t-s-n.de-Kommentar löst hektische Aktivitäten bei Stadt und BAD GmbH aus

Von Claus Jotzo

Anders als mein Bruder bin ich kein studierter Theologe und ordinierter Pfarrer. Sondern Redakteur. Mein Wort zum vergangenen Sonntag (“Sportausschuss fällt Stadtrechtsdirektorin Marion Kruger in den Rücken”) beschäftigte sich daher mit einem (unter)irdischen Thema. Dem Umgang der Stadt mit dem Bosenheimer Bad. Mein Kommentar hat spontane Aktivitäten bei Stadtverwaltung und BAD GmbH ausgelöst. Vor allem die samt Bildbeweis dokumentierte Demontage relevanter technischer Anlagenteile sorgte für operative Hektik . Oberbürgermeister Emanuel Letz forderte daraufhin, was natürlich für ihn spricht, unverzüglich Hintergrundinformationen ein.

Rechtsanwalt Herbert Emrich betrachtet betroffen die von Werner Lorenz gefertigten Bilder der Demontage der Bad-Technik und der Vernachlässigung des Grundstückes.

Der zuständige Geschäftsführer der städtischen BAD GmbH gab dazu eine schriftliche Stellungnahme an den “lieben Emanuel” ab (im Wortlaut nachstehend abgedruckt). Klaus-Dieter Dreesbach beschreibt darin die massiven Eingriffe in die Bosenheimer Bad-Technik im Wesentlichen als Sicherungsarbeiten. Die Darstellung des BAD-Geschäftsführers steht allerdings im Gegensatz zu einer Reihe von Fakten und den Beobachtungen einer Vielzahl Beteiligter. Und dem Umstand, dass am gestrigen Dienstagvormittag der Versuch unternommen wurde, hektisch einen Teil der Zerstörungen zu reparieren.

Kabel wurden einfach abgezwickt, wesentliche Anlagenteile entfernt.

Rechzeitig vorher hat auch Stadtratsmitglied Werner Lorenz (FDP) die Schäden im Bild dokumentiert. Und seine Beweisfotos am gestrigen Dienstagabend im Bosenheimer Ortsbeirat gezeigt und kommentiert. Das Entsetzen war dementsprechend gross. Auch Ex-Ortsvorsteher Dr. Volker Hertel hatte sich vor Ort von den Schäden überzeugt. Und berichtete in der Ortsbeiratssitzung, dass Kabel der Elektroinstallation nicht etwa mit Wiedereinsatzabsicht aus Schaltern und Verteilern herausgeschraubt, sondern einfach abgezwickt wurden. Dieser Sachverhalt wurde von mehreren Augenzeugen bestätigt. Diese Vorgehensweise der BAD GmbH wirft eine Vielzahl von Fragen auf:

1. Warum erfolgten Teile der “Sicherungsarbeiten” erst im Sommer 2024 – wo doch die Schliessung schon über ein Jahr zuvor, am 23.6.2023, erfolgt war?

2. Warum erfolgte der Ausbau von Kabeln nicht durch den Einsatz von Schraubendrehern. Sondern mit dem Seitenschneider?

3. Warum wurden die Schlösser ausgebaut und die Türen zu den Technikräumen unverschlossen zurückgelassen – wenn es doch um “Sicherungsarbeiten” ging? Seit wann sichert man in Deutschland Gebäudeteile und / oder Räume, in dem man intakte Schlösser entfernt und Türen offenstehen lässt?

4. Wenn alle Demontagearbeiten allein den Sinn hatten, die Anlage winterfest und sicher zu machen – warum wird jetzt hektisch versucht den Aus- und Abbau wieder rückgängig zu machen?

5. Wie fand die Überwachung der Chlorgasflaschen in den vergangenen Betriebsjahrzehnten statt? Insbesondere nachdem der Bademeister die letzten Gäste gegen 19 Uhr nach draussen komplimentiert hatte bis zum Mittag des nächsten Tages gegen 12 Uhr, wenn wieder geöffnet wurde? Und in den neun Monaten eines jeden Jahres, in denen das Bad gar nicht geöffnet war?

6. Warum wurden acht Monate lang die Pflegearbeiten des Badgrundstückes unterlassen, so dass Spontanvegetation und Wildkräuter ein neues Biotop schaffen konnten? Und warum werden diese Arbeiten jetzt, NACH der Rückübertragung des Grundstückes aus dem Eigentum der BAD GmbH in das der Stadt von der BAD GmbH angekündigt?

Die Email von Klaus-Dieter an den lieben Emanuel im Wortlaut:

“Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Letz, lieber Emanuel, zu den gestellten Fragen, die mir Herr Nath übermittelt hat zum Zustand des Freibades Bosenheim nehmen wir wie folgt Stellung: Nachdem das Freibad am 23.06 letzten Jahres geschlossen wurde, wurde es in den Winterbetrieb eingemottet. D.h. die Pumpen wurden vom Wasserkreislaufsystem getrennt und entleert, um Frostschäden entgegenzuwirken. Die Pumpen werden monatlich gewartet, d.h. bewegt, um ein festfressen zu verhindern.

Weiterhin wurden die Chlorgasflaschen ausgebaut, da diese ohne eine Überwachung nicht stehen gelassen werden dürfen. Aus Gründen eventueller Frostschäden oder auch Vandalismus wurden auch die Ventile sowie der Chlorgasinjektor ausgebaut und ins Lager gelegt. Diese sind auf Paletten lagern und stehen bei einer Wiederinbetriebnahme zur Verfügung. Um ein unkontrolliertes Einschalten der Pumpen und somit einen Leerlauf zu verhindern wurden auch Teile (z.B. Sicherungen, Schaltschütze etc.) aus der Unterverteilung Strom ausgebaut und auf Lager gelegt.

Diese wurden ebenfalls auf Palletten eingelagert. Eine Inventarliste werden wir an das zuständige Dezernat übergeben. Um auch das Gelände in einen ansehnlichen Zustand zu versetzen werden wir die Liegefläche mähen und größere Pflanzen Unkraut entfernen. Sollten hier weitere Fragen bestehen bitte melden. Mit herzlichen Grüßen Klaus-Dieter”