Und weg isses …

Ein Warnhinweis unseres Redakteurs
Claus Jotzo

Wer das Jahrmarktsfeuerwerk am Dienstagabend vom Kauzen-, Kuh-, Galgen- oder Bosenberg aus bewundert hat, dem mußte die optische Dominanz des Kipp-Riesenrades auffallen. Beim diesjährigen Jahrmarkt war leider kein weiteres, ähnlich hohes und imposantes Fahrgeschäft auf der Pfingstwiese. Folge: ein Bild, wie es Philipp Köhler 2019 für die Stadtwerke aufnahm (und das wir wie andere Medien noch heute gern verwenden) war in diesem Jahr nicht möglich. Obwohl sich das Riesenrad noch nach Mitternacht drehte und der Jahrmarkt erst um 3 Uhr am Mittwochmorgen offiziell beendet war, ist das Riesenrad heute schon weg.

Am gestrigen Mittwochabend (23.8.2023) gegen 20 Uhr, als unser Bild entstand, war der 300-Tonnen-Koloss bis auf den massiven Ständer bereits abgebaut. Eine unfassbare Leistung des Montage-Teams. Auch wenn das Traditionsplakat ein feierndes Brückenhaus mit Weinglas, Wurst und Luftballons zeigt (und auch weiterhin zeigen soll): zum Wahrzeichen des Jahrmarktes, dem optischen Orientierungspunkt aus der Entfernung und auf dem Festplatz, ist längst das 50-Meter-Riesenrad geworden. Das Jahr, in dem die Familie Kipp nur ein kleines aufstellen konnte, ist vielen noch in unguter Erinnerung.

Es war beeindruckend, den Monteuren bei der Arbeit zuzusehen. Da saß jeder Handgriff. Die Zusammenarbeit untereinander und mit dem Kranführer lief perfekt.

Da fehlten nicht nur rund 10 Meter Höhe. Da fehlte die Führungsrolle, die das große Riesenrad einnimmt. Fakt ist: ein Jahrmarkt ohne Riesenrad ist kaum vorstellbar. Was zu weiteren Überlegungen führt. Nämlich zu der Frage, von welcher Bedeutung die Großfahrgeschäfte für den Jahrmarkt sind. Dessen traditionelle Basis, der Dippemarkt und die ambulanten Verkaufsstände, verliert Jahr für Jahr Publikum, Umsatz und Händler. Wer sieht, wie vor allem die jungen Menschen die Fahrgeschäfte nutzen, mag deren Bedeutung für den Jahrmarkt ermessen. Aber gerade diese Angebote spüren den Kostendruck (Transport, Auf- und Abbau, Versicherung) in besonderer Weise.

Nicht ohne Grund ist die Nachfrage für gastronomische Angebote von der Anbieterseite relativ größer, als für Großfahrgeschäfte, um die sich alle Beteiligten bemühen müssen. Trotzdem ist die Gebührenstruktur (also welche Betriebsart zahlt was für wieviele Quadratmeter) seit mindestens 25 Jahren unverändert (nicht die Höhe, da gab es eine lineare Anpassung). Erinnern wir uns. Vor 25 Jahren hatten die Handynetze Löcher so groß wie der Soonwald, Fernsehen via Internet war unmöglich und Angela Merkel war noch nicht Bundeskanzlerin. Die Welt war eine ganz andere. Trotzdem ist die Tarifstruktur unverändert. Das Thema muss endlich angegangen werden. Sonst ist am Ende einiges nicht mehr nur nach dem Jahrmarkt schnell weg, sondern kommt erst gar nicht mehr.