“Wenn mal immer soviel Leute vom Ordnungsamt tagsüber unterwegs wären”

Es war eine denkwürdige Einwohnerfragestunde in der zurückliegenden Stadtratssitzung am 29. August: mehr als ein Dutzend Einzelhändler*Innen waren gekommen, um zu demonstrieren, dass die Fragesteller Michael Scholle und seine Schwester Melanie für eine grosse Zahl von Betroffenen sprechen. Angesprochen wurden in eher zurückhaltenden, keinesfalls übertreibenden Worten diverse Missstände in der Innenstadt. Oberbürgermeister Emanuel Letz und der sachlich für Wirtschaftsförderung zuständige Beigeordnete Markus Schlosser sagten spontan einen Ortstermin zu.

Die Bilder wurden freundlicherweise von Michael Hübner zur Verfügung gestellt.

Und lösten dieses Vesprechen am gestrigen Dienstagmittag ein. Zum symbolträchtigen Zeitpunkt um kurz vor 12 Uhr trafen sich Verantwortliche und Einzelhändler zu dem Rundgang, der an einige neuralgische Punkte führte. Dabei wurden die dem Stadtrat mündlich vorgetragenen Kritikpunkte anschaulich gemacht: der in die Jahre gekommene Bodenbelag in den Fussgängerzonen, die Verwahrlosung von öffentlichen Einrichtungen wie Mülleimern und Strassenlaternen.

Auch der Leerstand einiger Ladengeschäfte und die Lebensweise von Obdachlosen mitten in der Stadt wurden angesprochen. Sowie die Vermüllung der wenigen innerstädtischen Grünanlagen. Die Verwaltungsspitze nutzte die Gelegenheit, um auch auf die Pluspunkte hinzuweisen. Etwa die neue Beleuchtungstechnik, Baum- und Blumenkübel. Mit den Worten, “wenn mal immer soviel Leute vom Ordnungsamt tagsüber unterwegs wären”, wurde der Umstand angesprochen, dass “zufällig” in der Zeit des Rundganges viele “Man in Blue”, also Mitarbeiter des Ordnungsamtes unterwegs waren.

Einzelhändler und Innenstadtbewohner*Innen wünschen sich das für alle Tage im Jahr. Immobilienentwickler Michael Hübner und Kaufhof-Gebäude-Miteigentümer Michael Scholle forderten von der Stadtspitze nachhaltige Verbesserungen. Als eine erste Maßnahme wurde vereinbart, dass entsprechende Treffen künftig vierteljährlich stattfinden, damit der Gesprächsfaden nicht erneut abreisst, wie das nach dem Ende von “Pro City e.V.” der Fall war. “Ohne eine attraktive Innenstadt geht Bad Kreuznach den Bach runter”, mahnte ein Einzelhändler die Einlösung von Verbesserungsversprechen an.