Seit 50 Jahren gibt es Bestrebungen zur Schließung des Bosenheimer Bades. Einen ersten Erfolg konnten die Initiatoren dieser Kampagne in der Coronazeit verbuchen. Während die Bäder im Kreisgebiet öffneten, mußte Bosenheim geschlossen bleiben. Im vergangenen Jahr versuchte eine Stadtratsmehrheit den Geldhahn zuzudrehen. Der dabei eingeschlagene Weg war, wie so oft in der Vergangenheit, juristisch unsauber. Wie schon vor rund 20 Jahren nahm der Ortsbeirat gerichtliche Hilfe in Anspruch. Vertreten durch Rechtsanwalt Herbert Emrich rangen die Freibad-Freunde der Stadt bereits vor der mündlichen Verhandlung ein relevantes Zugeständnis ab.
Nämlich die Zusage, sich nach 50 Jahren Kampf gegen das Bosenheimer Bad in Verfahrensfragen endlich an Recht und Gesetz zu halten. Diese Seite hat das mehrfach berichtet. Und die Konsequenzen aufgezeigt: weil der Ortsbezirk Bosenheim seit 1969 den Wohlstand der Gesamtstadt gefördert und nur einen Bruchteil der eingebrachten Finanzmittel pp zurückerhalten hat, wäre eine Änderungskündigung des Eingemeindungsvertrages durch die Stadt aussichtslos. Die Bad-Gegner mußten also einen neuen Weg finden. Und haben das auch getan. Seit Jahrzehnten verliert das Bosenheimer Bad Wasser. Das Problem ploppte alle paar Jahre wieder auf.
Vor allem dann, wenn Stadt oder BAD GmbH als Betreiber ein Argument suchten, um Öffnungstage und Öffnungszeiten einzuschränken. Leider haben sich die gutwilligen, harmoniebedürftigen Verantwortlichen in Bosenheim dieser eigentlich leicht durchschaubaren Taktik immer wieder unterworfen. Und – trotz gegenteiligem Rat – über Jahrzehnte darauf verzichtet Stadt bzw BAD GmbH etwa zu einer Sanierung zu zwingen. Am gestrigen Freitagvormittag (23.6.2023) kam die Quittung für dieses auf Konfliktvermeidung abzielende Verhalten. Weil der juristische Aus- durch das Wirken von Rechtsanwalt Emrich als Irrweg entlarvt wurde.
Und angesichts der kommunalpolitischen Unterstützung für das Bad durch Gerhard Merkelbach (Faire Liste), Wilhelm Zimmerlin (BüFEP) und andere (und dem damit verbundenen Risiko im Vorfeld der Kommunalwahl mit der Schließung einer sozialen Einrichtung Wählerstimmen zu verlieren), entschieden sich die Verantwortichen der Stadt für den ganz harten Weg. Ohne jede Hemmung (und Sorge vor nun möglichen Ordnungswidrigkeitenverfahren) wurde der seit Jahrzehnten bekannte und beklagte Wasserverlust als Argument für die Badschließung verwendet. Um 11:21 Uhr kam die entsprechende Pressemitteilung der BAD GmbH. Darin wird die sofortige Schliessung erklärt.
Und genüßlich mitgeteilt, das “die Anordnung durch die untere Wasserbehörde des Kreises Bad Kreuznach in Abstimmung mit der SGD Nord erfolgt”. Als Begründung werden “die hohen Wasserverluste und die damit verbundene unkontrollierte Einleitung des Wassers in den Untergrund” angeführt. Das Becken müsse “sofort entleert” und das Wasser in den “Abwasserkanal kontrolliert abgelassen” werden. Die Badgesellschaft werde nun umgehend einen Sanierungsplan zur Rückführung des Wasserverlusts auf die für ein Freibad dieser Größe übliche Menge erstellen. “Dieser wird dem Stadtrat der Stadt Bad Kreuznach sowie dem Aufsichtsrat zur Genehmigung vorgelegt”.
Die Presseitteilung der BAD GmbH vom 23.6.2023 im Wortlaut:
“Freibad Bosenheim geschlossen
Das Freibad Bosenheim wird ab dem heutigen Tag geschlossen. Die Anordnung erfolgt durch die untere Wasserbehörde des Kreises Bad Kreuznach in Abstimmung mit der SGD Nord. Die hohen Wasserverluste und die damit verbundene unkontrollierte Einleitung des Wassers in den Untergrund machen diesen Schritt zwingend notwendig. Das bedeutet, dass das Becken sofort entleert werden muss und das Wasser in den Abwasserkanal kontrolliert abgelassen wird.
Die Badgesellschaft wird nun umgehend einen Sanierungsplan zur Rückführung des Wasserverlusts auf die für ein Freibad dieser Größe übliche Menge erstellen. Dieser wird dem Stadtrat der Stadt Bad Kreuznach sowie dem Aufsichtsrat zur Genehmigung vorgelegt. Die Besitzer einer Saisonkarte für das Freibad Bosenheim können diese im Salinenbad weiter nutzen. Die Zehnerkarten des Freibades Bosenheim werden anteilig der Nutzung ausgezahlt”.