ADFC fordert mehr Verständnis der Landwirte für Radler auf Wirtschaftswegen

Die Wirtschaftswege in der Bad Kreuznacher Gemarkung werden aus Steuermitteln und durch Beiträge der Landwirte (35 Euro je Hektar) gebaut und unterhalten. Aufgrund der öffentlichen Beteiligung ist deren Nutzung für Fußgänger*Innen und Radfahrer*Innen erlaubt. Das führt immer wieder zu Konflikten. Vor allem, weil die zu Fuß oder per Rad passierenden Gäste nicht respektieren, dass sie – anders als auf offiziellen Rad- und Gehwegen – dort besonderen Gefahren ausgesetzt sind. Im städtischen Landwirtschaftsausschuss führte das in den vergangenen Jahren immer wieder zu Diskussionen.

Andreas Geers ist nicht nur Fahrrad-Funktionär, sondern legt gern selbst auch Hand an, um Fahrradfahrer*Innen zu helfen. Wie am 30.9.2023 bei einer gemeinsamen ADFC-Aktion mit der Polizei auf der Pfingstwiese, bei der u.a. Räder codiert wurden.

Ausgerechnet in diesen Tagen, die wegen der von der Bundesregierung beschlossenen Aufhebung des Kfz-Steuerprivilegs für die Landwirtschaft politisch spannungsreich sind, fordert der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), Landesverband Rheinland-Pfalz e. V., Andreas Geers, von den rheinland-pfälzischen Landwirten mehr Verständnis für die Radfahrer. Geers ist einer der beiden Vorsitzenden der Rad AG der Stadt Bad Kreuznach. “Rheinland-Pfalz ist ein Flächenland”, sagte Geers der dpa. “Es gibt ganz viele Radwege über Land. Und dabei spielt die Nutzung von landwirtschaftlichen Wirtschaftswegen eine große Rolle.”

In anderen Bundesländern, etwa wie im angrenzenden Nordrhein-Westfalen, sei die Nutzung dieser Wege eine Normalität, erklärte Geers. In Rheinland-Pfalz sei das leider nicht so. Die Landwirtschaftskammer spreche sich gegen die Nutzung von landwirtschaftlichen Wirtschaftswegen für Radfahrer aus. Als Argument werde angeführt, dass die Alltagsradfahrer und die Touristen auf den Strecken bei ihren Fahrten oft nicht zur Seite gingen und so den landwirtschaftlichen Verkehr behinderten. “Ich glaube aber, dass das mit gegenseitiger Rücksicht zu schultern wäre”, betonte der ADFC-Chef.

Außerdem seien die Landwirte in Regionen mit viel Felderwirtschaft auch nicht täglich mit ihren Fahrzeugen unterwegs. “Da sehe ich viel Potenzial für die Nutzung der Wege für die Radfahrer”, sagte Geers. “Wir können nicht eine doppelte Infrastruktur für den Radverkehr bauen. Gerade im ländlichen Raum müssen wir diese Wirtschaftswege als Radwege mitbenutzen.” Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd begründete seine kritische Haltung damit, dass auf Wirtschaftswegen, die von Radfahrern genutzt werden, eine erhöhte Unfallgefahr durch Begegnungsverkehr und Überholvorgänge bestehe.

Diese Gefahren für die Radfahrer gebe es auch durch das Wenden der landwirtschaftlichen Fahrzeuge bei der Bearbeitung von Flächen, die senkrecht auf den Weg stoßen. Gerade im Obstbau und Weinbau sei die Sicht durch die belaubten Baum- und Rebzeilen stark eingeschränkt. Die Wirtschaftswege seien primär für die landwirtschaftliche Nutzung gebaut und würden von den Landwirten unterhalten, erklärte der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau. In aller Regel würden Radfahrer als Gäste akzeptiert. Wichtig seien der gegenseitige Respekt und die Rücksichtnahme.

Würden die jeweiligen Bedürfnisse und Notwendigkeiten, die mit einem Wirtschaftsweg verbunden seien, akzeptiert, befürworte der Verband die gemeinsame Nutzung und somit auch die Wirtschaftswege als Radwege. Ein weitere Forderung des ADFC-Landesvorsitzenden dürfte Kämmerer Thomas Blechschmidt interessieren. Der Neubau von Radwegen scheitere gerade in finanzschwachen Kommunen am Geld. Daher würde dort Schuldenmachen für Radprojekte in vielen Fällen nicht in Frage kommen, weil es sich beim Radverkehr haushaltsrechtlich um eine Freiwillige Leistung handele. “Deshalb müsste der Radverkehr wie auch der Straßenverkehr eine Pflichtleistung der Kommunen werden. Dann wäre vieles einfacher,” meint Geers.

Quelle: dpa Mainz