Der 22jährige Leon Wolter arbeitet gern beim Abwasserbetrieb der Stadt

Gastbeitrag von
Hansjörg Rehbein

Abitur machen oder Ausbildung beginnen? Vor dieser Frage stand Leon Wolter nach dem Abschluss Mittlere Reife im Jahr 2018. Die Schulbank weiter zu drücken, dafür verspürte er wenig Lust. Er informierte sich auf der Ausbildungsmesse in Bad Kreuznach und interessierte sich für die Ausbildung der städtischen Abwasserbeseitigungseinrichtung im Bereich Rohr-Kanal- und Industrieservice. Nach einem Praktikum war für ihn klar: “das mache ich”. Der 22jährige hat seinen Entschluss nicht bereut. Er schätzt das gute Betriebsklima und hat gerade seine Fortbildung zum Ersten Fahrer des „Dichtheitsprüfungsfahrzeug“ erfolgreich absolviert.

Leon Wolter (links) arbeitet gern beim Abwasserbetrieb der Stadt. Sein Ausbilder Volker Röser ist mit ihm sehr zufrieden.

Leon Wolter kann sich gut vorstellen, noch seinen Meister zu machen. Leon ist heute für das neue Dichtheitsprüfungsfahrzeug (12 t) verantwortlich. Hierfür hat er bereits diverse Fortbildungs-Lehrgänge erfolgreich absolviert. Auch hat Leon die erforderliche Führerscheinklasse „C“ erworben, was zum Führen des Fahrzeuges erforderlich ist. Volker Röser ist mit seinen „Jungs“ sehr zufrieden, da gilt auch für Tom Eckes (22) und Konstantin Essner, der gerade seine Prüfung macht. „Den wollen wir auch behalten“. Die Berufsbezeichnung hat sich mittlerweile geändert. Zum 1. August besetzt der Abwasserbetrieb einen weiteren Ausbildungsplatz.

Leon Wolter ist für das neue Dichtheitsprüfungsfahrzeug (12 t) verantwortlich.

“Wir würden gerne ausbilden, wenn sich Auszubildende bewerben würden”. Die Bewerbung kann gerne noch für den 1. August 2024 erfolgen. Gesucht wird ein Umwelttechnologe oder eine Umwelttechnologin. Das Bewerbungsverfahren läuft. „Nicht nur der Namen hat sich geändert, auch die Ausbildung ist sehr umfangreich geworden. Ohne Computer läuft da nichts mehr“, so Röser. So werden beispielsweise die TV-Kanal-Befahrungen nicht mehr auf Video oder CD gespeichert, sondern auf die Festplatte überspielt. Die Azubis sind von Anfang dabei, auch bei den Reinigungsfahrten. Da kommt es vor, dass die jungen Leute mit den „alten Hasen“ auch mal in den Untergrund müssen.

Mit Atemschutz kein leichtes Unterfangen, aber extrem gesichert. Dafür sorgt schon das Gaswarngerät. Zur Ausbildung gehören überbetriebliche Seminare bei der DEULA in Kempen (Nordrhein-Westfalen) und mehrwöchiger Blockunterricht in der Berufsschule in Gelsenkirchen. Seit 2018 bildet die Abwasserbeseitigungseinrichtung nicht nur Nachwuchs in der Kläranlage, sondern auch im Kanalbereich aus. „Ich bin nicht nur Eurer Ausbilder, sondern auch Euer Freund“, ist das Motto von Volker Röser, stellvertretender Amtsleiter. Er blickt dabei auf Leon Wolter. Der schmunzelt zustimmend. Man merkt: die Chemie stimmt.

Damit die Abwässer nicht einfach im Untergrund versickern, musste ein leistungsfähiges Kanalnetz aufgebaut werden, das regelmäßig gewartet und unterhalten werden muss. Die Stadt betreibt Kamerabefahrungen, um Schadstellen und Beeinträchtigungen (Ist-Zustand) zu finden, die umgehend beseitigt werden. Insgesamt misst das Kanalsystem der Stadt Bad Kreuznach eine Länge von rund 330 km. Die Unterhaltung und Instandsetzung für die Abwasserableitung (Abwassersammler, Pumpwerke, Regenrückhaltebecken und Hausanschlussleitungen) kostet jährlich rund 1,8 Millionen Euro.

Autor und Fotograf Hansjörg Rehbein ist beim Hauptamt der Stadtverwaltung Bad Kreuznach beschäftigt