Der erste Planiger Fleeschworscht-Dunnerschdaach war ein voller Erfolg

Zusammengefasst und bewertet von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Die Ankündigung dieser Seite löste bei Jahrmarkts-Freunden in der Kernstadt Kopfschütteln aus: der Stadtteil Planig lud zu einem “Fleeschworscht-Dunnerschdaach” ins katholische Pfarrheim ein. Für den gestrigen Donnerstagabend (3.8.2023). Strenggläubige Jahrmarktsanhänger*Innen erkennen darin ein Sakrileg. Immerhin hat sich der von der Familie Lichtenberg in den achziger Jahren erfundene “Fleeschworscht-Dunnerschdaach” im Laufe der Jahrzehnte zu einem gesellschaftlichen Ereignis der Kernstädter entwickelt, an dem in den letzten Jahren mehrere tausend Personen teilnahmen. Allein im Weingarten. Eine gleichnamige Veranstaltung in Planig erscheint vielen als Provokation. Und da ist wohl auch was dran.

Die Planiger nutzten pfiffig die urlaubsbedingte Abwesenheit von Oberbürgermeister Emanuel Letz und Jahrmarktsbürgermeister Markus Schlosser, um ein Zeichen zu setzen. Eigentlich, das sieht man nicht nur in Planig so, haben sich die Stadt-Verantwortlichen mit der Posse um den “Fleeschworscht-Dunnerschdaach” komplett lächerlich gemacht. Erstmals bereits vor Jahren mit dem Sicherheitskonzept. Das gabs nämlich nicht. Und so kam es zu der kuriosen, von dieser Seite exklusiv thematisierten Tatsache, dass etwa 2018 und 2019 jeweils über 10.000 Menschen auf der Pfingstwiese unter dem Label “Fleeschworscht-Dunnerschdaach” feierten. Ohne Einlasskontrollen und all die anderen Schutzmaßnahmen der Folgetage.

Und Stunden später dann, am Freitagnachmittag – bei ähnlicher Besucherzahl – in Handtaschen geäugt wurde und vielköpfiges Sicherheitspersonal aktiv war. Diese sachwidrige Ungleichbehandlung hätte im Schadenfall zur persönlichen Verantwortung der Stadtspitze geführt. Mit der Konsequenz, dass die 2007 erstmals amtlich genehmigten Öffnungen auf der Pfingstwiese (die mit dem Ursprung des Fleeschworscht-Dunnerschdaach nichts zu tun hatten), abgeschafft wurden. Leider sagten Stadtverwaltung und die Mehrheit der Kommunalpolitiker*Innen den Menschen einmal mehr nicht die Wahrheit. Sondern behaupteten, der Grund für die Platzsperre am Donnerstagabend seien die Security-Kosten von rund 25.000 bis 30.000 Euro.

Diese Fehlinformation rief die Sparkasse Rhein-Nahe auf den Plan. Die erkannte, was für deren Werbeabteilung spricht, für vergleichsweise kleines Geld einen großen Aufmerksamkeits- und Imageeffekt erreichen zu können. Das Hilfsangebot der Banker nahm OB Letz, der aufgrund eigener Unwissenheit Opfer der Fehlinformationen seiner eigenen Verwaltung wurde, gern an. Per Pressekonferenz wurde im Mai 2023 in die Welt hinausposaunt: “der Fleeschworscht-Dunnerschdaach ist gerettet”. Dabei war der, wie die Fachleute (Präsident des Schaustellerverbandes Ralf Leonhard und der Vorsitzende des Fördervereines “Kreiznacher Johrmarkt” Dieter Gronbach) von Anfang an klarstellten, nie in Gefahr. Und wird, solange es den Jahrmarkt gibt, im Weingarten Lichtenberg und anderen Gastronomiebetrieben am Rand der Pfingstwiese stattfinden.

Auch wenn es auf dem Festplatz selbst donnerstags dunkel bleibt. Das Ende der Geschichte ist schnell erzählt. Auf Antrag der CDU und anderen kam es im Juni 2023 zu einer Sondersitzung des Jahrmarktsausschusses. Dort wurde über viele Fraktionsgrenzen hinweg mit großer Mehrheit (lediglich zwei der drei SPD-Mitglieder stimmten dagegen) beschlossen, dass am Donnerstagabend vor dem Jahrmarktsfreitag kein Schausteller öffnen darf. Gegen diese Entscheidung regte sich nicht einmal ein Sturm im Wasserglas. Es kam lediglich noch zu einem Zwergenaufstand der örtlichen FDP. Der Vorsitzende des FDP-Stadtverbandes, Christoph Anheuser, bezeichnete die demokratische Mehrheit im Jahrmarktsausschuss als “ewig Gestrige”.

Dafür wurde er mehr intern als öffentlich abgestraft, entschuldigte sich und das Thema war durch (die Details können in der dazu sehr umfangreichen Berichterstattung dieser Seite nachgelesen werden). Das alles eignet sich natürlich vorzüglich für Vor- und Beiträge in der kommenden Fastnachtskampagne. Und in der wird der ein oder andere, in Pressegesprächen selbsternannte Jahrmarktsfreund auch erklären müssen, wieso er seinen Urlaub 2022 ausgerechnet über Jahrmarkt plante. Die Fastnachter sind da nämlich ähnlich gnadenlos, wie Enthüllungsjournalisten. Aber so lange, bis zur Saalfastnacht im Januar nächsten Jahres, wollte man in Planig einfach nicht warten. Und daher erfolgte jetzt schon mal ein kräftiger Seitenhieb.

Mit der Veranstaltung des ersten Planiger “Fleeschworscht-Dunnerschdaach” am Vorabend der Planiger Kerb, die am heutigen Freitag (4.8.2023) um 17:30 Uhr mit dem am Rathaus in der Mainzer Strasse 85 startenden Festzug zum Kerbeplatz eröffnet wird. Dort hat man dann in guter Gesellschaft Gelegenheit auch über den Fleeschworscht-Dunnerschdaach, den am Rand der Pfingstwiese und den in Planig – zu reden. Die Fleischwurst gestern Abend war jedenfalls lecker. Sie wurde wie früher im Weingarten auf Porzellan serviert. Wahlweise warm oder kalt. Mit Senf und Brötchen. Sie war damit mehr als Ersatz für das sonst bei dieser Gelegenheit angebotene, von Ortsvorsteher Dirk Gaul-Rosskopf zubereitete Grillgut. Und am Ende ausverkauft.

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20.06.23 – “Leserbrief des Nelson Prieß zur FDP-Attacke auf “ewig Gestrige”
19.06.23 – “FDP: “Ronny Hollstein, Heike Fessner, Markus Schlosser u.a. sind ewig Gestrige”
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25.05.23 – “Sparkasse rettet den “Fleeschworscht-Dunnerschdaach”
22.05.23 – “Der Fleeschworscht-Dunnerschdaach ist eine private Veranstaltung”
12.05.23 – “Fleeschworscht-Dunnerschdaach: zurück zu den Anfängen”
11.05.23 – “Eilmeldung: am Fleeschworscht-Dunnerschdach bleibt die Pfingstwiese dunkel”
14.10.22 – “Jahrmarkt 2023: Fleeschworscht-Dunnerschdach gefährdet”
19.08.22 – “Appetit auf den Jahrmarkt schon am “Fleeschworscht-Dunnerschdach” riesig”
20.07.22 – “Kreis: “Fleeschworscht-Dunnerschdach” in Alleinverantwortung der Stadt”
05.07.22 – “Aufgespiesst: der Jahrmarkt 2022 ist jetzt ganz offiziell sechstägig”
01.07.22 – “SPD-Angriff auf den Jahrmarktsausschuss abgewehrt”
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23.05.22 – “40jähriger auf Kirmes erschossen: Auswirkungen für den Jahrmarkt?“
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16.08.18 – “Glosse: Über 10.000 Gäste + keine Kontrolle = friedlich”