Noch kein Platz für Steiners Seehunde gefunden

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Sein in der Region bekanntestes Werk ist der Originale-Brunnen auf dem Kornmarkt. Erschaffen hat ihn Karl Steiner in den Jahren 1974/75. Der in München geborene Künstler, der seit 1943 bis zu seinem Tod 1984 in Bad Kreuznach lebte, bekam seinen ersten öffentlichen Auftrag vor Ort 1958: das Brückenkreuz auf der Alten Nahebrücke. Sein Kunstwerk “Seehunde”, über das am gestrigen Dienstagabend (19.3.2024) im Kulturausschuss der Stadt diskutiert wurde, stand seit 1961 auf dem Spielplatz an der Buß’schen Mühle (zwischen Dessauer und Hermannstrasse). Ich habe meine Kindheit in der Weinbauschule verbracht und dort oft gespielt.

Es hat mich daher sehr gefreut, dass die Seehunde auf Initiative des Altstadtvereins e.V. von der Firma Bussmer und Orben saniert wurden. Das Werk strahlt jetzt wieder im früheren Glanz. Allerdings hat die Öffentlichkeit aktuell nichts davon. Denn es steht noch immer im Steinmetz-Depot. Weil bis heute ein Standplatz nicht gefunden wurde. Eigentlich sollte die Entscheidung im Kulturausschuss fallen: “der Kulturausschuss beschließt, die restaurierten Seehunde von Karl Steiner am Weiher
im Schlosspark aufzustellen”, lautete der Beschlussvorschlag der Kultur-Verwaltung. Der war aber selbst nicht 100% wohl bei dem Gedanken, was Amtsleiterin Grit Gigga und Kulturdezernet und Oberbürgermeister Emanuel Letz gestern erfreulich transparent darlegten.

Erkennbar aufgeschlossen für andere Vorschläge in Wassernähe fragten die Verantwortlichen nach einem geeigneten Standort. In früheren Beratungen des Gremiums war neben dem aktuellen Verwaltungsvorschlag eine nicht konkret benannte Stelle am Mühlenteich vorgeschlagen worden. Und eine Aufstellung in einem städtischen Gebäude. Der seriöse Grund für die auf den ersten Blick abwegige Idee, eine Plastik von Wasserwildtieren in einem geschlossenen Raum auszustellen, liegt zum einen im Material begründet. Die Betonplastik aus zementgebundenem Stein ist wasserdurchlässig. Witterungsbedingte Schäden im Freien daher nicht auszuschliessen.

Und auch Vandalismusschäden, etwa durch Farbschmierereien, können auf frei öffentlich zugänglichen Flächen nicht ausgeschlossen werden. Aber die Idee, das Steiner-Kunstwerk in einem geschlossenen Raum aufzustellen, ist zum Scheitern verurteilt. Zum einen wegen des rund 2,5 Tonnen betragenden Gewichtes auf kleiner Grundfläche. Eine solche Traglast geben die städtischen Gebäude nicht her. Hier müssten tragende Decken für viel Geld ertüchtigt werden. Und auch die Maße der Seehunde (1,20 m x 1,20m x 1,40 m Höhe) samt erforderlicher Präsentationsfläche machten den ursprünglichen Plan nach genauer Prüfung zunichte.

Daher hat die Stadtverwaltung nach nochmaliger Rücksprache mit der Firma Bussmer und Orben vorgeschlagen, die Skulptur im Freien aufzustellen. “Die damit verbundenen Risiken, wie Verwitterung und insbesondere auch Vandalismus, müssen dabei in Kauf genommen werden”, steht es offen und ehrlich in der Verwaltungsvorlage. Auf die Frage des Oberbürgermeisters nach weiteren Standortvorschlägen brachte Reinhold “Steini” Kuntz (CDU) die Roseninsel ins Gespräch, “Weil dort bereits einige Kunstwerke zu sehen sind”. Cäcilia Brantzen (SPD) warf die Frage auf, ob das Kunstwerk nach einem zu befürchtenden Farbanschlag wieder sauber zu bekommen sei.

Und mußte von Grit Gigga hören, dass es laut Bussmer und Orben schwer werden würde, die Farbe wieder zu entfernen. Um das Vandalismus-Risiko zu minimieren, hatte die Verwaltung den Platz am Weiher im Schlosspark ins Auge gefasst, “da die Gefahr eines Schadens dort wahrscheinlich geringer ist”. Der Gedanke, die Seehunde auf der Insel zu platzieren, kann aus finanziellen Gründen nicht realisiert werden. Denn dafür müßte ein Spezialkran mit Kosten im vierstelligen Bereich eingesetzt werden. Zu teuer für die leere Stadtkasse. Der Ausschuss beschloss schließlich einstimmig die Auswahl des “geeignetsten Standortes” der Stadtverwaltung zu überlassen.