Das Stadtbauamt kann Querungshilfen. Bevorzugt in behördlicher Eigeninitiative. So entstanden in den vergangenen Jahren allein zwei in der Gensinger Strasse. Eine am Michelin-Lkw-Parkplatz. Ortskundige werden jetzt sagen: aber die führt ja ins Nichts. Und haben noch nie eine Person dort die Querungshilfe nutzen sehen. Das liegt daran, dass es nur eine handvoll Menschen gibt, die dort die Strassenseite zielgerichtet wechseln wollen. An durchschnittlich drei bis fünf Tagen im Jahr.
Dabei handelt es sich um die Notbesetzung des städtischen Abwasserwerkes, die die nagelneue 750.000-Euro-Brücke über den Hochwasser-Nahe-Bypass im Bedarfsfall nutzen. Die Nutzergruppe der zweiten Querungshilfe ist etwas größer. Und nimmt die Hilfe werktäglich in Anspruch: auf der Rückseite der Firma KHS. Dort queren Autofahrer als Fußgänger die Gensinger Strasse, nachdem sie ihr Auto auf dem flußseitigen Parkplatz abgestellt haben. So eine Querungshilfe wünscht sich seit Jahren auch der Planiger Ortsbeirat.
Und zwar für die Mainzer Strasse zwischen Jupiterstrasse und Im Mahlborn. Am 18. April stand das Thema wieder einmal auf der Tagesordnung. Ortsvorsteher Dirk Gaul-Roßkopf war es gelungen, sowohl den zuständigen Beigeordneten Markus Schlosser als auch den für verkehrsrechtliche Anordnungen zuständigen Abteilungsleiter im Ordnungamt, Rudi Beiser, als sachverständige Gastredner zu gewinnen. Zusätzlich hatte das Tiefbauamt Entwürfe und eine erste Kostenschätzung übermittelt.
Demnach soll die Querungshilfe 183.000 Euro kosten. Die Mitglieder des Ortsbeirates reagierten fraktionsübergreifend geschockt auf diese Zahl. Ortsvorsteher Gaul-Roßkopf faßte die Verärgerung in der Feststellung zusammen: “teuer planen, um es nicht ausführen zu müssen”. Zuvor hatte Gerhard Merkelbach (Faire Liste) fassungslos gefragt: “wie kommen die auf diese Riesensumme?” Ahmet Dasli (SPD) stellte bedient fest: “dafür kann man ja ein Haus bauen”. Und fragte: “wie kommen diese Kosten zustande?”
Jeanette Schnorrenberger (Faire Liste), wie der Ortsvorsteher mit Fachausbildung und Berufserfahrung ausgestattet, kam zu einem ähnlichen Ergebnis: “hier wurde gerechnet, damit es gar nicht machbar ist”. Dr. Peter Metzger (CDU) machte der Verwaltung den Vorwurf, das “Schutzziel, die Kita- und Schulkinder, vollkommen aus den Augen verloren zu haben”. Geradezu provoziert hat die Mitglieder des Ortbeirates die Begründung der Amtspersonen für die hohen Kosten. So müsse die Querungshilfe eine Breite von 2,5 Metern haben.
Diese Breite des Mittelteils führt dazu, dass an den beiden Strassenseiten die Baumaßnahmen aufwändiger und damit teurer ausfallen. Würde die Planiger Querungshilfe so schmal ausgeführt, wie in der Gensinger Strasse, wäre der Aufwand und damit die Kosten wesentlich niedriger. Den verbalen Sturm aufs Stadtbauamt verhinderte Markus Schlosser mit der Zusage, der für die 183.000-Euro-Planung verantwortliche Abteilungsleiter werde in der nächsten Ortsbeiratssitzung Rede und Antwort stehen.