ist und wie dramatisch es wäre, wenn noch mehr Apotheken als verlässliche, soziale Anlaufstellen vor Ort für immer verschwinden würden.“ Der Grund für den Streik: Apotheker wollen auf ihre aktuelle Situation aufmerksam machen, sie warnen: Es wird immer weniger Apotheken geben. Nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) gibt es derzeit weniger als 18.000 Apotheken bundesweit – der niedrigste Stand seit mehr als 40 Jahren.

Landesweit sieht es laut Hott nicht besser aus: “In Rheinland-Pfalz haben wir in den letzten zehn Jahren mehr als 20 Prozent der Apotheken verloren. Hott ist sauer. “Wir haben 20 Jahre alles erduldet, ertragen und einfach hingenommen”, sagt er. Das Honorar sei in der Zeit gerade mal um drei Prozent gestiegen. “Für die jungen Kollegen ist damit einfach die wirtschaftliche Voraussetzung nicht da, eine Apotheke übernehmen zu wollen und langfristig zu führen.” Junge Apotheker und Apothekerinnen würden immer öfter in Industrie und Verwaltung abwandern, statt in den Apotheken zu arbeiten. Er kenne viele ältere Kollegen, die ihre Apotheke gerne abgeben würden und niemanden finden, vor allem im ländlichen Bereich, sagt Hott”.