Björn Wilde freut sich über ein Stück dokumentierte Stadtgeschichte

In älteren Texten zu lesen lohnt oft. So teilte die Stadtverwaltung am 12. Januar 2015 mit: “die Zeit bis zur Einweihung des Hauses der Stadtgeschichte, voraussichtlich Januar 2016, wird interessant und kurzweilig”. Diese sehr – wohlwollend ausgedrückt – optimistische Sichtweise aus dem Stadthaus wurde durch die Realität deutlich widerlegt. Tatsächlich erfolgte der Festakt über vier Jahre später. Von dieser krassen sta(d/t)tlichen Fehleinschätzung wüßten wir nichts, wenn uns nicht ein Geschenk zur Recherche motiviert hätte. Natürlich nicht eines an uns. Was sollten wir auch mit einem Trojanischen Pferd anfangen?

Im Konferenzraum für die Redaktionssitzungen ausstellen? Nein, das Geschenk erhielt Björn Wilde. Der Planiger Sozialdemokrat verbrachte seinen Geburtstag am 27. August pflichtbewußt in der Stadtratssitzung. Und wurde zu Beginn von der Oberbürgermeisterin mit einem kleinen Päckchen beglückt. Neugierig, wie wir nun mal sind, haben wir beim Geburtstagkind nachgefragt. Und so erfahren, dass Wilde von der Stadtverwaltung ein Buch bekam. “Geschichtshäppchen um viertel vor sechs“. Das war im Jahr 2015 eine Vortragsreihe, die in der titelgebenden Zeit von 17.45 Uhr bis 18.15 Uhr auf der Mannheimer Straße stattfand.

Immer donnerstags und im Freien. Die jeweiligen Redner stellten u.a. in ihren Vorträgen historische Persönlichkeiten der Stadt vor und machten anhand von Gebäuden und deren Geschichte(n) die Entwicklung in Bad Kreuznach nachvollziehbar. Der städtische Plan war: “Im Verlauf eines Jahres entwickelt sich ein „Gang der Geschichte“ entlang der Mannheimer Straße hin zu dem ehemaligen Bettenhaus Golling. Im Januar 2016 bildet die Einweihung des dann fertiggestellten „Hauses der Stadtgeschichte“ den Abschluss der Veranstaltungsreihe”. Es kam dann anders. Und weil zwischenzeitlich offen war, ob der Weg das Ziel jemals erreichen würde, gab das Stadtarchiv die Beiträge im April 2019 als Buch heraus:

“Geschichtshäppchen um viertel vor sechs: Mannheimer Strasse – Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte in Erinnerungen, Stickelcher, Vorträgen und Szenen”. Bei Amazon übrigens nicht mehr lieferbar. Ob Björn Wilde das letzte verfügbare Exemplar erwischt hat, kann ihm schnuppe sein. Denn er hat jetzt an einem der kommenden langen Herbstabende das nachzulesen, was er in Kindheit und Jugend nicht auf der Straße aufschnappen konnte. Denn Wilde ist, obwohl in Bad Kreuznach geboren, in Argenschwang großgeworden vor seinem Umzug nach Planig. Für ihn also ein Geschenk, das Sinn macht. Und über das er sich sehr gefreut hat.