Bad Kreuznach und die NS-Weinpropaganda: „saufen für den Führer“

1939 fand in Bad Kreuznach der internationale Weinbaukongress statt. Der war Teil einer landesweit angelegten Kampagne. Nie zuvor – und auch nie danach (!) – hat es in Deutschland eine gewaltigere Absatzaktion für die heimischen Winzer gegeben: unter der eingängigen Parole „Wein ist Volksgetränk“ entfaltete das NS-Regime in den wenigen Friedensjahren des Dritten Reiches eine groß angelegte Weinpropaganda, die das Trinken deutschen Rebensaftes als geradezu nationale Tat beschwor. Und mehr noch:

Die Römer brachten vor rund 2.000 Jahren die Kunst des Weinanbaues an die Nahe. Die Römerhalle ist daher der passende Veranstaltungsort für die Veranstaltung am 24.8.2024.

Ab 1935 übernahmen annähernd 1.000 Städte vom Rheinland bis nach Hinterpommern besondere „Weinpatenschaften“ für einzelne Winzerorte, wobei im Rahmen eines im ganzen Reich stattfindenden „Festes der deutschen Traube und des Weines“ vom Parteiapparat der NSDAP allerorten volkstümliche Weinfeste und Umzüge organisiert worden waren. Der Volksmund machte daraus rasch die Parole: „Saufen für den Führer“. Tatsächlich wurde den deutschen Winzern damit seitens des NS-Staates eine propagandistische Aufmerksamkeit gewidmet, wie sie keiner anderen vergleichbaren Berufsgruppe in den Jahren der Hitlerdiktatur je zuteil geworden ist …

Auch in Bad Kreuznach beteiligte man sich eifrig an dem staatlich verordneten einwöchigen Trinkgelagen, wobei die Wein- und Nahestadt durchaus auch selbst zum „Patenkind“ diverser deutscher Städte avancierte. Ende August 1939 – buchstäblich am Vorabend des zweiten Weltkriegs – sollte dort zudem mit dem „Internationalen Weinbaukongress“ sogar das größte Weinpropagandaspektakel der Nazis überhaupt stattfinden. „Saufen für den Führer“, so lautet folgerichtig das Thema eines Vortrages, in dem Dr. Christof Krieger dieses ungewöhnliche Kapitel der Stadtgeschichte vorstellen wird.

Der promovierte Historiker und Leiter des Mittelmosel-Museums der Weinstadt Traben-Trarbach, hat sich in seiner Doktorarbeit an der Universität Trier erstmals wissenschaftlich mit der nationalsozialistischen Weinbaugeschichte beschäftigt. Und gibt anhand bislang zumeist unveröffentlichter Quellen überraschende Einblicke in eine weithin unbekannte Seite der Hitlerdiktatur. Die Veranstaltung “Bad Kreuznach und seine nationalsozialistische Weinpropaganda – Saufen für den Führer“ findet statt am kommenden Samstag (24.8.2024) um 19:30 Uhr im Museum Römerhalle. Der Eintritt beträgt 10 Euro.

Quelle: Marek Haas, Leitungsassistenz Museum Schlosspark