Die Angst der Oberbürgermeisterin vor einem Schnapper

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

SPD, Grüne, FDP/Faire Liste und Linke haben gestern Abend im Hauptausschuß den Weg freigemacht für den Kauf des ehemaligen Telekomgebäudes (Brückes 2-8). CDU, AfD und FWG/BüFEP enthielten sich und machten Bedenken gegen das Immobiliengeschäft geltend. Mit diesem Beschluß ist wahrscheinlich, dass das kombinierte Miet- und Kaufgeschäft auch am Donnerstag kommender Woche im Stadtrat eine Mehrheit findet. Bis Ende März 2022 soll das komplette Gebäude angemietet werden. Für deutlich unter 500.000 Euro im Jahr. Und dann zum 1. April 2022 gekauft. 6,3 Millionen Euro will die Ausschußmehrheit dafür bezahlen.

Zuschüsse auf den Kaufpreis könnten in Höhe bis zu 60% über die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion ADD aus Landes(steuer)mitteln kommen und damit die von der Stadt aus Eigenmitteln aufzubringende Summe mindern. Die Oberbürgermeisterin engagiert sich seit Monaten für den umstrittenen Immobilien-Deal und möchte ihn so schnell wie möglich unter Dach und Fach bringen. Die Angst der Dr. Kaster-Meurer: ein Investor mit Liquidität überbietet die Stadt und schnappt sich das Haus als Anlageobjekt. Ordnungs-, Rechts- Sozial- und Standesamt sind derzeit in dem Gebäude untergebracht. Stimmt der Stadtrat dem Erst-Miet-dann-Kaufgeschäft zu, soll auch die derzeit in der Viktoriastrasse untergebrachte Bauverwaltung in den Brückes umziehen.

Großprojekt zwischen Mühlen- und Viktoriastrasse

Deren Chef Klaus Christ sprach sich gestern Abend wenig überraschend erneut für die Verwaltungsvorlage aus. Für das stark sanierungsbedürftige alte Verwaltungsgebäude träumt die Verwaltung von einem Verkaufserlös in Höhe von 750.000 Euro. In Fachkreisen löste diese Erwartung Heiterkeit aus, da der Sanierungsaufwand in siebenstelliger Größenordnung liegt. Ein Kaufinteresse käme daher nur für einen Großinvestor in Frage, der dann aber auch den Parkplatz Kilianstrasse, das Verwaltungsgebäude der Stadtwerke und das in zwei Wintern freiwerdende Hallenbad zum Zwecke der Grundstücksarrondierung übernimmt. Und dann den Bereich zwischen Mühlen- und Viktoriastrasse ganz neu beplant.